Metal Hammer-Special: Der Beruf „Roadie“

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Es gibt nur sehr wenige Jobs im Rock’n’Roll, die so geheimnisumwittert und von Mythen umrankt sind wie der eines Roadies: Man ist immer direkt bei den Stars, genießt das aufregende Leben „on the road“ und sieht etwas von der Welt. Allerdings ist beileibe nicht alles Gold, was glänzt: Roadies müssen mit unregelmäßigen und überwiegend langen Arbeitszeiten klarkommen, zudem erweist sich die Tätigkeit körperlich oftmals als extrem belastend. Hinzu kommen ungesunde Ernährung und oft lange Trennungen von Freunden und Familie. Kann man da von einem Traumjob reden?

Wir nehmen das Roadie-Dasein für euch unter die Lupe und haben uns zu diesem Zweck mit Leuten unterhalten, die etwas davon verstehen: mit den beiden Blind Guardian-Roadies Peter Hablick und Dominik Schreiber.

Wie seid ihr zur Musik gekommen, und was war euer erster Job als Roadie?

Dominik: Ich stamme aus einer sehr musikalischen Familie und kam schon im Kindesalter mit Instrumenten in Berührung. Im Alter von 14 Jahren packte mich die Trommelleidenschaft, und zur Freude aller Nachbarn stand ein paar Tage später das erste Schlagzeug im Keller meiner Eltern. Danach gab es kein Halten mehr, und die Musik nahm mich völlig ein. Meinen ersten Backliner-Job hatte ich mit 20 Jahren für eine Cover-Band, die hauptsächlich auf Biker-Festivals spielte, was mir schon mal einen guten Vorgeschmack auf die gängigen Rock’n’Roll-Klischees gab.

Peter: Ich bekam mit sechs Jahren den damals obligatorischen Klavierunterricht und lernte mit etwa acht Jahren die ersten Griffe auf der Gitarre. Keine zwei Wochen später stellte das Klavierspiel nur noch eine lästige Pflicht dar, und ich fühlte mich bereits als der kommende Gitarrengott. Die folgenden Jahre belehrten mich dann eines Besseren, und da ja immer der schlechteste Gitarrist der Band den Bass bedienen muss, wurde der Viersaiter mein nächstes Instrument. Parallel zum Studium kam dann der erste Job in einem Musikladen, und damit nahm das Unheil seinen Lauf: Musikladen heißt Bands, Bands heißt technische Probleme, technische Probleme rufen nach einem gescheiterten Musiker als Techniker. Es stellte sich alsbald heraus, dass ich als Musiker eine absolute Niete, als Techniker jedoch brauchbar bin.

Könnt ihr ausschließlich von der Tätigkeit als Roadie leben?

Dominik: Ja, für andere Berufe bleibt nicht mehr viel Zeit übrig.

Peter: Abgeschlossen habe ich den Betriebsschlosser, angefangen und entnervt abgebrochen den Maschinenbau-Ingenieur. Ich lebe seit etwa 20 Jahren ausschließlich vom Touren und kann mit Stolz behaupten, noch nie einen Cent vom Staat gebraucht zu haben.

Mit welchen Bands habt ihr bereits gearbeitet? Was macht ihr, wenn ihr nicht gerade auf Tournee seid?

Dominik: Im Metal-Bereich sind es beispielsweise Blind Guardian und In Flames, wobei ich in der Vergangenheit auch mit Amon Amarth, Lacuna Coil, Sentenced, Brainstorm, Nevermore oder Iced Earth unterwegs war. Im „Nicht-Metal-Bereich“ geht man auch schon mal mit Schlagerkünstlern wie Semino Rossi oder Reamon raus. Da darf man nicht wählerisch sein. Wenn ich nicht auf Tour bin, arbeite ich entweder im Backline-Verleih des Rock Shop in Karlsruhe oder widme mich alltäglichen Dingen wie jeder andere auch: Familie, Freunde, Hobbys und Steuernachzahlungen.

