Primordial Interview: Sänger Alan zum re-Release von IMRAMA

von
teilen
twittern
mailen
teilen

METAL HAMMER: Gibt es einen speziellen Grund, warum IMRAMA jetzt – 14 Jahre nach seiner Erstveröffentlichung – wieder veröffentlicht wird?

Alan: Der ist eigentlich ganz simpel. Wir haben nach all diesen Jahren die Rechte zurückbekommen und wir wollten nicht, dass die einzige erhältliche Version eine Art Plagiat ist. Jetzt haben wir letztendlich die Kontrolle über unsere Kunst. Einige Leute, die sich heute mit der Band beschäftigen, taten es damals noch nicht und sind sich unserer langen Geschichte nicht bewusst. Also ist es an der Zeit, sie für jeden wieder zugänglich zu machen. Wir sind eines der Originale dieser musikalischen Spezies.

METAL HAMMER: Primordial waren eine der ersten Bands, die Black Metal mit Elementen des Folk und paganen Themen gemischt haben. Heute ist dies ein eigenes Genre. Fühlt ihr euch ein bisschen wie Späher, die wussten, dass sich diese Szene entwickeln würde?

Alan: Wir sind eines der Originale. Das kann man nicht leugnen. Damals wussten wir einfach, dass wir unsere Beziehung zu unserer Kultur und Geschichte mit epischem Black Metal vermischen wollten. Wir haben gar nicht bemerkt, dass wir das 15 Jahre vor der Entwicklung eines Trends gemacht haben. Wir wurden von Bathory und Sabbat dazu inspiriert, Kultur und extremen Metal zu verbinden. Für uns alle war das nichts Seltsames.

METAL HAMMER: Der Sound der alten Songs wurde neu gemastert. Heißt das nun, dass der Sound der Neuveröffentlichung so ist, wie er schon 1995 hätte sein sollen?

Alan: Nein. Der Sound wurde 2004 nur ein bisschen neu gemastert. Er wurde etwas lauter gemacht und der Bass etwas mehr hervorgehoben. Der eigentliche Sound und das Klangbild sind dieselben. Ich mag es nicht, wenn man Frequenzen und Schlagzeugspuren verändert. Das Album wurde für etwa 2.500 Pfund Sterling auf zwei portablen acht Spuren auf ein ½ Inch Band aufgenommen und so klingt es auch! Wir haben es so gelassen, wie es war.

METAL HAMMER: Wie sahen die Aufnahmesituationen 1994 aus? Als Untergrundband mit einem kleinen Label, das Debüt…

Alan: Es war das reinste Chaos. Irland war damals ein armes Land. Wir besaßen keine anständigen Instrumente und hatten absolut keine Erfahrung. Wir haben zusätzliches Equipment für das kleine Studio gemietet, in dem wir auch schon unser Demo aufgenommen hatten. Aber es war alles sehr amateurhaft. Wir haben mit dem gearbeitet, was wir hatten und IMRAMA erblickte trotz aller Verwirrung und Chaos das Licht der Welt. Wir waren jung und aufgeregt, ein Album aufzunehmen, deswegen haben uns unser Energielevel und der Glaube daran, dass wir etwas erreichen können, durch all die Widrigkeiten gebracht. Wir hatten damals einige Angebote, aber Cacophonous schien damals die beste Wahl zu sein. Ich bereue sie nicht.

METAL HAMMER: Viele Besitzer des originalen IMIRAMA-Albums und der DARK ROMATICISM-Demo sind stolz darauf, diese eher seltenen Stücke zu besitzen. Jetzt können sie viele durch die Neuveröffentlichung kaufen. Wie denkst du als Fan und Sammler von Neuveröffentlichungen alten Materials?

Alan: Wenn du die Originale besitzt, dann sei stolz darauf. Wir verlangen ja nicht von euch, dass ihr losrennt und euch die neue Version kauft. Das ist allein eure Entscheidung. Ich denke, dass alte Fans der Band wollen, dass diese Alben in diesem neuen Format für jüngere Fans erhältlich sind, damit sie sehen, woher wir kommen. Das ist viel wichtiger als schon lange gelöschte Musik, die nur herumliegt und in einem Regal verstaubt.

METAL HAMMER: Ihr habt euren Vertrag mit Cacophonus Records angeblich durch eine Live-Aufnahme bekommen. War das die Aufnahme, die nun in der Neuveröffentlichung enthalten ist?

Alan: Nein, das war sie nicht. Aber das ist ein gutes Thema. Ich bin mir nicht sicher, was aus der Aufnahme geworden ist. Es war ein Tape mit einem Konzertmitschnitt von fünf neuen Songs aus dem Jahre 1994, als wir ein paar Shows mit Decomposed und Korpse hier in Irland gespielt haben. Dieses Tape, die Demo und ein paar gute Worte von Dani Filth haben uns zu diesem Plattenvertrag verholfen. Seltsam aber wahr!

METAL HAMMER: Nicht alles, was man von Cacophonous Records gehört hat, war gut. Hast du den Kontakt mit ihnen jemals bereut?

