BLIND RAGE ist das dritte Studioalbum der deutschen Dampframmenkapelle Accept seit ihrem erfolgreichen Comeback vor fünf Jahren ohne ihre einstige Galionsfigur Udo Dirkschneider, der durch den US-Amerikaner Mark Tornillo ersetzt wurde. Zum dritten Mal ein Werk, das in Nashville von Gitarrist Wolf Hoffmann und Bassist Peter Baltes komponiert und zum dritten Mal nacheinander von Andy Sneap produziert wurde.
Accept gehen also auf Nummer sicher, lassen klanglich nichts anbrennen und weichen auch stilistisch kein Jota von den Direktiven der beiden Vorgänger BLOOD OF THE NATIONS (2010) und STALINGRAD (2012) ab. Die gute Nachricht: Hohes Niveau ist auf BLIND RAGE in jeglicher Hinsicht garantiert. Der Sound perfekt, das Songwriting einwandfrei, und die Performance ohne Fehl und Tadel. Dies gilt dementsprechend auch für die personelle Situation:
Neben Hoffmann, Baltes und Tornillo, welcher sich mittlerweile den Respekt und die Zuneigung aller Accept-Fans redlich verdient hat, tragen auch Gitarrist Herman Frank, vor allem aber Schlagzeuger Stefan Schwarzmann zur großen Beständigkeit bei. Wobei Schwarzmann als Taktgeber des stoisch marschierenden Teutonen-Metal eine besondere Bedeutung für das dynamische Treiben der Band hat: Spielt er zu laid back, verlieren die Songs an Kontur und Kraft. Trommelt er allzu exakt, verkümmern die Grooves zum lieblos-maschinell hetzenden Parademarsch, dem durch seine Stechschritt-Aura die Lebendigkeit abhandengekommen ist. Doch der versierte Drummer weiß genau, was die Solinger Stahlschmiede von ihm erwartet, und macht den Hoffmann’schen Riff-Attacken ebenso mächtig Beine wie Baltes’ knochentrockenen Bass-Grooves.
Wer Accept liebt und/oder geradlinigen Power Metal in sein alltägliches Morgengebet eingeschlossen hat, bekommt mit Songs wie ‘Dying Breed’, ‘Bloodbath Mastermind’ oder ‘Fall Of The Empire’, vor allem aber dem AC/DC-Soundalike ‘From The Ashes We Rise’ die gewünschte Vollwertkost. Okay, die erste Single ‘Stampede’, die zugleich das Album eröffnet, ist nicht unbedingt der Stein des Weisen und fungiert vermutlich in erster Linie als Appetizer – denn die tärksten Nummern des Albums sind eindeutig andere.
Einziges wirkliches Manko von BLIND RAGE: Auf Überraschungen, ob gewünscht oder unliebsam, verzichten Accept vollends. Diesbezüglich hat Udo Dirkschneider die Nase vorn, denn dessen aktuelle Studioscheibe STEELHAMMER (2013) verblüfft mit einigen ungewöhnlichen Arrangements und kompositorischen Risiken, die man sich von Accept zumindest in Ansätzen auch gewünscht hätte.
Auf BLIND RAGE heißt es dennoch: elf Mal volle Energie, elf Mal druckvoller Riff-Metal – also elf Mal genau das, was die Fans von Accept hören wollen.
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