Peter: Bei mir war es die ganze Bank Metal hin und zurück, also: Rage, Coroner, Sodom, Watchtower, Kreator, Dimple Minds und Morgoth, im Moment Blind Guardian, Axel Rudi Pell, Obituary, The Hooters, Therion, Grave Digger und letzte Weihnachten mal wieder Dark Tranquillity. Dazwischen liegen von Dimmu Borgir über DSDS bis DJ Bobo viele weitere Bands. In meiner raren Freizeit wohne ich gerne, damit meine ich den Vorgang des Abwohnens der horrenden Miete, die ich derzeit in Wien bezahle. Dabei stellen Lesen, Musikhören, Fernsehen, in Ruhe Rauchen, Kaffee auf dem Dach und Gammeln im Büro gleichberechtigte Tätigkeiten dar.

Was gefällt euch am Leben eines Roadies am meisten? Was am wenigsten?

Dominik: Am besten gefällt mir das Reisen. Man erhält die Möglichkeit, die ganze Welt zu sehen, solche Erinnerungen und Eindrücke kann mir keiner mehr nehmen. Zudem kommt in diesem Job niemals Langeweile auf, da man jeden Tag mit neuen Örtlichkeiten, Bühnen und Menschen zu tun hat. Natürlich kann auf einer länger dauernden Tournee auch mal Routine einkehren, man muss sich dann nur zu beschäftigen wissen. Als negativ empfinde ich die Einschränkungen im Privatleben, während einer Tour bekommt man öfters mal Post von Freunden, die einem erzählen, was man zu Hause gerade wieder verpasst.

Peter: Jeder, der schon mal auf einer Bühne das Volk gerockt hat, weiß, wie das kickt. Ob ich nun selbst musiziere oder nur technisch betreue, ist mir dabei völlig gleichgültig. Als Faustregel gilt: Eine gute Show dauert gefühlte zehn Minuten und geht somit überraschend schnell vorbei, während sich eine miese Performance in die Länge zieht. Das ist dann auch mein Hasspunkt: Langweilige Bands ohne Esprit und Leidenschaft braucht kein Schwein, genauso wenig wie Intrigen, Neid oder Hierarchiedenken innerhalb der Crew.

Habt ihr Familie? Leidet das Privatleben unter eurem Job?

Dominik: Ja, eine Familie habe ich auch, allerdings noch keine eigene. Natürlich leidet das Privatleben, und es erweist sich auch nicht gerade als einfach, eine Partnerin zu finden, die diesem Lebensstil positiv gegenübersteht. Jedoch kommt meine Freundin gut klar damit, schließlich gibt es ja auch noch so tolle Erfindungen wie Skype, Chats, Mails, Brieftauben und Flugzeuge.

Peter: Ich habe zwei Kinder, die ich viel zu selten sehe und die sicherlich mit meiner Berufswahl nur eingeschränkt einverstanden sind. Meine Frau hingegen hat ein eigenes erfülltes Berufsleben, in das ich mich integrieren muss, wenn ich mal sporadisch zu Hause bin. So gesehen, kann man nicht davon sprechen, dass mein Privatleben leidet, sondern wir haben es uns angewöhnt, die Verpflichtungen des jeweils anderen zu akzeptieren und uns  vorwurfsfrei zu organisieren.

Würdet ihr Interessierten empfehlen, den Job eines Roadies zu wählen?

Peter: Dies ist ja nicht die Fremdenlegion, bei der man sich auf Jahre verpflichten muss. Ein gewisses technisches Grundwissen und den Willen dazuzulernen, sollte man allerdings mitbringen. Wer gerne reist und damit leben kann, dass das Leben zu Hause nicht stillsteht, sondern auch ohne Eigenbeteiligung weitergeht, hat einen passenden Beruf gewählt.

Dominik: Ich kann diese Frage nicht mit einem klaren Ja oder Nein beantworten. Solange die Leidenschaft für die Musik da ist, auf jeden Fall. Damit meine ich Musik im Allgemeinen, da man es sich manchmal nicht aussuchen kann, für welchen Künstler man arbeitet. Des Weiteren sollte man eine gewisse Liebe zu Instrumenten haben und als Backliner natürlich auch ein ausgeprägtes Sozialverhalten, da man direkt mit dem Musiker zusammenarbeitet und sich auch menschlich verstehen sollte. Man sollte kein Einzelkämpfer sein, weil man sonst ziemlich schnell in bestimmte soziale Verhaltensmuster fällt. Man muss die Fähigkeit besitzen, Tour und Privatleben gekonnt voneinander zu trennen, wie in jedem anderen Job auch. Und das Allerwichtigste: Man muss bereit sein, Menschen hinter sich zu lassen und diese für mehrere Monate im Jahr nicht zu sehen. Hat man damit Probleme, dann gibt es nur eins: Finger weg von diesem Beruf!