Alan: Nicht wirklich. Wir waren jung und haben eben Fehler gemacht. Ich bereue, dass wir nie Interviews gegeben oder Promo gemacht haben. Das hätten wir tun sollen. Und dass wir damals nicht getourt sind. Aber das Album hat sich trotzdem gut verkauft und uns einen Platz auf der Metal-Landkarte verschafft. Das Leben ist einfach zu kurz, um irgendetwas zu bereuen. Wichtig ist, dass ich heute – 15 Jahre später – IMRAMA mit dem METAL HAMMER diskutiere und eine ganze neue Generation das Album das erste Mal hören wird.

METAL HAMMER: Wenn du zurückdenkst: Was war der größte Fehler, den Primordial bis heute gemacht hat?

Alan: Ich bereue eigentlich nichts wirklich. Wir sind nach all den Jahren und Alben immer noch hier. Und wir wachsen immer noch, und das mit einem intakten Ruf. Das ist viel wichtiger als bei den schlechten Dingen zu verweilen oder alle Fehler aufzulisten.

METAL HAMMER: Was war bis dato das Highlight eurer Karriere?

Alan: Zum Glück kann ich sagen, dass es viele Highlights gegeben hat. Es war zum Beispiel ein sehr großer Moment für mich, als ich IMRAMA 1995 endlich in meinen Händen hielt.

Auch alle Aufnahmen und das Hören von Songs, wenn sie zum ersten Mal an Form gewinnen.

Touren, Festivals. Freundschaften zu schließen und verschiedene Orte zu sehen.

Selbst die negativen Erfahrungen haben meinen/unseren Charakter geprägt und uns hoffentlich zu weiseren und stärkeren Menschen gemacht.

METAL HAMMER: 1995 war Irland noch ein schwarzer Fleck auf der internationalen Metal-Landkarte. Welche Erinnerungen hast du noch an die damalige Szene?

Alan: Wir haben 1991 angefangen und damals war alles noch viel verworrener. Ich, die Leute von Primordial und noch eine handvoll anderer Leute haben damals mehr oder weniger allein eine Szene geschaffen. Die Rockstar-Attitüde der 1980er Jahre war tot. Wir haben sie unter den Teppich gekehrt und eine neue DIY-Szene (Do it yourself???) geschmiedet. Wir haben kleine Shows organisiert, Magazine entwickelt, Tapes verteilt und Bands gegründet. Die Szene, die hier heute existiert, und die Plattform, die Bands heute haben, wurde durch die Arbeit von Leuten wie mir und Bands wie Primordial geschaffen, die Türen geöffnet und Ansichten verändert haben.

METAL HAMMER: Wie hat sich die Szene in den letzten 15 Jahren verändert?

Alan: Gewaltig. Das Internet hat einfach alles verändert – zum Guten wie zum Schlechten. Es ist nun leichter, auf Bands zuzugreifen und neue Musik zu hören, aber es hat auch die Bedeutung der Musik abgewertet und den Fleiß und die Aufopferung abgeschafft. Metal ist zu einem Klingelton und zu einem Zusatz bei MySpace geworden. Er ist auch viel modebewusster als damals. Du hast dich damals als Angehöriger einer echten Subkultur gefühlt. Heute scheint alles vom Mainstream und von den Werten des Mainstream konsumiert zu werden. Es gibt viel mehr Zynismus und Ironie. Es gibt jedoch immer noch großartige Bands da draußen und Menschen mit dem richtigen Geist. Du musst einfach nur tiefer graben…

METAL HAMMER: Es gibt fast keine großen Metal-Bands aus Irland. Warum?

Alan: Das ist schwer zu sagen. Zum einen sind wir ein unmodisches Land. Wir sind zum Beispiel keine Skandinavier, deswegen beachten die Deutschen vielleicht Bands aus Irland weniger, haha. Die Skandinavier tragen die Verantwortung – Lass uns darüber ehrlich sein! Es liegt wohl auch an der geographischen Lage. Irische Bands können nicht einfach in ein Auto steigen und am Wochenende Shows jenseits der Grenze spielen.

Vielleicht waren die Iren in der Vergangenheit auch ein bisschen nachlässig damit, ihre Instrumente richtig zu beherrschen. Wir besitzen auch keine soziale Struktur, die Kinder unterstützt, Musik zu machen.

METAL HAMMER: Welche zeitgenössischen irischen Bands sollten Metalheads sich mal anhören?

Alan: Geh auf www.metalireland.com und du kannst alle Links selbst auschecken.

teilen
twittern
mailen
teilen
Die besten Folk-/Pagan-/Viking-/Mittelalter-Alben 2024

Sämtliche Bestenlisten findet ihr in der aktuellen METAL HAMMER-Januarausgabe. Ihr bekommt METAL HAMMER 01/2025 am Kiosk oder indem ihr das Heft bequem nach Hause bestellt. Noch einfacher und günstiger geht’s im Abo! *** Keine METAL HAMMER-Ausgabe verpassen, aber nicht zum Kiosk müssen: 3 Hefte zum Sonderpreis im Spezial-Abo für nur 9,95 €: www.musik-magazine.de/metal-hammer Ladet euch die aktuelle Ausgabe ganz einfach als PDF herunter: www.metal-hammer.de/epaper Du willst METAL HAMMER lesen, aber kein Abo abschließen? Kein Problem! Die aktuelle Ausgabe portofrei nach Hause bestellen: www.musik-magazine.de/metal-hammer-kat/shop *** Bestens informiert über dieses und alle weiteren wichtigen Themen im Metal bleibt ihr außerdem mit unserem…
Weiterlesen
Zur Startseite