Orphaned Land haben eine sehr simple Botschaft: “Finde dein inneres Licht und lebe mit deinem Nachbarn”. Mit hebräischen, arabischen und englischen Texten, Zitaten aus der Torah und dem Koran will die Band Menschen aller Religionen und Kulturen dazu einladen, über den Metal zu einem Dialog zusammen zu finden. Die Türkei ist dabei ein besonderes Land für Orphaned Land, denn es ist ein muslimisches Land, das eine israelische Band willkommen heißt. Die Türkei bietet als einziges Land muslimischen Fans, im Besonderen Fans aus Ländern wie Syrien, Iran oder Ägypten, nicht nur die Möglichkeit eine Metal-Band live zu sehen, sondern noch dazu eine israelische Band, ohne eine Einschränkung ihrer Freiheit oder gar den Tod fürchten zu müssen.
Orphaned Land spielten hier zwei Shows, eine am 15.12.2010 in Istanbul und eine am 17.12.2010 in Ankara. Einige Fans reisten dafür aus dem Libanon, Syrien, Ägypten und Bahrain an. Bei der Autogrammstunde in einer Rock Bar in Istanbul brachten Fans Geschenke und Bilder – und sangen sogar auf Hebräisch mit! Es ist faszinierend zu beobachten, wie eine israelische Band einen türkischen Song covert und muslimische Türken dazu auf Hebräisch mitsingen, junge Christinnen zu Metal bauchtanzen. Und das mitten in Istanbul, das geographisch und symbolisch die Schnittstelle zwischen Ost und West, Christentum und Islam darstellt.
Die Show in Istanbul war fast sofort ausverkauft, die Band bekam einen Friedenspreis von der Commerce Universität von Istanbul, denn die Studenten hatten Orphaned Land für ihr Engagement für einen Dialog zwischen den unterschiedlichen Glaubensrichtungen und Kulturen, speziell im Nahen Osten, zum Sieger gewählt. Die Glas-Trophäe mit Lasergravierung wurde in der Konferenzhalle der Universität von Mim Kamal persönlich überreicht. Nach der Verleihung spielten Orphaned Land noch zwei Akustik-Songs, darunter den türkischen Rock-Hit ‘Estarabim’ von Erkin Koray.
Ein Radio-Interview und eine drei-stündige Fahrt durch den Istanbuler Verkehr zum Flughafen später, flog die Delegation für ihre zweite Show weiter nach Ankara, zu einem viel größeren Veranstaltungsort. Vor dem Auftritt gab es Essen in einem iranischen Restaurant auf der anderen Straßenseite, im Fernsehen in der Ecke lief Al Jazeera, bevor der Besitzer auf einen anderen Sender wechselte, der persische Musik spielte. Der Besitzer dachte wohl, er hätte eine polnische Band vor sich und verstand erst, mit wem er es zu tun hatte, als die Jungs ihm eine Dankesnachricht auf Hebräisch überreichten, um den Wandschmuck aus Nachrichten von türkischen und arabischen Stars an der Wand zu vervollständigen.
Nach einem überwältigenden Auftritt flog Sänger Farhi früher als der Rest zurück nach Istanbul, der Rest der Mannschaft zollt Mustafa Kemal Atatürk, dem Vater der Türkei, Respekt. Das Ende einer denkwürdigen Reise – voll kultur- und religionsübergreifender Völkerverständigung.
Die Setlist der Show:
Halo Dies (The Wrath of God)
Birth of the Three (The Unification)
Olat Ha’tamid
A Never Ending Way
Sapari
From Broken Vessels
The Path (Part 1) – Treading Through Darkness
Ocean Land
Amen
M i ?
Vayehi Or
The Warrior
Barakah
The Kiss of Babylon (The Sins)
El Meod Na’Ala
Seasons Unite
In Thy Never Ending Way (Epilogue)
The Beloved’s Cry
The Storm Still Rages Inside
Estarabim
Norra el Norra (Entering the Ark)
Ornaments of Gold