 

Was genau ist ein Roadie?

Der Begriff Roadie wurde vom englischen Wort Road (= Straße) abgeleitet und verdeutlicht, dass diese Berufsgruppe einen Großteil ihres Lebens auf Reisen verbringt. Konkret formuliert, ist ein Roadie ein bei Live-Auftritten und Tourneen mitreisender Veranstaltungstechniker, der sich um Auf- und Abbau von Musikinstrumenten und Verstärkern sowie von Lautsprecher- und Lichtanlagen kümmert. Eine besondere Spezies stellt dabei der Backliner beziehungsweise Instrumententechniker dar, der die mitgebrachten Gitarren, Schlagzeuge oder Keyboards wartet, sie stimmt und während des Konzerts den Musikern reicht. Nach den Auftritten verladen die Roadies das gesamte Material, oftmals mit der Unterstützung von sogenannten Stagehands (vor Ort angeworbene Hilfs­kräfte). Das Material wird zumeist in LKW oder größere Transporter verstaut, dann vor der folgenden Show wieder entladen und erneut aufgebaut. Zum Tour-Tross gehören außerdem Ton- und Lichttechniker, Bühnen- und Tour-Manager und bei größeren Acts auch eigenes Catering-Personal.

Im ersten Teil unseres Specials habt ihr die beiden Blind Guardian-Techniker Peter Hablick und Dominik Schreiber kennen gelernt, die euch in die Geheimnisse des Jobs eingeweiht haben. Ihr konntet lesen, wie es sich wirklich gestaltet, immer direkt bei den Stars zu sein, das aufregende Leben „on the road“ zu genießen und etwas von der Welt zu sehen. Aber, und auch das haben Hablick und Schreiber unumwunden zugegeben: Es ist in diesem Geschäft beileibe nicht alles Gold, was glänzt, denn eine solche Tätigkeit erfordert viel Kraft und vor allem die Bereitschaft, (private) Opfer zu bringen.

Lest jetzt über konkrete Ausbildungsmöglichkeiten, die es in Deutschland gibt, aber auch über die mitunter miesen Rahmenbedingungen beim Einsatz vor Ort. Zudem kommt die amerikanische Roadie-Legende Brian Farmer ebenso zu Wort wie Deep Purple-Gitarrist Steve Morse, der anschaulich erklärt, wie er jahrelang eng mit seinem deutschen Techniker Michael Berger zusammengearbeitet hat und was er von seinem jeweiligen Helfer erwartet.
 

Brian Farmer
(Roadie für Johnny Cash, Allman Brothers)

Brian Farmer gilt als Star unter den amerikanischen Rockmusik-Roadies: Er arbeitete bereits für Johnny Cash, die Allman Brothers und Grateful Dead. Er weiß genau, wie Rockstars ticken. Seit den Siebzigern sorgt er mit seinem Fachwissen und seiner Tatkraft dafür, dass Musiker unterschiedlichster Couleur allabendlich eine möglichst perfekte Show abliefern.

Brian, wie hat einer der renommiertesten Roadies der amerikanischen Rockszene angefangen?

Mein älterer Bruder spielte Klavier und bat mich 1976, für ihn ein Konzert zu mischen. Er spielte in einer kleinen Band und tourte in Tennessee, Alabama und Georgia. So fing alles an. Ich habe schon mit vielen Künstlern gearbeitet, sowohl als FOH-Mischer, als auch als Monitormischer, Roadie, Stage-Manager und Lichtmischer. In den Achtzigern besuchte ich dann The Apprentice Shop in Springhill, Tennessee, um mich als Geigenbauer ausbilden zu lassen. Das wiederum brachte mir einige neue Jobs als Gitarrentechniker ein.

Spielst du selbst ein Instrument?

Ich bin ein einigermaßen passabler Bassist und hatte auch schon ein paar eigene kleinere Bands. In Amerika spielte ich in einem Trio, wir machten eine Art Power Punk. Mein Vater kam mal zu einer Show und sagte: „Ihr seid zwar nicht besonders gut, dafür aber verdammt laut.“

Welche deiner vielen unterschiedlichen Tätigkeiten macht dir am meisten Spaß?

