28 DAYS LATER gilt als Renovator des angestaubten Zombie-Films. Jetzt kommt der Nachfolger in die Kinos und geht gleich mehrere Schritte weiter.
Mit kleinem Budget gedreht, war 28 DAYS LATER ein Überraschungserfolg. Diesen Erfolg nimmt 28 WEEKS LATER gleich mit und bricht aus dem kleinen Nischenfilm aus. Es wird geklotzt – Understatement war gestern. Da darf dann auch mal die Londoner Innenstand mit abstoßend schönen Bildern in ein Feuerinferno verwandelt werden und der Luftangriff im Tiefflug über die Stadt jagen.
Aber – und das ist neben der Optik der eigentlich Pluspunkt – auch psychologisch hat der Film mehr zu bieten, als typische Metzel-Werke. Im Mittelpunkt stehen nämlich nicht die Zombies, die Fetzen aus lebenden Körpern beißen und reißen, sondern die Psyche der Überlebenden, die in totaler Isolierung und Angst mit der Gewissheit umgehen müssen, dass es das Leben, wie sie es kannten, nicht mehr gibt. Grobe und verwackelte Bilder in Nahaufnahme und der ständig wiederkehrende Blick durch den omni-präsenten Überwachungs-Overkill stellen das angespannte Verhältnis vom Mensch zu seiner veränderten Umwelt dar.
Am deutlichsten verkörpert wird diese Innensicht durch Don (Robert Carlyle) und seine Familie. Die Kinder sind dank einem Schulausflug außerhalb von England, als der Rage-Virus ausbricht und für die Zombie-Seuche sorgt. Don und seine Frau konnten sich auf einem klaustrophobischen Cottage verstecken – bis natürlich auch dort angegriffen wird und die Kamera die beengende Finsternis des Hauses mit der tödlichen Außenwelt kontrastiert.
Dann: Zeitsprung. England wurde isoliert, die Infizierten töten jeden und verhungern anschließend. Zur Re-Zivilisierung richten amerikanische Truppen in London eine erste Sicherheitszone ein, in der nach und nach immer mehr Menschen unterkommen – auch Dons Kinder. Sie sollen fortan mit ihrem Vater im futuristischen Hochhaus-Komplex leben, während Londons weitläufige anderen Stadtbezirke absolut tabu sind.
Dass der Virus trotz der angenommenen Ausrottung zurückkommt, versteht sich von selbst. Und die Geschwindigkeit mit der er sich verbreitet, ist beängstigend – selbst im Kinosessel. Dass die Geschichte von 28 WEEKS LATER simpel gehalten ist und die Dialoge etwas steif wirken, sind Nebensächlichkeiten, denn die gehetzte Atmosphäre, die ständig zwischen Sehnsucht nach Ruhe und Normalität, Beklemmung und rücksichtsloser Gewalt hin und her pendelt, schafft, wozu mittlerweile kaum ein Zombie-Film mehr in der Lage ist.
28 WEEKS LATER verstört, macht Angst und lässt keine Ruhe – die erhoffte Frischzellenkur für ein überalterndes Genre, das in seiner Extremität längst vom neuen Horror á la Saw abgelöst wurde.
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