Powerwolf: Hunger nach mehr

von
teilen
twittern
mailen
teilen

Das komplette Interview mit Powerwolf findet ihr in der METAL HAMMER-Augustausgabe 2024, erhältlich am Kiosk oder indem ihr das Heft bequem nach Hause bestellt. Noch einfacher und günstiger geht’s im Abo!

Moralverfall und Ketzerei

Man gewinnt den Eindruck, dass sich Powerwolf lyrisch immer tiefer in gewisse Themenwelten hineinbewegen. WAKE UP THE WICKED führt dies beispielhaft vor Augen. Das Werk beginnt mit zwei sehr typischen Stücken, die sich beide doppeldeutig lesen lassen: ‘Bless ’Em With The Blade’ und ‘Sinners Of The Seven Seas’ spielen lose mit Kreuzzug- beziehungsweise Missionierungsmetaphorik. Bei Ersterem drücke sich dies auch musikalisch aus, sagt Matthew Greywolf: „Wir hatten den Song und wussten, der Titel muss im Metal-klischeehaften Stil Gewalt ausdrücken.

Wir huldigen nicht der Gewalt oder rufen dazu auf, aber manchmal muss ein Metal-Titel die Brachialität der Musik ausdrücken“, so der Mann an der sprichwörtlichen Axt. Der Tastenprofi vergleicht das Eingangsstück mit einer Dampflok und bringt seine Botschaft auf den Punkt: „Der Wolf ist kein bisschen zahmer geworden!“ Greywolf nickt und gibt an, gerne Metaphorik zu verwenden, um Subtileres zu vermitteln – auch im zweiten Lied. „Wir kennen alle die Geschichte von Kolumbus und der Kolonialisierung.

Keine Faszination für Massenmörder

Es wäre langweilig, die Geschichte als solche zu erzählen. In ‘Sinners Of The Seven Seas’ geht es darum, mit vielen Idealen aufzubrechen und mit wenigen zurückzukommen.“ Auf einer anderen Ebene lassen sich beide Songs auch auf die umherziehende, Gig für Gig alle für sich einnehmende Band münzen. Die Aussage des Gitarristen dahingehend weiterzuspinnen, ab Woche vier gingen im Tourbus Ideale und Moral flöten, stößt auf Gelächter und wird im Lauf des Gesprächs immer wieder aufgegriffen – der Gedanke war aber nicht intendiert: „Das wäre dann wohl eher ‘Sinners Of The Seven Wheels’!“

Andere Nummern beziehen sich expliziter auf historische Ereignisse, Personen oder Legenden mit wahrem Kern. So berichtet Greywolf, ‘Thunderpriest’ sei lose inspiriert (nicht: handle) von der Geschichte des belgischen Priesters András Pándy, der in den Achtzigern und Neunzigern einige Morde verübte und weitere Straftaten beging, während er zugleich ungeniert sein Pries­teramt ausübte. „Es ging mir nicht darum, über diesen Menschen zu schreiben oder gar die Person zu glorifizieren – ich bin nicht sehr fasziniert von Massenmördern.

Hexenjagd

Was ich spannend fand, ist diese unfassbare moralische Doppeldeutigkeit, die stattgefunden hat.“ Schlegel fügt hinzu, der erwiesenermaßen Schuldige habe seine Verurteilung als eine Art Hexenprozess dargestellt. Dies erinnert wiederum an das vorab veröffentlichte ‘1589’, das sich mit dem als „Werwolf von Bedburg“ gejagten und zum Tod auf dem Scheiterhaufen verurteilten Peter Stump beschäftigt. Auch das im Mittelalter angesiedelte ‘Heretic Hunters’ passt zu der Thematik, die sich locker (nicht unbedingt konzeptuell) durch das Album zieht:

„Hexenjagd im weitesten Sinne – ob die Hexe jetzt eine Hexe ist, ein Werwolf oder ein Ketzer. Die Definitionen sind sehr nahegelegen bei solchen Dingen“, bringt es der Langhaarige auf den Punkt. „Im Prinzip geht es um die Verurteilung von Außenseitern – in diesem Fall Ketzern, konkret beeinflusst von den Katharern, einer christlichen Abspaltungsgruppe in Südeuropa. Ganz spannende Geschichte: Sie wurden gejagt bis in eine Enklave in den Pyrenäen, wo sie sich verschanzt haben.“

Doppelmoral

Der Keyboarder verweist auf die heute als „Katharerweg“ bekannte Wanderroute und führt darüber hinaus den in seinen Augen spannenden religionsgeschichtlichen Hintergrund der Episode an, die ebenfalls von Doppelmoral zeugt: „Anfangs ließ die katholische Kirche diese Gruppe einfach machen, bis sie immer mächtiger und größer wurde. Erst dann wurde es als Blasphemie und die Gruppe als Ketzer bezeichnet, die man auf dem Scheiterhaufen verbrennen müsse. Solche Geschichten sind umwoben von Legendenbildung, eine Mischung aus allem – das ist perfekt für uns.“

Wie dem Quintett der Spagat zwischen klanglicher Konstanz und Wagemut, historischem Tiefgang und lustvollem Augenzwinkern sowie Abenteuern in Übersee und Treue zu ihren Ursprüngen gelingt plus weitere Einblicke von Sänger Attila Dorn, US-Booker Nick Storch und Summer Breeze-Veranstalter Achim Ostertag lest ihr in der METAL HAMMER-Augustausgabe 2024, erhältlich am Kiosk oder indem ihr das Heft bequem nach Hause bestellt. Noch einfacher und günstiger geht’s im Abo!

***
Keine METAL HAMMER-Ausgabe verpassen, aber nicht zum Kiosk müssen: 3 Hefte zum Sonderpreis im Spezial-Abo für nur 9,95 €: www.musik-magazine.de/metal-hammer

Ladet euch die aktuelle Ausgabe ganz einfach als PDF herunter: www.metal-hammer.de/epaper

Du willst METAL HAMMER lesen, aber kein Abo abschließen? Kein Problem! Die aktuelle Ausgabe portofrei nach Hause bestellen: www.musik-magazine.de/metal-hammer-kat/shop
***

Bestens informiert über dieses und alle weiteren wichtigen Themen im Metal bleibt ihr außerdem mit unserem Newsletter. Einmal pro Woche flattert euch übersichtlich sortiert ein Update ins Postfach. Einfach anmelden, damit euch auch sicher nichts entgeht.

teilen
twittern
mailen
teilen
Die METAL HAMMER-Augustausgabe 2024: Powerwolf, Axxis, Rockharz u.a.

Ihr bekommt METAL HAMMER 08/2024 ab dem 26.07.2024 am Kiosk oder indem ihr das Heft bequem nach Hause bestellt. Noch einfacher und günstiger geht’s im Abo! Powerwolf Mit WAKE UP THE WICKED bringen die deutschen Metal-Prediger ihr neuntes Opus hervor. Katrin Riedl ging diesem im Gespräch mit Gitarrist Matthew Greywolf und Organist Falk Maria Schlegel auf den Grund und bat auch Sänger Attila Dorn um seine Sicht. Über das Live-Wachstum der Band äußern sich US-Booker Nick Storch sowie Summer Breeze-Veranstalter Achim Ostertag. Axxis Zum Karriereende der deutschen Hard Rock-/Metal-Institution sprach Matthias Weckmann mit Bernhard Weiss. US-Power Metal Für dieses Special…
Weiterlesen
Zur Startseite