In einem aktuellen Interview mit Guitar World ätzt Gitarrist Michael Schenker mal wieder gegen seinen Bruder Rudolf, der bekanntlich bei den Scorpions in die Saiten langt. Dabei macht er einem ziemlich verbitterten Eindruck und behauptet, Rudolf hätte das öffentliche Bild der Schenker-Bruder so verzerrt, dass die Leute sie nicht einmal mehr auseinander halten könnten. Slash und Joe Perry von Aerosmith hätten Rudolf mal für Michael gehalten. An einer Stelle sagt Michael dann auch: „Rudolf hat nicht viel Talent als Gitarrist.“
Im Kern dreht sich das Ganze darum, dass der jüngere Michael viel schneller und ohne Anstrengung Erfolg hatte als Rudolf Schenker, der verbissen darauf hinarbeitete. Als der Interviewer dann die Frage stellt, ob Rudolf als älterer Bruder vielleicht davon ausging, dass ihm die Dinge zuerst zufielen, stimmt Michael Schenker zu: „Ja, das ist wahr. Als jüngerer Bruder bekam ich letztlich seine Unterhosen und Schuluniform und bin sein Rad gefahren. Er war der Älteste, und ich bekam die aufgetragenen Sachen. Ich habe nicht nach Ruhm und Erfolg geschielt, aber ich wurde erfolgreich.
Ausstehende Annäherung
Ich wollte keine Ikone werden, aber ich wurde eine. Rudolf hat sich auf diese Dinge fokussiert, konnte sie aber nicht erreichen. Es ist eine seltsame Botschaft – dieses Dasein zweier Brüder, die so einen komischen Erfolg auf ihre eigenen Arten hatten. Das Puzzle zwischen uns ist noch nicht fertig. Ich weiß, dass es einen Grund für diese eigenartige Reise durchs Leben zwischen Rudolf und mir gibt. Und ich hoffe, ich werde es verstehen, wenn ich weitere zehn Jahre auf diesem Planeten kriege.
Ich bin nicht verbittert über die blöden Spiele, die er spielte. Er war wahrscheinlich frustriert, dass alles, was er wollte, seinem viel jüngeren Bruder zuflog, ohne dass er sich bemühte. Ich glaube, ich wurde geboren, um ihn erfolgreich zu machen. Rudolf hat nicht viel Talent als Gitarrist. Ohne Richtung wäre er verloren. Er hat alles kopiert, was ich gemacht habe. Ich musste den Weg für ihn ebnen. Das sage ich nicht im Wettstreit, sondern mit einem offenen Herzen. Ich habe den Scorpions Starthilfe gegeben. Sie sollten glücklich sein anstatt so zu tun, als sei ich irgendeiner kleiner Scheißer. [lacht]“