Die Welt ist ungerecht. Diese an sich nicht neue Erkenntnis zeigt sich einmal mehr beim Metal For Fairness Festival in der Wiener Arena, denn die Besucherzahlen bleiben weit hinter den Erwartungen zurück. Was doppelt schade ist: Zum einen verpassen viele Leute ein bunt durchmischtes Programm, zum anderen wird das Spendenziel zugunsten eines Hilfsprojekts in Kambodscha natürlich deutlich verfehlt.
Kein Nachteil ohne Vorteil, denn so hat die Kickbox-Fraktion bei den Klängen von Freya genügend Platz, um sich aufzuwärmen. Die Jungs um Earth Crisis Sänger Karl Buechner fungieren in erster Linie als Fitness-Trainer, statt Circle-Training steht eben Circle-Pit auf dem Programm.
Outrage aus der Steiermark beweisen anschließend, dass man auch ohne gute Songs problemlos gute Konzerte geben kann. Tatsächlich ist es beeindruckend, wie überzeugend die Death Metaller mit der internationalen Konkurrenz mithalten können. Wäre da nicht das Problem mit der Abwesenheit überdurchschnittlicher oder eigenständiger Kompositionen – aber damit steht die Band im Alpenland nicht alleine da.
Verglichen mit dieser Live-Performance wirken Hail Of Bullets wie eine Seniorengruppe auf Kaffeefahrt. Viele Fans haben sich auf die Band um Todes-Legende Martin van Drunen (Asphyx) gefreut – und werden enttäuscht. Der Funke will einfach nicht überspringen, und viel mehr als ein nostalgisches „schön, dass es uns auch gibt“-Gefühl will nicht aufkommen. Schade.
Bei Sworn Enemy kommt wieder Bewegung in die Reihen und im Pit wird munter drauflos geturnt. Besonders schick: der Typ, der im Handstand Red Bull trinkt und dabei irgendwelche Kicks austeilt. Musik spielt die Band auf der Bühne übrigens auch, was im allgemeinen Adrenalinrausch allerdings etwas untergeht.
Hollenthon – im Wiener Fachjargon liebevoll „Hol ’n‘ Ton!“ genannt – haben daraufhin keine Probleme, ihr Heimspiel souverän zu gewinnen. Speziell die jungen Sidekicks um Edelproll Martin Schirenc posen und zocken, als ginge es um ihr Leben. Starker Auftritt, allerdings wäre die Band gut beraten, sich einen echten Keyboarder an Bo(a)rd zu holen, denn die Konserve scheppert teilweise grausam übersteuert aus den Boxen.
Man muss kein Fan von Maroons Musik sein, um anzuerkennen, dass die Deutschen heute eindeutig die Chefs im Ring sind – und das nicht nur in der Kickbox-Wertung. Die meisten Fans sind offensichtlich wegen dieser Band gekommen und werden auch nicht enttäuscht. Front-Sympathikus André weiß genau, wie er das Publikum dirigieren muss und kitzelt auch noch die letzten Reserven aus allen Beteiligten heraus.
Moonsorrow haben es daraufhin schwer, denn die Sport-Fraktion joggt geschlossen nach Hause und so verbleibt ein Schrumpf-Trüppchen angeschlagener Wikinger vor der Bühne. Die Finnen lassen sich davon mäßig beeindrucken, stürmen gewohnt angriffslustig nach vorne und bringen sogar das halbstündige Mega-Epos ‚Tulimyrsky‘, das Sänger Ville mit den launigen Worten „This is the last song for tonight, but don’t worry – you have enough time to get bored!“ ankündigt.
Schade für alle, die es verpasst haben. Und das waren wie gesagt viel zu viele.
Bilder von allen Bands findet ihr oben in der Galerie!
Wolfgang Kuhn
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