Als treibende Kraft der Seattle-Prog-Metaller Nevermore hat Gitarrist Jeff Loomis mittlerweile zahllose Fans und Bewunderer. Sein handwerkliches Können ist phänomenal, sein komplexes Songwriting ein wahrer Ohrenschmaus. Exklusiv für den METAL HAMMER erzählt er aus seinem Leben und gibt jungen Nachwuchskünstlern ein paar Tipps.
Jeff, dein kürzlich ausgetragener Online-Wettbewerb „Shred Like Loomis“ hat allen Nachwuchsmusikern gezeigt, wie außerordentlich komplex und virtuos deine Gitarren-Parts sind. Ohne profunde Technik wäre da vermutlich nichts zu machen gewesen, oder?
Technik ist ja bei weitem nicht alles, mindestens genauso wichtig sind Leidenschaft und Herzblut. Wer ausschließlich Technik prügelt, ohne seine Seele sprechen zu lassen, wird in der Musik nicht weit kommen.
Aber hätte man den besagten Shred-Wettbewerb auch mit einer qualitativ weniger hochwertigen Gitarre als deiner Schecter Signature gewinnen können?
Aber natürlich. Allerdings machen es einem wirklich gute Gitarren selbstverständlich leichter. Bei mir zum Beispiel war es ein künstlerischer Quantensprung, als ich zur siebensaitigen Gitarre wechselte. Meine erste kaufte ich in einem Laden in Amerika. Als der Vizepräsident von Schecter mich entdeckte, fragte er, ob ich ein eigenes Signature-Modell haben wolle. Was für eine Frage! Natürlich wollte ich!
Wie sieht für dich die optimale Gitarre aus?
Sie muss vor allem eine Strat-Form besitzen, um zu mir zu passen. Ich bin ein Fan von Ahorn-Hälsen, sie sehen toll aus und klingen großartig. Der Korpus sollte idealerweise aus Esche sein, mit einem langen Sustain. Und als Tonabnehmer bevorzuge ich EMG 707, sie klingen sehr tight und heavy.
Du hast früher deine Gitarren selbst gebaut, oder?
Ja, das stimmt. Sie bestanden überwiegend aus alten Charvel-Teilen. Ein Freund lackierte sie mir in verrückten Farben. Doch dann wechselte ich schnell zu Jackson-Gitarren. In den ersten Jahren bei Sanctuary und später bei Nevermore spielte ich ausschließlich Jackson-Modelle. Seit einigen Jahren verwende ich fast ausschließlich Schecter-Modelle.
Warum warst du nie ein Gibson Les Paul-Typ?
Ich weiß nicht, ich fand immer schon, dass Les Pauls unglaublich schwierig zu spielen sind. Gibson bauen tolle Gitarren, keine Frage, ich besitze eine Gibson Flying V, der Sound von Gibson-Gitarren ist der Killer. Aber ich selbst stehe eher auf Strat-Modelle.
Du giltst als Shred-Master aller Klassen. Wie hast du dir diese Fähigkeit angeeignet?
Nun, Musik bedeutet mir alles, außerdem scheine ich dieses Talent in die Wiege gelegt bekommen zu haben. Das Wichtigste aber: Ich habe mein Leben lang unglaublich viel geübt. Deswegen ist mein Picking so akkurat.
Wie bist du überhaupt zur Musik gekommen?
Nur wenige Menschen wissen, dass ich ursprünglich mit dem Schlagzeug angefangen habe. Ich war damals neun oder zehn und besaß ein dreiteiliges Drumkit. Damals dachte ich, Schlagzeug sei das coolste Instrument überhaupt. Ich trommelte zu den Schallplatten meines Vaters, aber irgendwann wurde es mir zu langweilig, und ich entdeckte in einer Ecke unseres Hauses die Gitarre meines Vaters. Ich nahm sie in die Hand, mein Vater zeigte mir ein paar Griffe und einige technische Kniffs. Ich fand Gitarren sofort weitaus spannender als Schlagzeug. Dann bekam ich gemeinsam mit ein paar anderen Kindern Gruppenunterricht in einem kleinen Studio. Ich wurde schnell besser, mein Vater war jedenfalls ziemlich beeindruckt. Anschließend nahm ich Unterricht bei einem Privatlehrer, lernte dabei allerdings nicht allzu viel. Das änderte sich erst, als ich die frühen Scheiben von Van Halen entdeckte. Ich denke, ich bin mit einem recht guten Gehör gesegnet, deswegen konnte ich all das spielen, was mir gefiel. In den folgenden Jahren spielte ich Unmengen an Songs von frühen Van Halen, Yngwie Malmsteen, vor allem sein erstes Instrumentalalbum mit Rising Force, dazu Jason Beckers PERPETUAL BURN, Marty Friedmans Scheibe DRAGON’S KISS.