Am liebsten bin ich der Gitarrentechniker einer Band, am meisten hasse ich es, wenn ich Monitor machen muss, obwohl ich darin früher gar nicht schlecht war. Aber im Laufe der Jahre bin ich etwas schwerhörig geworden und könnte die unterschiedlichen Frequenzen gar nicht mehr heraushören.

Worauf kommt es an, damit sich ein Musiker auf der Bühne wohl fühlt?

Wenn ich das genau wüsste, würde ich ein Buch darüber schreiben. Manchmal ist es die Verstärkereinstellung, die Art, wie sich die Gitarre anfühlt, es ist immer etwas anderes. Aber gerade weil es dafür keinen Schlüssel gibt, bleibt es so interessant. In Europa beispielsweise ist der elektrische Strom anders als in Amerika, damit ändert sich natürlich auch der Sound. All dies zu berücksichtigen, gehört zu meiner Aufgabe.
 

Steve Morse
(Gitarrist von Deep Purple)

Um die Belange von Deep Purple-Gitarrist Steve Morse kümmerte sich der deutsche Techniker Michael Berger fast ein komplettes Jahrzehnt lang überall auf dem Globus. Und der Chef war sehr zufrieden mit ihm: Auch heute noch ruft er ihn an, wenn ganz besonderes Fachwissen gefragt ist.

Steve, wie kam Michael als Gitarren­techniker zu dir?

Michael arbeitete bereits für Deep Purple, bevor er mein Gitarrentechniker wurde. Er kümmerte sich zuvor um das Bass-Rig von Roger Glover, organisierte alles und erwies sich dabei als sehr logisch denkender Mensch. Als mein Gitarrentechniker Scoots Lyndon aufhörte, für mich zu arbeiten, erlaubte Roger es mir, ihm Michael auszuspannen. Für Roger war das natürlich nicht ganz einfach, denn Michael stellt einen jener Typen dar, die man unbedingt als Techniker haben möchte. Aber er hatte Verständnis, dass der Job eines Gitarrentechnikers bei Deep Purple aufwendiger, komplexer und umfangreicher ausfällt, als sich um die Bassanlage zu kümmern.

Wie hast du ihn auf seinen neuen Aufgabenbereich vorbereitet?

Es gestaltete sich anfangs natürlich ziemlich schwierig, denn mein damaliges Gitarren-Rig hatte ich eigenhändig zusammengestellt: Es bestand aus unzähligen Kabelverbindungen, die unterschiedlichste Geräte miteinander verbanden. Man musste sehr konzentriert sein, wenn die Anlage auf der Bühne aufgebaut und verkabelt wurde. Außerdem waren nicht alle Einzelteile beschriftet, so dass man sich leicht versehen konnte. Es gab Kabel vom Preamp zu den Effekten, von dort weiter zur Endstufe und zurück, manche waren doppelt, manche nur einzeln verlegt, kurz gesagt: Wenn nicht jedes Kabel an der richtigen Stelle saß, funktionierte die Anlage nicht richtig.

 

Ist Roadie ein regulärer Beruf?

In den Siebzigern und Achtzigern gab es keine gezielte Ausbildung für Roadies, es handelte sich vielmehr um einen Job ohne Ausbildung oder spezielle Schulung. Ende der Neunziger wurde dann in Deutschland der Ausbildungsberuf „Fachkraft für Veranstaltungstechnik“ geschaffen. Somit entstand erstmalig in Europa ein Standard für qualifiziertes Fachpersonal, wodurch das Berufsbild professionalisiert werden konnte. Übrigens: Wer zurzeit einen Roadie-Job sucht, kann ja mal unter http://de.gigajob.com/job/Roadie.html oder www.roadiejobs.com nachschauen.
 

Die wichtigsten Utensilien

Was eigentlich sollte man als Roadie immer „am Mann“ tragen, um für alle Bedürfnisse der Musiker und jede schwierige Situation gewappnet zu sein? Hier eine kleine Liste, die allerdings von Roadie zu Roadie individuell unterschiedlich ausfällt:

Handschuhe, Klebeband (Fachbegriff: Gaffa-Tape), Stabtaschenlampe („Mag-Lite“), Multifunktionswerkzeug/Kombinationszange („Leatherman“), Saitenkurbel, Saitenschneider, Stimmgeräte, Stimmschlüssel („Drumkey“), verschiedene Schraubenzieher, verschiedene Arten von Klebstoffen, Ersatzmaterial für die jeweiligen Instrumente.

