AC/DC Black Ice

Heavy Metal, Columbia 15 Songs / 17.10.2008

6.0/ 7
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Foto: Columbia

Acht Jahre hat es gedauert – nun sie sind zurück: die Stadion-Sterneköche der dampfenden Stampfkartoffeln, die Pub-Propheten des harten Blues, die Proleten-Apologeten alter Rotz-Rock-Schule. Wie die Ramones und Motörhead gehören AC/DC zu jener seltenen Spezies von Bands, der das Experimentier-Gen fehlt: Wo AC/DC drauf steht, ist AC/DC drin – und sonst nichts.

Aber seien wir mal ehrlich: vermeintliche Verbesserungen oder Innovationen wie zum Beispiel alkoholfreies Bier mit Papaya-Geschmack oder fettlose fleischfreie Frikadellen haben sich auch nicht als gute Idee erwiesen, geschweige denn erzielen sie das gewünschte Resultat. So bleibt die Rock’n’Roll-Rezeptur auch hier wieder schön auf das Wesentliche konzentriert – und macht damit Fans glücklich.

Ja, BLACK ICE ist erheblich besser als BALLBREAKER (1995) oder STIFF UPPER LIP (2000). Brian Johnson liefert seine beste und facettenreichste Gesangsleistung seit langem ab, die Riffs sind knackig, die Hooks stehen stramm, die bellenden Backing-Chöre sind zurück, und der Textsack ist wieder prall gefüllt mit subtilen Sex-Metaphern. Während Drummer Phil Rudd – ein begrüßenswerter Stoiker hinter dem Schlagzeug – auf der Mid-Tempo-Bahn den schnörkellosen Stiefel unbeirrt durchzieht und Basser Cliff Williams pointiert Pfund gibt, sind Johnson und die Gebrüder Young einmal mehr die heldenhaften Hauptakteure des Albums.

Dank gebührt dazu noch Produzent Brendan O’Brien (Bruce Springsteen, Pearl Jam, Velvet Revolver), der – im Gegensatz zu seinen beiden Vorgängern Rick Rubin und George Young – AC/DC im Jahre 2008 mit einer pumpenden und gleichsam puristischen Produktion auf dem richtigen Fuß erwischt hat. ‘Rock’n’Roll Train’ – erste Auskoppelung und Album-Opener – dürfte mittlerweile ja ebenso hinlänglich bekannt sein wie die Tatsache, dass es sich hier um die beste Single der Band seit 1990 handelt. Mit ‘Skies On Fire’, einem melodischen Mid-Tempo-Mantra, geht es anschließend munter weiter.

Das darauf folgende ‘Big Jack’ kann schon jetzt als künftiger Klassiker in dem an selbigen nicht gerade armen Kanon der australischen Instanz gerechnet werden: Mit einem Stones-mäßigen ‘Brown Sugar’-Gitarren-Riff im Ohrwurm-Chorus gesegnet, ist das Zufriedenheitsgrinsen garantiert. ‘Anything Goes’ erweist sich dann als ungewohnt glamouröse Angelegenheit, die mit ‘Born In The USA’-Referenz-Strophe Def Leppard zeigt, wer hier immer noch der Boss ist – herrlich. ‘War Machine’ hingegen brodelt anfänglich bluesig finster vor sich hin und erinnert an frühere Großtaten. Nicht ganz von diesem Kaliber ist ‘Smash’n’Grab‘, welches mit seinem Bridge-Arrangement fast einen gehört/gefühlten Bläser-Einsatz halluzinieren lässt. Erst mit ‘Spoilin’ For A Fight’, einer ziemlich belanglosen Füller-Nummer, kommt BLACK ICE das erste Mal etwas in Stocken – nur um dann wieder Fahrt aufzunehmen: mit dem schon besseren Boogie von ‘Wheels’ sowie ‘Decibel’, das streckenweise klingt, als würden die Quireboys das von Joe Cocker bekannt gemachte ‘You Can Leave Your Hat On’ covern.

‘Stormy May Day’ überrascht mit amerikanischer Attitüde und feiner Southern-Slide-Gitarre und hätte auch auf dem LONG COLD WINTER-Klassiker der AC/DC-Jünger Cinderella nicht deplatziert gewirkt. Für alle, die es bislang noch nicht kapiert haben, erfolgt mit ‘She Likes Rock’n’Roll’ noch mal die kurze Erinnerung, worum es schon immer in erster Linie ging. Mit ‘Money Made’ geht der Tanz mit der zweitwichtigsten Sache der Welt wieder recht amerikanisiert weiter, dafür sorgt allein schon das Banjo-artige Square Dance-Gitarrenspiel im Refrain. Und dann kommt es: ‘Rock’n’Roll Dream’ ist die ungewollte Überraschung des Albums, ein halb-balladesker Blues-Bastard aus Free/Bad Company und Led Zeppelin. ‘Rocking All The Way’ ist wiederum ganz klassisch AC/DC und eine grundsolide Nummer mit Chuck-Berry-Gedächtnis-Gitarre.

Und wenn dann mit ‘Black Ice’ zum Ende die imaginären Kanonen im Kopf Salut schießen, weiß man, dass AC/DC alles richtig gemacht haben. Ob das mit 15 Songs bislang längste Album der Australier in klassisch kompakterer Form vielleicht noch besser geworden wäre, als es sowieso schon ist, sei dahingestellt. Unterm Strich gilt, dass die Jungspunde von Airbourne mit RUNNIN’ WILD in diesem Jahr vielleicht das ungestümere, wildere und schnellere, aber nicht das langfristig befriedigendere Album gemacht haben. Denn die Herren Johnson und Young beweisen eindringlich, dass Erfahrung, Abgeklärtheit und Altersweisheit in allen Lagen immer noch die unschlagbareren Qualitäten sind. Und überhaupt – wer hat es erfunden? Nein, nicht Krokus. AC/DC waren es.

 


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