Was sind Signature-Instrumente?
Jeff Loomis spielt eine Signature-Gitarre (von Schecter), ebenso Dave Mustaine und Michael Amott (beide Dean); Kirk Hammett und Richard Kruspe (beide ESP) oder auch Zakk Wylde (Gibson) besitzen einige der erfolgreichsten Modelle ihrer Hersteller, Slayers Kerry King (BC Rich) hat sogar eine unverwechselbare Form mit entwickelt und Dimebag Darrells Modell (Dean) ist mittlerweile ebenso Kult und Legende wie die Steve Vai-JEM von Ibanez: Unter Signature-Gitarren versteht man oftmals limitierte Auflagen von speziellen Instrumenten. Diese tragen den Namen (also: die Signatur) eines bestimmten Musikers, nach dessen Wünschen und Vorstellungen das Modell konzipiert und gebaut wurde. Mit diesen Sondermodellen binden Gitarrenhersteller bekannte Künstler an sich und nutzen deren Popularität zusätzlich als Verkaufsargument für andere interessierte Musiker. Signature-Serien sind übrigens nicht auf Gitarren oder Bässe begrenzt, es gibt beispielsweise auch Signature-Verstärker, darunter welche von Joe Satriani.
Multitalent für ganz unten
Passend zum Interview mit Gitarrist Jeff Loomis, einem überzeugten Vertreter von siebensaitigen Gitarren, hier die neueste Innovation aus dem Hause Ibanez: Der „SR2010ASC-TWF“ ist ein sechssaitiger Bass, bei dem vier Saiten über ein Griffbrett mit regulären Bünden und zwei Saiten über ein bundloses Griffbrett geführt werden. Damit entsteht die Möglichkeit, während des Spiels zwischen beiden Typen zu wechseln. Zudem ist die Elektrik dieses Vielseiters in zwei unabhängig voneinander regelbare Sektionen unterteilt, wodurch Klangcharakteristik und Lautstärke der beiden Saitenführungen völlig unterschiedlich geregelt werden können. Der Korpus des „Ashula“ ist – man ahnt es bereits – aus Esche und basiert auf den Modellen der SR-Serie. Der fünfteilige Hals besteht aus dem tropisch-amerikanischen Jatoba- und dem afrikanischen Bubinga-Holz mit einem neuen, speziell für dieses Instrument entworfenen Shaping. Preis: ca. 998 Euro (UVP des Herstellers). Mehr Infos dazu unter meinldistribution.eu
Brüllwürfel im Vintage-Look
Mit der neuen Generation ihrer Pro Tube-Serie „Super-Sonic“ präsentieren Fender ab sofort Röhren-Combos und -Topteile, die an Kraft und Vielseitigkeit den Vorgängern deutlich überlegen sein sollen. Angeboten werden der „Super-Sonic 22“ als Combo und der „Super-Sonic 60“ als Combo oder als Top plus mit so genannter „212 Enclosure“ (sprich: 2x12er-Box). Der Super-Sonic 22 Combo liefert 22 Watt und soll über einen 12“-Speaker seine Vielseitigkeit mit dem organischen Sound des legendären Fender „Deluxe Reverb“ verbinden. Es gibt einen „Vintage”-Kanal mit dem unverkennbar signifikanten Fender-Ton und einen programmatisch als „Burn” betitelten Kanal, der mehr Overdrive anbietet. Ausgeliefert wird das Gerät entweder in klassischem Schwarz/Silber-Design oder in Blond/Ochsenblut-Outfit, beide mit den typischen Elfenbein-Radioknöpfen und dem legendären Sechziger-Logo ausgestattet. Die gleiche Outfit-Wahlmöglichkeit gilt auch für den „Super-Sonic 60“, lediglich mit erhöhter Leistung (60 Watt) und dem klanglichen Nachempfinden der Fender-Klassiker „Vibrolux“ und „Bassman“ über den Vintage-Kanal. Den „Super-Sonic 60“ gibt es als Combo, als reinen Top oder wie erwähnt mit „Super-Sonic 212 Enclosure“, bestückt mit zwei 12“-Celestion-„Vintage-30“-Speakern. Die Preise beginnen bei etwa 1.100 Euro („Super-Sonic 22“) bzw. knappen 550 Euro („212 Enclosure“). Weitere Informationen dazu findet man unter www.fender.com