Bei den US-Amerikanern kann man nie sicher sein, worauf stilistisch als nächstes der Fokus gelegt wird. Doch diesmal ist es anders, da neben den eingesetzten Folk-Elementen und dem Spagat zwischen eingefügten, teils dominanten Ambient- und Post Rock-Zutaten der Metal etwas mehr im Vordergrund steht.
MARROW OF THE SPIRIT kann somit ganz vorsichtig als die bis dato massivste Veröffentlichung von Agalloch bezeichnet werden. „Massiv“ hinsichtlich der treibenden Kraft, die durch die variable Vermengung konsequent nach vorne geht. Dennoch ist die typische Mehrschichtigkeit nicht verloren gegangen, die fünf Songs und das weitläufige Intro sind allesamt in ihrer Grundstimmung sehr weich und warm.
Die zumeist um die zehnminütigen Sound-Monster werden in ihren Einzelteilen bis aufs letzte Körnchen ausgekostet, ‘Black Lake Nistång’ stellt mit seinen 17:34 Minuten Spielzeit dabei den Königs-Track von MARROW OF THE SPIRIT dar: Hier zentrieren Agalloch all ihre künstlerischen Ausdrucksmöglichkeiten, bauen den Song in aller Ruhe auf, bis aus Zerbrechlichkeit zuerst Verzweiflung, dann die Verlorenheit in sich selbst gefunden wird und er schließlich vollends implodiert.
Ähnlich grandios präsentiert sich das abschließende ‘To Drown’ mit prächtigem, machtvollem Finale. Im Großen und Ganzen kann man Agalloch zugute halten, dass sie zielgerichtete, musikalisch facettenreiche, hochqualitative Songs verfassen, ohne sich zu verfransen. Aber gelegentlich agieren sie doch etwas zu langatmig.
Thomas Sonder
Diese und viele weitere Rezensionen gibt es in der Dezember-Ausgabe des METAL HAMMER.
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