METAL HAMMER Vinyl Special: Grunge

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Mother Love Bone ON EARTH AS IT IS (Universal)

Das Gesamtwerk der Prä-Grunge-Gruppe um Sänger Andrew Wood und die späteren Pearl Jam-Gründer, Bassist Jeff Ament und Rhythmusgitarrist Stone Gossard, endlich in einem schicken Boxset zusammengefasst. Bereits die EP SHINE (1989) lässt das Potenzial erkennen, obschon der Sound noch etwas knarzt und die Stilfindung noch nicht vollständig vollzogen war. Von Terry Date klanglich deutlich besser inszeniert, definierte das posthum nach Woods Überdosis-Tod veröffentlichte Debütalbum APPLE (1990) klassische (Hard) Rock-Tradition mit Glam- und Funk-Abstechern für die Neunziger. Dabei ist der Geist von Led Zeppelin nicht nur in solch exzellenten Songs wie ‘Stardog Champion’, ‘Stargazer’ oder der Cinemascope-Ballade ‘Man Of Golden Words’ omnipräsent: Woods Charakterstimme glänzt vor allem auf Letzterem sowie dem epischen Finale von ‘Crown Of Thorns’, dessen Hauptmotiv noch aus dem MTVs ‘Headbangers Ball’-Trailer bekannt sein dürfte. Dass dieser Band noch Großes bevorgestanden hätte, ist nicht von der Hand zu weisen und macht diese Box, an deren liebevoller Ausstattung und Aufmachung (das Artwork ist ein Replik eines Wand-gemäldes von Ament, Promofotoabzüge, Poster, Sprühschablone) es nichts auszusetzen gibt, zu einem würdigen und vollständigen Vermächtnis.

Temple Of The Dog TEMPLE OF THE DOG (A&M/Universal)

Für das Tribut an seinen verstorbenen Freund Andrew Wood versammelte Soundgarden-Sänger Chris Cornell sowohl Schlagzeuger Matt Cameron als auch mit Ament und Gossard, Mike McCready sowie Eddie Vedder den künftigen Kern von Pearl Jam um sich. Benannt hatten sich Temple Of The Dog nach einer Zeile aus ‘Man Of Golden Words’, und was als unge-zwungene Session begonnen hatte, brachte mit dem gleichnamigen Album eine der besten Alternative Rock-Platten der Neunziger und vielleicht sogar den quintessenziellen, zumindest aber emotionalsten Klassiker des Grunge-Genres hervor. Songs wie ‘Say Hello To Heaven’, ‘Hunger Strike’ oder ‘Call Me A Dog’ kommen – wie das gesamte Album – auch ein Vierteljahrhundert später noch mit Gänsehautgarantie daher. Der von Brendan O’Brien neu angefertigte, transparentere Mix, die audiophile Verteilung auf zwei LPs und ein separates 3D-Lentikular-Cover runden den gelungenen Gesamteindruck ab.

Die METAL HAMMER Januar-Ausgabe 2017: Lemmy, Metal-Rückblick 2016, Max & Iggor Cavalera, Special: Metal-Familien

Soundgarden BADMOTORFINGER (A&M/Universal)

Erst mit ihrem ihrem dritten Album gelang Soundgarden der große Durchbruch. Das Songwriting hörbar fokussierter, aber Wucht und Wut nicht vernachlässigend, fliegen einem schon auf der ersten LP-Seite Hits wie ‘Rusty Cage’, ‘Outshined’ oder ‘Jesus Christ Pose’ um die Ohren. Damit ist das Pulver jedoch keineswegs verschossen: Das hypnotische ‘Searching With My Good Eye Closed’, der manische, mit Bläsern veredelte Blues-Rocker ‘Drawing Flies’ oder der Riff-Schlepper ‘New Damage’ folgen schließlich noch. Zu diesem scheppernden bis sensiblen Song-Reigen zwischen Led Zeppelin und Black Sabbath kreischte oder croonte Cornell so kräftig und inbrünstig wie fast nie wieder danach. Die Aufmachung (Gatefold, zwei LPs, Radierung auf der letzten Seite, 3D-Wackelbild-Cover) des remasterten Klassikers ist ähnlich wie bei der TEMPLE OF THE DOG-Wiederveröffentlichung, und damit genauso lobenswert.

Pearl Jam NO CODE/YIELD (Epic/Sony)

Den Punk-Furor des Vorgängers tauschten Pearl Jam auf NO CODE gegen Garagen-Rock und introvertiertes Balladentum, das mit tollen Songs wie ‘Smile’ oder ‘Red Mosquito’ Neil Young (respektive MIRRORBALL) viel schuldet. Der Nachfolger YIELD (1998) gab sich dagegen wieder gerad-liniger rockend. Besticht ‘Given To Fly’ mit hymnischen Stadionqualitäten, ist doch das rudimentäre, aber emotional aufwühlende ‘Wishlist’ der heimliche Höhepunkt der Platte. Beide LPs erscheinen im neu angefertigten Vinyl-Master, wobei für NO CODE auch die liebevolle Originalauf-machung mit Falt-Cover und den Polaroid-Textkärtchen reproduziert wurde.

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