Die Wahrheit: Buckeln und mieses Essen

Drastischer als Roadie Sebastian auf www.musiker-board.de kann man es wohl kaum beschreiben, das wirkliche Leben on the road. Hier seine Sicht der Dinge: „Reich wird man als Roadie nicht. Richte dich auf ‘flexible’ Arbeitszeiten, kalte Hallen, lange Wartezeiten, wenig/kein/schlechtes Catering und ziemliche Buckelei ein. Die verklärten/romantischen Vorstellungen vom Roadie-Dasein stammen wohl größtenteils noch aus den sechziger/achtziger Jahren, als die Branche noch mehr oder weniger in den Kinderschuhen steckte und deutlich offener, unbekümmerter und vielleicht auch wirklich ‘romantischer’ war. Mittlerweile gibt es kaum noch eine große fahrende Road-Crew, mal abgesehen von einigen mitfahrenden Technikern. Der größte Teil der Crew wird meist lokal gestellt (siehe Agenturen), ist für Load-in und Load-out sowie die gröberen Drecksarbeiten zuständig und wird ausgecheckt, sobald der letzte Trailer voll ist. Mit etwas Glück darfst du dir aber die Show anschauen, bevor es wieder ans Ackern geht.“

Leitfaden für den Kumpel-Roadie

Natürlich kosten professionelle Roadies Geld, und zwar oftmals nicht eben wenig. Wie hoch die jeweilige Tagespauschale ist, hängt sicherlich vom Status des Helfers und vom jeweiligen Verhandlungsgeschick der Band ab. Allerdings dürfte unter 100 Euro pro Tag bei Profis vermutlich nur selten etwas zu machen sein, der Durchschnitt könnte sich sogar eher bei 250 bis 300 Euro einpendeln. Was also sollten Newcomer und Amateur-Bands tun, um keine (sowieso nicht vorhandenen) Gelder investieren zu müssen und dennoch vor, während und nach dem Konzert gut betreut zu werden? Idee: der gute Kumpel. Irgendjemand Interessierten kennt garantiert jeder Musiker, also einfach mal fragen und gegebenenfalls testen.

Was aber genau sollte euer Kumpel können, worauf ist besonders zu achten? Nun, es darf sich auf keinen Fall um einen Wichtigtuer mit exzessive Hang zum Alkohol handeln, denn einerseits soll der Mann ja nicht den (hoffentlich) guten Ruf der Gruppe versauen, andererseits stellt die Tätigkeit eines Roadies eine in jeder Hinsicht verantwortungsvolle Aufgabe dar. Für den Kumpel gilt zunächst das Gleiche wie für die junge Band: Das Catering der Hauptband ist unter Todesstrafe tabu (solange man nicht explizit zum Konsumieren aufgefordert wird), deren Kühlschrank und Garderobe ebenso. Gefragt sind Hilfskräfte, die zupacken und möglichst noch eine Affinität zu Instrumenten haben (Gitarren- und Basssaiten aufziehen und stimmen, Drums zusammenschrauben und stimmen, Verstärker, mit Effektgeräten verkabeln, Monitorboxen ausrichten, et cetera). So weit, so gut, irgendwann aber beginnt die Show des Abends, und da kann man keine Jungs gebrauchen, die sich in dieser Zeit mit weiblichen Zuschauern an der Theke vergnügen, anstatt auf beziehungsweise hinter der Bühne der Band zur Hand zu gehen. Wenn also eine Gitarrensaite reißt, wenn die Drums verrutscht sind, der Sänger zum dritten Mal das Kabel seines Mikros rausgerissen hat, dann besonders sind unsere Kumpel-Roadies gefragt.

Und nach der Show? Bevor die Feierabendbiere genossen und die Reste des Caterings vernichtet werden dürfen, heißt es: sorgfältig abbauen und alles wieder im Transporter verstauen, denn hier stehen Werte auf der Bühne, die im günstigsten Fall noch die nächsten 25 Jahre halten sollen. Also: Wenn euer Kumpel all das kann (und auch tatsächlich umsetzen möchte), sollte man ihm eine Chance geben. Und wer weiß, vielleicht macht er in seinem Metier ja später sogar einmal mehr Karriere als der erste von ihm betreute Musiker!? Guten Kumpel-Roadies jedenfalls wünscht man das.

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