Rammstein in Berlin: Warum das Heimspiel magisch war!

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Als Teil ihrer Sommer-Tournee, bei der Rammstein vor allem auf europäischen Festivals Halt machen und dort als Headliner die Äcker niederbrennen, wurden auch zwei Berlin-Shows in der imposanten Waldbühne angesetzt, die innerhalb kürzester Zeit ausverkauft waren. Auch die Karten für das dritte, daraufhin zusätzlich anberaumte Konzert waren zügig vergriffen – kein Wunder, sind Rammstein-Heimspiele doch selten und gleichzeitig zentraler Bestandteil der Band-Identität, wie nicht zuletzt die legendäre DVD LIVE AUS BERLIN beweist.

Fans die bereits Shows der Band auf den Festivals gesehen haben, durften sich aber nicht auf Überraschungen einstellen: Die Setlist und der Show-Ablauf entsprach auch vor heimischer Kulisse dem der übrigen Konzerte. Da wir bereits während des Hurricane ausführlich über die epischen Show-Momente, die grandiose Lichtshow, den hervorragenden Sound und die unwirkliche Live-Präsenz von Rammstein im Jahre 2016 berichtet berichtet haben, ersparen wir euch an dieser Stelle eine erneute Auflistung der Highlights und verweisen dafür auf unseren Festival-Bericht vom verregneten Acker in Niedersachsen.

Stattdessen möchten wir einen Blick auf die bis auf den wirklich allerletzten Winkel ausverkaufte Waldbühne werfen, die mit ihren steilen Freilicht-Tribünen und ihrer monumentalen, ärgerlicherweise von den Nazis entworfenen, Architektur die vermutliche beste Kulisse für ein Rammstein-Konzert bietet, die es jemals gegeben hat. Denn selten hat die martialische Show mit ihren flammenden Effekten so intensiv und gleichzeitig so organisch gewirkt, wie in dem Hexenkessel-Trichter direkt vor der Bühne. Es gibt wohl neben der Waldbühne und Ferropolis nur wenige Orte auf der Welt, an denen die gigantischen Flammenwerfer nicht wie ein Showeffekt, sondern wie ein selbstverständlicher Bestandteil der Umgebung wirken. Die großen, industriell wirkenden Lichtträger und Nebel-Schläuche verschmelzen mit der bunkerähnlichen Bühnenanlage zu einem großen Ganzen, was Rammstein beinahe zu einem Teil des Amphitheaters an sich werden lässt. Die Waldbühne beeindruckt mit ihrer martialischen Ästhetik. Wo wäre diese Band besser aufgehoben?

Und dann ist da natürlich das Publikum: 22.000, die, anders als auf einigen Festivals, bei denen ein Teil der Zuschauer nur wegen der Schockeffekte vor der Bühne steht, jede Textzeile kennen. Die bei ‘Reise Reise’ das in den Refrain einleitende “Ahoi” zu einem Sturm werden lassen. Welche die gesangliche Führung von Till Lindemann bei ‘Mein Herz brennt’ eigentlich überflüssig werden lassen. Die bei ‘Seemann’ aus voller Kehle einstimmen und die bei ‘Amerika’ im Konfettiregen tanzen. 22.000, die über die volle Spielzeit auf den steilen Stufen des Amphitheaters stehen und begeistert jeden Moment dieser Show in sich aufsaugen und nach dem Ende des frenetisch bejubelten ‘Engel’ sogar die sanfte Klavier-Rausschmeißer-Version von ‘Ohne Dich’ aus ganzem Herzen mitsingen, als das Licht schon längst wieder an und die Show beendet ist.

Vielleicht hat diese unbändige Leidenschaft auch mit der drastischen Einschränkung des Schwarzmarktes durch die Personalisierung der Tickets zu tun: Jeder Besucher musste sich namentlich registrieren, der Weiterverkauf war untersagt. So hatten durch den großen Andrang nur Fans Zugang, die sich intensiv und frühzeitig mit dem Bestellvorgang beschäftigt hatten. Geschadet hat es nicht: Die ausverkaufte Waldbühne bot dieser einmaligen Band an diesem Wochenende eine einmalige Kulisse. Es waren die ersten Rammstein-Shows an diesem Ort. Es waren hoffentlich nicht die letzten!

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