Metal & ESC

Metal beim Eurovision Song Contest: Monster wider den Mainstream

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Obwohl er auch zehn Jahre nach dem großen Triumph noch einmal dasselbe tun würde, eine zweite Teilnahme allerdings ausschließt, denkt der Finne Tomi Putaansuu alias Mr. Lordi nicht nur mit positiven Erinnerungen an den Sieg beim Eurovision Song Contest 2006 zurück:

„Jahre später mussten wir erfahren, dass uns viele alte Fans verlassen hatten – nicht, als wir teilnahmen, sondern nachdem wir gewonnen hatten. Ich werde nie verstehen, warum.“ Der Monsterboss wird noch deutlicher: „Wenn ich eine Band mag, ist es doch egal, welches Forum sie für ihre Auftritte nutzt. Für mich ist die Idee, einen geliebten Künstler nicht mehr zu mögen, weil er in einer ungeliebten Show auftritt, ein Zeichen für einfach gestrickte Idioten.“

Aller Anfang ist soft

Doch der Reihe nach: Der erste Eurovision Song Contest fand 1965 in der Schweiz statt. Von Metal sprach damals und in der Folgezeit noch niemand, doch auch Prog Rock und erste Experimente mit Stromgitarren blieben dem Wettbewerb fern. Selbst in den Achtziger Jahren glänzte der Contest mit Verweigerung. Sogar dem Genre zugeneigte Künstler präsentierten sich unmetallisch – wie etwa der Schwede Tommy Nilsson, der Ende der Siebziger in der Prog-Band Horizont und Mitte der Achtziger bei den Glam-Metallern Easy Action gesungen hatte.

Beim ESC 1989 erreichte Nilsson mit seiner Pop-Nummer ‘En Dag’ immerhin Platz vier. Das war das höchste der Gefühle – echte Metaller wagten sich trotz musikalischer Hochphase nicht zum Wettbewerb; im deutschen Vorentscheid scheiterten 1981 die Rock’n’Roller Rudolf Rock & Die Schocker mit einem auf Mainstream gebürsteten Stück. Vielleicht waren Hard Rock und Metal damals zu sehr mit sich selbst und ihrer Entwicklung beschäftigt, um sich für eine TV-Veranstaltung zu interessieren.

Nightwish live am 3.5.2012 in Hamburg

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Auch ein Jahrzehnt später schien es für Rock-Röhren wie die Portugiesin Célia Lawson („bekannt“ von der Heavy Metal-Band V12 und dem Soloprojekt Ira) schicker zu sein, poppig anzutreten anstatt ihrer eigentlichen Passion Ausdruck zu verleihen – ‘Antes Do Adeus’ landete 1997 zu Recht auf dem letzten Platz.

Einen Aufschwung erlebte das Genre beim Eurovision Song Contest erst mit Anbruch der Nullerjahre. Zuerst das bekannte Phänomen: Während sich genre-affine Sänger wie der Kroate Goran Karan (Big Blue) handzahm zeigten (2000: Platz neun), scheiterten bekanntere Metal-Bands im Landesvorentscheid: So zum Beispiel Nightwish (2000 mit ‘Sleepwalker’), Knorkator (2000 mit ‘Ick wer zun Schwein’) oder die Punker SPN-X (2002 mit ‘Bravo Punk’).

Dann wurden endlich auch im Wettbewerb die Stromgitarren gestimmt – von türkischen Künstlern: Deren heute noch aktive Ska-Punker Athena präsentierten sich 2004 mit ‘For Real’ recht zahm – für ordentliche Eingangs-Riffs, Tattoos und Pogo war die Zeit jedoch reif. In den Folgejahren zeigte sich Metal salonfähiger, im Grand Prix aber noch immer unterrepräsentiert. 2005 spielten sich die norwegischen Glam-Metaller Wig Wam mit dem hymnischen ‘In My Dreams’, Glitzerhosen und Federboa auf Platz neun; mit headbangenden Gitarristen, Nieten und ihrem Rock-Song ‘Nobody Hurt No One’ erreichte die Russin Natalia Podolskaya im selben Jahr Platz 15.

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B. Foitzik

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