In einem Interview mit Eddie Trunk auf SiriusXM hat das ehemalige Scorpions-Mitglied Michael Schenker hart mit der Band und ihrem aktuellen Zustand abgerechnet. Der Gitarrist war von 1969 bis 1973 und 1978 bis 1979 bei den Hannoveranern aktiv – und lässt kein gutes Haar an der Band seines Bruders Rudolf Schenker, der zu den Gründungsmitgliedern zählt.
“Sie haben eine 50-Jahre-Box veröffentlicht. Es gibt sie nichtmal 50 Jahre. Dann haben sie den Leuten erzählt, dass sie aufhören würden – und plötzlich ein neues Album gemacht. Das ist alles Bullshit. Sie sind dumm, gefühllos, alt und kahl geworden. Das hat nichts mehr mit der Musik zu tun.”
Vor allem sein eigener Bruder wird von Schenker hart angegangen: “Er ist ein Möchtegern und ein Trick-Meister”, so Schenker. “Ich werde darüber nicht mit irgendjemandem sprechen. Rudolf weiß ganz genau was er falsch gemacht hat und nur Rudolf kann das für sich selbst reparieren. Meine Seite der Straße ist sauber; ich muss mit niemandem sprechen. Aber wenn du so süchtig nach Erfolg bist und wenn du es auf so komplizierte Art verkackt hast um erfolgreich zu sein – wenn du betrügen musst und sowas, oder etwas vortäuschen musst um dahin zu kommen wo du hinkommen willst – dann hat das nichts mit mir zu tun. Ich spiele Musik. Ich bin ein Künstler.”
Für Michael Schenker haben die Scorpions ihre musikalische und menschliche Integrität in den letzten Jahren völlig abgelegt: “Für mich geht es nur um die Musik”, ätzt Schenker. “Die Scorpions schreiben nichtmal ihre eigenen Songs. Sie haben es komplett verloren. Für die letzten 23 Jahre haben sie Herman [Rarebell, den ehemaligen Scorpions-Drummer, Anm. d. Red] und Francis [Buchholz, ehemaliger Scorpions-Bassist, Anm. d. Red.] vollkommen außen vor gelassen. Sie sind verantwortlich für den gemeinsamen kommerziellen Erfolg, den sie in den Achtzigern hatten, den politischen Erfolg, den sie mit ‘Wind Of Change’ hatten; Herman und Francis waren Teil davon. Und sie lassen sie außen vor, wo immer sie können.”
Aber Schenker ist noch nicht fertig – so richtig in Rage geredet, greift er auch das musikalische Spätwerk der Hard-Rocker massiv an: “Für die letzten 23 Jahre haben sie nichts getan, was es wer wäre darüber zu reden. Als was sie getan haben ist, ihre Vergangenheit zu melken. Sie melken, was sie mit Herman und Francis als Band erreicht haben. Es gibt nichts, was sie sonst getan haben. Und vielleicht haben die Leute Angst darüber zu reden. Aber Fakt ist: sie verarschen die Leute.”
Was auch immer zwischen den Brüdern Rudolf und Michael Schenker vorgefallen sein mag: Das Tischtuch zwischen den Scorpions und ihrem ehemaligen Gitarristen scheint deutlich mehr als nur zerschnitten.