Liebe Rocker,
angesichts der brutalen Terrorangriffe in Frankreich scheint alles andere unwichtig zu werden. Doch die Angriffe richten sich gegen unsere persönliche Freiheit und unsere Lebensweise. Daher werden wir den feigen Terroristen nicht die Chance geben, uns die Freude an der Musik und an den gelungenen Shows beim METAL HAMMER Paradise zu nehmen. Deswegen berichten wir weiter vom Weissenhäuser Strand und setzen der sinnlosen Brutalität das Maximum an Metal und Lebensfreude entgegen. Jetzt erst recht!
Eure METAL HAMMER Online-Redaktion
Die Bands am Samstag
Bliksem
Thrash-Attacke am frühen Nachmittag: Die belgischen Aggro-Thrasher Bliksem um Frontfrau Peggy Meeussen starten bereits um 14:15 – nach Aftershowparty und Biergenuss eine nicht ganz unanstrengende Uhrzeit für viele Besucher, denen aber von den schneidend vorgetragenen Gitarrenriffs der Kater nachhaltig aus dem Schädel gefeuert wird. Drückende Riffs, energetischer Gesang, eine extrem spielfreudige Band und Thrash Metal auf dem Grat zwischen Klassik und Moderne. Wer hier nicht abgeht, der wäre dann wohl doch besser im Bett geblieben. Ein schöner Auftakt am Samstag!
Imperial State Electric
Wenn es eine Band auf dem diesjährigen Paradise gibt, die für unnachahmliche Rock ‘n’ Roll-Attitüde steht, dann sind es die Schweden-Rocker um Entombed-Gründungsmitglied Nicke Andersson. Zwar ist es noch so früh am Tag, dass das Zelt vor der Maximum Metal Stage nicht ganz gefüllt ist, aber trotzem reißt die Band eine Rock-Show der alten Schule ab. Energiegeladen, spielfreudig, voller Soli und Posen macht diese Truppe einfach Spaß. Und welche Band kann schon damit angeben, dass eigentlich jedes ihrer Mitglieder alles kann – und das dann auch noch durch Besetzungswechsel während der Show unter Beweis stellt? Richtig. Respect The Rock.
Gus G.
Dem Thrash-Abriss von Bliksem folgt im Baltic Ballroom der derzeitige Ozzy-Flitzefinger Gus G., der derzeit auch mit seinem Solo-Projekt unterwegs ist. Dabei beeindruckt der Gitarrist vor allem mit seinen variantenreichen Soli und seiner unglaublichen Präzision, mit der er Songs seiner Solo-Platten und seiner Power Metal-Formation Firewind vorträgt. Dabei sitzt natürlich jeder Griff und jeder Ton, allerdings bleibt gerade der Live-Sänger der Band etwas hinter den Möglichkeiten der Songs zurück. Trotzdem ist der Saal voll – und das Publikum folgt gebannt jedem Akkordwechsel und jedem ausufernden Gitarrensolo des überragenden Musikers.
Sepultura
Die brasilianischen Thrash-Legenden Sepultura können sich kurz nach Einbruch der Dunkelheit über ein proppenvolles Zelt freuen, das die Bühne in eine echte Maximum Metal Stage verwandelt. Mit gewohnt hitlastiger Setlit und bekannt-brutaler Spielfreude äschern die Jungs um Derrick Green und Andreas Kisser den Laden souverän ein. Sehr cool: eine spektakuläre Lichtshow zum Drum-Solo. Hier passt alles, was auch das Publikum goutiert. So muss Thrash Metal auf der großen Bühne sein.
Destruction
Muss man über eines der Urgesteine des deutschen Thrash noch viele Worte verlieren? Seit den Achtzigern machen Schmier und Konsorten die Bühnen unsicher und auch auf dem METAL HAMMER Paradise gleicht die Show einer Kreissäge, die sich unaufhaltsam durch das Publikum fräst. Oldschool, auf die Fresse, geradeaus, gnadenlos. Eben Thrash at it’s best. So schnörkellos hat noch keiner den Baltic Ballroom zerlegt. Rockt.
Danko Jones
Der Rock ‘n’ Roll-Entertainer Danko Jones ist ein sicherer Garant für gelungene Live-Performances. Und auch auf dem Paradise sitzt jedes Riff, jede Ansage, jeder Song und jede Grimasse. Der geborene Frontmann hat das gut gefüllte Zelt in Sekunden völlig im Griff und bei Songs wie ‘First Date’, ‘Had Enough’, ‘Cadillac‘ und ‘The Twisting Knife’ frisst ihm das Publikum aus der Hand. Eine starke Hommage an verstorbene Rock und Metal-Größen, unterhaltsame Sprüche („Dieser Song ist über die Beine von Frauen“) sowie überlegener Charme unterreichen die Live-Qualitäten des Rockers. Ein Thin-Lizzy-Cover (’Are You Ready’) und das obligatorische ‘Mountain’ runden die Show ab.
Entombed A.D.
Zu später Stunde stehen im Baltic Ballroom dann echte Legenden auf der Bühne: Entombed A.D., die Entombed-Nachfolger unter der Leitung von Urgestein LG Petrov zeigen dem anwesenden Publikum, warum man damals mit LEFT HAND PATH eine neue Spielart des Death Metal erfunden hat. Ja, die seitdem vergangenen Jahre sind besonders Petrov recht deutlich ins Gesicht geschrieben. Trotzdem ist er nach wie vor auch live einer der besten Shouter im Genre. Deshalb wird auch das METAL HAMMER Paradise von Sunlight Sound und Schwedentod angemessen in seine Einzelteile zerlegt, auch wenn der Saal aufgrund des Gegenprogramms in Form von Helloween, die auf der Maximum Metal Stage eine Power Metal-Headlinerhow der Extraklasse darbieten, nicht bis zum letzten Platz voll ist. Trotzdem: Entombed A.D. machen sehr deutlich, warum ihnen der Schwedische Death Metal (wenn auch unter anderem Namen) sehr viel zu verdanken hat.
Black Label Society
Das Beste kommt zum Schluss: Durch die Heavy Metal Doom-Crew BLS glänzt das diesjährige Paradise mit einem echten Gitarren-Schwergewicht – und das kann ruhig wörtlich genommen werden, denn Frontmann Zakk Wylde hat nun mal Arme wie andere Leute Oberschenkel. Die Band reißt vor einem knallvollen Zelt auf der Maximum Metal Stage ein souveränes Hardrock-Programm ab, bei dem dank einer Umfangreichen Setlist inklusive ‘Suicide Messiah’, ‘Bleed For Me’ oder ‘Angel Of Mercy’ kein Wunsch unerfüllt bleibt. Dank der finsteren Atmosphäre der drückenden Songs und natürlich Front-Titan Wylde sind Black Label Society ein mehr als würdiger Abschluss für ein gelungenes Festival.