Meinung: Hört endlich auf zu meckern, liebe AC/DC-Fans!

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Lieber Rocker,

Was war im Vorfeld nicht diskutiert, gejammert, gehasst und befürchtet worden: AC/DC und Guns N‘ Roses-Frontdiva Axl Rose? Als Ersatz für Brian Johnson, der die australischen Rock-Helden seit fast 36 Jahren angeführt hat? Ernsthaft?

Spätestens mit den ersten, durchweg gelungenen Shows des neu formierten Guns N‘ Roses-Lineups um Slash, Axl Rose und Duff McKagan hätte eigentlich klar sein müssen: Axl Rose 2016 ist nicht Axl Rose zu USE YOUR ILLUSION-Zeiten. Es wird – vermutlich – keine abgebrochenen Konzerte, keine Diven-Aussetzer, keine Nervenzusammenbrüche auf der Bühne geben. Sicher, auch die METAL HAMMER-Berichterstattung war zunächst von Skepsis geprägt. Kann der Mann wirklich noch liefern? Hält der Frieden zwischen Slash und Rose? Wir wurden eines besseren belehrt.

Und auch in der AC/DC-Frage lagen viele Vorab-Kritiker (ja, auch wir) offensichtlich daneben: Die ersten Videos die es von den Australiern mit Axl Rose am Mikro aus Portugal zu sehen gibt, beweisen nämlich, dass der Mann seine Stimme derzeit voll im Griff hat und die aggressiven, hohen Töne in ‘Highway To Hell’ oder ‘Back In Black’ akkurat abliefern kann. Mehr noch: Die sehr oft gehörten Songs bekommen durch seine spezielle Stimmfarbe einen neue, frische Note.

Auch die aktuellen Erklärungen von Angus Young und Cliff Williams zur umstrittenen Rose-Entscheidung klingen schlüssig. Viele Menschen hätten viel Geld verloren, wenn die Rock-Helden ihre Tour nach dem Johnson-Aus abgebrochen hätten. Und welcher Sänger lässt verdammt nochmal die Chance liegen, mit einer der größten Rockbands aller Zeiten vor durchweg ausverkauften Fußballstadien (!) in ganz Europa zu spielen?

Kein Stress in Axl/DC-Land also – sollte man meinen. Denn das einzige Problem in der rosaroten (Hard)Rock-Welt sind die AC/DC-Jünger in den Kommentarspalten, die selbst jetzt noch kübelweise Hass über die Gesangsperformance von Axl Rose kippen. Oftmals mit der Einleitung „Bon Scott ist eh der Beste” oder “Erst Brian Johnson, jetzt noch Axl. Das sind nicht mehr AC/DC”.

Fast 36 Jahre “Der Neue”

Zur Einordnung für alle, die die letzten Jahrzehnte auf dem Mars verbracht haben sollten: Der tragische Tod von Bon Scott, der zurecht als Gesangs-Legende gilt, liegt jetzt 36 (!) Jahre zurück. Seit 36 (!!) Jahren stand Brian Johnson an der Spitze von AC/DC. Und galt immer noch als „der Neue“, dessen Anwesenheit von einem Teil der Fans bestenfalls „toleriert“ wurde. Das ist länger, als es prägende Bands wie Metallica überhaupt gibt!

Ist das albern? Sicherlich! Aber bei einem Teil der Fans hat diese unverbesserliche Rückwärtsgewandtheit fast schon Tradition. Natürlich hassen diese Fans den zeitweiligen Einstieg von Axl Rose noch mehr. Und sind im Internet nicht verlegen, ihrer Wut Ausdruck zu verleihen. Und das nervt.

Der richtige Mann zur richtigen Zeit

Mit sachlicher Betrachtung der Lage hat das nämlich nicht viel zu tun: Natürlich fehlt Brian Johnson (und natürlich fehlt auch Bon Scott, immerhin verstarb der Sänger viel zu jung), aber Axl Rose ist als zeitweiliger Ersatz vielleicht sogar die derzeit beste Wahl, um die Tour zu einem sinnvollen Ende zu führen. Vor 70.000 Zuschauern braucht man erheblich mehr als nur eine starke Stimme, um bestehen zu können. Und Axl bringt eben genau diese Erfahrung mit, die es braucht, um zweieinhalb Stunden vor Stadion-Kulisse zu begeistern.

Falls Brian Johnson dauerhaft ausfällt, wäre es vermutlich das Beste, wenn AC/DC nach der Rock Or Bust-Tour die SG an den Nagel hängen und sich mit einem furiosen Abschiedskonzert verabschieden, um so ihrer Legende gerecht zu werden. Bis dahin freue ich mich aber auf unvergessliche, einmalige Konzerte. Das hier ist Rock-Geschichte, die vor unseren Augen passiert. Etwas worüber man lange reden und lesen wird. In Rückblicken, Chroniken, Sonderheften. „Wisst ihr noch? Damals, als Axl Rose bei AC/DC gesungen hat?”

Hört verdammt nochmal auf zu meckern und genießt diesen historischen Moment!

Euer Eike

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