Meinung: Hört endlich auf zu behaupten, dass Metal und Politik nicht zusammengehören

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Liebe Rocker,

in den USA ist gerade Wahlkampf. Sowohl die republikanische Kandidaten-Parodie Donald Trump als auch die demokratische Hillary Clinton sind beim Wahlvolk aber auch in ihren Parteien nicht unumstritten, sodass landesweit die politischen Fetzen fliegen. Auch viele Musiker, darunter Randy Blythe, Corey Taylor und Rob Flynn haben ihre Meinung zum Thema bereits veröffentlicht. In den Kommentaren unter unseren Berichten zu diesen Wortmeldungen wird eine Aussage dabei immer häufiger: „Metal ist Metal und Politik ist Politik”.

Das ärgert mich, denn diese Annahme ist grundlegend falsch. Metal ist in seinem innersten Kern schon immer von politischen Aussagen geprägt gewesen. Die Ur-Metaller von Black Sabbath haben z.B. in ‘War Pigs’ (PARANOID, 1970) eine Aussage im Rahmen des Vietnamkrieges getätigt. Es wird die wesentliche Frage gestellt: “Wer fängt Kriege an, wer hat etwas vom Krieg und wer leidet darunter.”. Wenn das nicht politisch ist, was dann? Auch Iron Maiden oder Judas Priest behandeln vereinzelt politische Themen, darunter den Genozid an den nordamerikanischen Ureinwohnern. (‘Run To The Hills’. Ja, wirklich.)

Thrash ‚till politische Diskussionsrunde

Insbesondere beim Selbstverständnis vieler amerikanischer Bands ist die “Politik hat keinen Platz in der Musik”-Fraktion auf dem Holzweg. Der US-Metal gründet sich weitestgehend auf dem Erfolg des Thrash in den Achtziger Jahren. Und mit seinen deutlichen Einflüssen aus dem Punk sind gerade diese Thrash Metal-Bands, die die Grundlage für spätere, aussagekräftige Acts wie Lamb Of God oder auch Machine Head bilden, in ihrem Kern politisch: Megadeth, Metallica, Exodus, Anthrax – sie alle haben sozialkritische Aussagen, politische Fehlentwicklungen und kriegerische Handlungen in einigen ihren Songs festgehalten, thematisiert und kritisiert. Dass dies auch für Slayer gilt, ist da fast schon selbstverständlich: Allen voran das gerne missverstandene ‘Angel Of Death’, das die Verbrechen des Josef Mengele in Auschwitz beleuchtet. Die Aussagen sind aus verschiedenen Perspektiven mal mehr und mal weniger sinnvoll (Avenged Sevenfold setzen z.B. mit ‘Critical Acclaim’ die Kritik an einem Krieg an sich mit fehlender Unterstützung für Soldaten gleich. Wenn sie denn meinen.), insgesamt ist der Fall aber klar: (Thrash)Metal und Politik gehören nicht nur zusammen, sie sind beinahe untrennbar verbunden.

Generell steht extremer Metal aller Spielarten für politische Aussagen: Carcass, Napalm Death, Cattle Decapitation, Death, Sepultura, Deicide, Otep, Whitechapel, Job For A Cowboy, selbst Thy Art Is Murder – sie alle haben wenigstens in einigen ihrer Songs Themen angesprochen, die eindeutig dem politischen und sozialkritischen Spektrum zuzuordnen sind. Dass der Metalcore durch seinen direkten Einfluss aus dem Hardcore, auch eine klare politische Message mitgebracht hat, steht zudem außer Frage: Heaven Shall Burn, Caliban, Maroon, Killswitch Engage, All Shall Perish, Parkway Drive – sie alle haben etwas zu sagen, was sich auf die eine oder andere Weise mit politischen Themen beschäftigt. Egal ob Veganismus, Kampf gegen Nazis, soziale Ungleichheit oder Polizeigewalt.

Viele politische Formulierungen von Metal-Bands sind, mit einigen Ausnahmen, eher liberal. Kein Wunder: Wütende, unangepasste Musik, die das Versagen der politischen Führung anprangert, oder sich gegen Diskriminierung und fehlende Gerechtigkeit ausspricht, wird eben meist nicht den reaktionären Konservatismus predigen. Gleichzeitig bietet er aber eine Stimme, um z.B. die Wut über die Zerstörung der Umwelt (‘Dark Days’, Parkway Drive), Walfang (‘Hunters Will Be Hunted’) oder den Umgang mit Flüchtlingen (‘Trespassing The Shores Of Your World’, beide Heaven Shall Burn) zu formulieren.

Also: Metal ist schon immer politisch gewesen und wird gerade in den USA oft von Menschen gespielt, die sich gerne politisch positionieren. Das muss euch nicht unbedingt passen, es ergibt aber auch keinen Sinn, diesen Fakt zu leugnen.

Euer Eike!

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