Es passiert nicht allzu häufig, dass das Herz zu hüpfen anfängt, wenn ein neues Album angekündigt wird. Doch der Nachfolger des grandiosen Scars On Broadway-Debüts schafft das. Und, was noch schöner ist: Die Aufregung hat sich gelohnt. DICTATOR nimmt alles wieder auf, was SCARS ON BROADWAY 2008 so spannend gemacht hat: Unglaublicher Melodiereichtum, der dennoch nie abgedroschen wirkt, Melancholie, die nicht aufgesetzt klingt und Songs, die so zupackend arrangiert sind, dass man gar nicht anders kann als Fäuste und Hüften in Bewegung zu setzen.
Viele haben Scars On Broadway als System Of A Down-Nebenprojekt betrachtet, doch für mich ist es sogar mit Abstand die bessere, weil noch authentischere Band. Erwartungsdruck? Gibbet nicht. Dafür aber einen Songwriter, der schlicht Lust hat, loszulegen und sich auf höchstem Niveau auszukotzen. Bitte, gerne. Der Albumname DICTATOR führt dabei sogar etwas in die Irre – die Platte ist viel weniger politisch, als man das aufgrund des Titels und der täglichen Tagesschau-Horrordosis denken würde. Textlich sind die Songs persönlich-ironisch bis gesellschaftskritisch, und stilistisch sogar etwas breiter gefächert als das Debüt. Viele Spielereien und Inspirationen aus anderen Genres hat Malakian miteingebaut (‘Angry Guru’).
Insgesamt schlägt DICTATOR sogar einen etwas harscheren Ton an, die alte Kennedys-Schule dient oft als Vorbild (‘We Won’t Obey’). Aber ohne Melodien geht natürlich nichts: Die erste Single ‘Lives’ hat es bereits deutlich gemacht, und es geht sogar noch mehr – in ‘Guns Are Loaded’ oder ‘Till The End’, etwa. Dass beides zusammengeht, das Raue und unbedingt Massentaugliche, ist Malakians großes Talent. Selten so viel Spaß daran gehabt, jemandem dabei zuzuhören wie er alles rauslässt, was nervt.
Weitere Stimmen aus der METAL HAMMER-Redaktion:
Ähnlich wie Alice In Chains, wenngleich mit doppelt so langer Wartezeit, beweist auch Malakians Zweit-Band, dass Qualität über Quantität obsiegt. Es ist extrem erfrischend zu hören, dass sich der singende System Of A Down-Gitarrist thematisch und musikalisch der armenischen Agenda, globaler Gesellschaftskritik sowie einer packenden Punk-Metal-Fusion weiterhin verpflichtet fühlt und eine passionierte Platte präsentiert, deren Spektrum von ansteckend angepisst bis feinfühlig fragil reicht. (Frank Thießies, 6 Punkte)
Daron Malakian, der Macher hinter dieser Band, weiß, wie er seine Fans auch im Jahr 2018 noch überraschen kann. War das Debüt des System Of A Down-Gitarristen 2008 schon eine Granate, ist DICTATOR eine Bombe. Nicht nur inhaltlich behandelt dieses Album persönlich-politischen Sprengstoff, auch stilistisch zieht der rohe Mix aus Dead Kennedys-Flair, System Of A Down’schen Strukturen und knallharten Riff-Wogen den Gehirnschmalz ordentlich auf links – tolle Skinny Puppy-Cover-Version inklusive. Anwärter auf das Album des Jahres! (Thorsten Zahn, 7 Punkte)