Der durch tagelangen Regen aufgeweichte Boden ließ die An- und Abreise zu einer Geduldsprobe werden. „Fahr mal mit dem Auto so weit du kommst. Wenn du stecken bleibst, einfach warten, wir holen dich mit dem Traktor“, war die Ansage an der Zufahrt zum Zeltplatz. Wer nicht mit dem Auto kam, ärgerte sich über den nicht vorhandenen Shuttlebus am Abreise-Sonntag, weil mit Gepäck und nassen Klamotten mehrere Kilometer zum Bahnhof Bad Berka gelaufen werden mussten.
Durch das Wetter war die Crew länger als sonst mit Aufräumen und Abbau beschäftigt. Erst zwei Wochen nach dem Festival sind die letzten Spuren des Festivals beseitigt. Wir sprachen mit Party.San-Chef Mario „Mieze“ Flicke über das in allen Belangen härteste Party.San bislang.
Das Aufräumarbeiten sind beendet, das Festival ist vorbei. Wie ist Euer Fazit?
Mieze: Das Jahr 2010 war mit Abstand das schwierigste, was wir in der 15jährigen Geschichte zu bestreiten hatten. Wir haben im Dauerregen aufgebaut, hatten an drei von vier Festivaltagen Regen, und haben im Regen wieder abgebaut. Über die gesamte Zeit hatten wir ca.260 Liter Regen pro Quadratmeter, da verwandelt sich jede Wiese in ein Schlammmeer. Nur befestigte Flächen aus Beton und der Anschluss an ein Entwässerungssystem hätten helfen können. Erstmalig stand das Festival vor einem vorzeitigen Ende. Nur durch das vorbildliche Verhalten der Fans und das Engagement unserer Crew konnten wir das Festival überhaupt bis zum Ende durchführen.
Nach 2007 gab es das zweite Mal eine Schlammschlacht. Sind aus Eurer Sicht alle im Rahmen der Möglichkeiten befindlichen Maßnahmen getroffen worden, um einen reibungslosen Ablauf zu sichern?
Mieze: Das gesamte Konzept der Veranstaltung wurde nach 2007 verbessert und wir waren auch auf Regen im normalen Maß eingestellt. Hätten wir das gleiche Konzept wie 2007 umgesetzt, so hatte die Veranstaltung nicht stattgefunden. Wir sind nun mal nicht auf einem Messegelände oder in einer für Veranstaltungen vorgesehenen Location, die auf befestigten Grund aufbaut und alle Logistik in fester Bauweise bereithält.
Es gab Beschwerden von Festivalbesuchern, dass der Boden des Geländes nicht mit Stroh o.ä. abgedeckt wurde, so dass man stellenweise bis zum Schienbein im Schlamm steckte. Die Einfahrt zum Gelände und der Backstagebereich wurden mit Holzpellets ausgelegt, das Gelände nicht. Warum?
Mieze: Wir haben im Vorfeld die Verfügbarkeit von Holzschnitzeln in den Sägewerken geprüft und die zu erhaltene Menge als ausreichend empfunden. Ingesamt hatten wir 360 Kubikmeter Holzschnitzel auf dem Gelände ausgebracht, sowohl auf den Zufahrten zum Zeltplatz und den Hauptzufahrten. Bei den Dauerregen mussten wir das allerdings einstellen, da es keinen Sinn macht dort weiter Holz auszubringen. Der Schlamm wird dadurch nur noch tiefer und kann nicht mehr trocknen. Stroh kann man bei seiner Gartenparty oder vor der Bühne ausbringen, Fahrspuren kann man damit aber nicht präparieren. Außerdem war Stroh nicht verfügbar, da sich durch die Regenfälle in den letzten Wochen die Ernte verschoben hat. Keine Ernte = kein Stroh. Strohballen aus den letzten Jahren sind meist angegärt und durch diesen Vorgang für das Abdecken von Schlamm nicht geeignet. Wir haben versucht, den Backstagebereich so lange wie möglich befahrbar zu halten, damit die Versorgung und die Bandzuführung aufrechterhalten werden konnte. Aber auch diese mussten wir am Samstag aufgeben. Das Equipment musste von der Straße zur Bühne getragen werden. An dieser Stelle Danke an alle Bands, die unsere Crew tatkräftig unterstützt haben. Nur so konnte das Festival überhaupt fortgesetzt werden.
Die Einfahrt zum Zeltplatz war mit normalen PKW schwer passierbar. Wer nur Gepäck ausladen wollte, musste notgedrungen auf den Zeltplatz fahren, obwohl viele Autos stecken blieben. Warum gab es keine Parkplätze für Besucher, um das Gepäck vor dem Zeltplatz auszuladen?
Mieze: Es gab einen Besucherparkplatz, der allerdings schon nach dem ersten Tag nicht mehr passierbar war. Es erschließt sich mir nicht, warum die Eltern die Ihre Kinder bei uns abliefern, diese nicht auf der Straße absetzten, sondern unbedingt auf die Zeltplätze fahren mussten. Jeder sollte wissen, dass es bei dieser Wetterlage schwierig ist, mit dem Auto auf Wiesenflächen zu fahren.
Viele Besucher mussten am Sonntag mit ihrem Gepäck die drei Kilometer zum Bahnhof laufen. Warum gab es keinen Shuttlebus mehr?
Mieze: Am Sonntagmorgen hatte der Abreiseverkehr so viel Schlamm auf die Kreisstraße transportiert, dass der Shuttle Bus nicht mehr fahren konnte. Eine Zwischenreinigung der Straße ist bei laufendem Abreiseverkehr nicht möglich, so was dauert ca. 2 Stunden. Da muss man dem Fahrer vertrauen, dass er die Situation richtig einschätzt und nicht aus Spaß das Konzept durchbricht. Bis 10:00 Uhr ist der Gelenkbus gefahren, ab 10:45 hatten wir dann Ersatz durch zwei kleinere Busse. Es betrifft also wirklich nicht so viele Leute, bei denen wir uns allerdings nochmals entschuldigen wollen.
Was war Dein persönliches Highlight?
Mieze: Leider habe ich keine einzige Band gesehen, daher fällt es mir schwer auf Bands einzugehen. Die wahren Helden waren unsere Gäste und unsere Crew, die diese Schlammschlacht am Ende gut ausgehen ließen. Für Diese Maniacs macht es immer wieder Sinn, sich den Arsch aufzureißen.
Nach dem Party.San ist vor dem Party.San – für 2011 sind bereits Nachtmystium und Negura Bunget bestätigt.
Eindrücke vom Matsch-Gelände findet ihr oben in der Galerie.
Jakob Kranz
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