Meinung: Deklassieren Deluxe-Editionen aktueller Alben echte Fans?

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Deluxe-Editionen sind wie ein Nachmittag im Spaßbad

„Sind die Zeiten schlecht, wächst die Sehnsucht nach Luxus.“ Okay, das hochphilosophische Zitat verliert etwas an Wirkung, wenn man weiß, dass es von Wolfgang Joop kommt. Trotzdem steckt Wahrheit drin, denn die Zeiten sind und bleiben schlecht für die Musikindustrie. CDs werden kaum noch gekauft, MP3-Daten reichen völlig, besonders gern gehörte Alben wandern vielleicht noch als gebrannte CD mit ausgedrucktem Cover ins Regal. So fehlt zwar das Booklet, aber soll man dafür wirklich 15 Euro ausgeben? Lohnt sich doch höchstens für den beinharten Fan, der wirklich ein hochwertiges Produkt seiner Lieblings-Band besitzen möchte.

Aber genau diesen Hardcore-Fans reicht es eben nicht, nur die CD mit Cover und Booklet in der Hand zu halten. Sie wollen mehr: mehr (Song- und Bild-)Material, und mehr, als der gewöhnliche CD-nebenbei-im-Supermarkt-Käufer. Man ist ja Super-Fan! Also ist es nicht nur schlau, sondern einfach nur fair dem Fan gegenüber, Alben als Deluxe-Version mit reichlich Bonuskram herauszubringen. Für fünf, vielleicht zehn Euro mehr bekommt er ein Produkt, das er sich stolz ins Regal stellen und damit prahlen kann. Und mit dem er sich auch deutlich länger beschäftigen kann, als mit einer einfachen CD.

Die Big Four-DVD zusammen mit fünf CDs, Buch, Postern, Fotos und Gitarren-Pick? Slipknots (SIC)NESSES mit Fotos und T-Shirt? Eine Black Sabbath-Box in Kreuzform mit allen Ozzy-Alben, Gitarren-Pick, Poster und 100-seitigem Buch? Oh, Verzeihung, ich habe auf die Tastatur gesabbert. Selbst wenn man mit der Hälfte davon nichts anfangen kann: Es als Fan zu besitzen und geil aussehend im Regal zu haben, kann einfach alles. Überhaupt: Warum kalt duschen, wenn man auch einen Nachmittag im Spaßbad verbringen kann?

Sebastian Kessler

Der Hardcore-Fan wird zum Standard-Konsumenten abgestuft

Menschen wollen immer mehr. Mehr von vielem. Mehr von allem. Kaum etwas ist lange interessant. Die Welt ist voll von Einflüssen und neuen Entwicklungen/Erfindungen, man lässt sich mit Kitsch, Kram und Nippes vollkleistern. Die Industrie weiß das und bedient diese Gier nach Mehr.

Ein Übel aus genau dieser Quelle sind die Mehrklassen-Releases aktueller Alben. Sie treiben die unheimlichsten Blüten des Grauens, jede neue Extra-Version des gleichen Albums hat etwas zu bieten, das die bisherigen eben nicht beinhalten. Muss man alles doppelt, dreifach oder vierfach kaufen, nur um sämtliches Material und alle Gimmicks seiner Lieblings-Band zu besitzen?

Dreimal für den Schrank und einmal zum Benutzen, sprich Anhören der Musik und der vielen Extras? Muss man, um das „Special“ der „Ultra“-Edition anziehen oder sonstwie zu tragen, diese gleich zweimal erwerben? Wo bleibt der Sammlerwert, wenn der absolute Kommerz-Irrsinn, ja gar das progressive industriell gefertigte Aufrüsten vorherrscht? Dinge, die eigentlich exklusive Sammelobjekte sein sollten, werden zur frei käuflichen Massenware – der Hardcore-Fan wird endgültig zum reinen Standard-Konsumenten abgestuft, sein Fan-Sein auf übelste Weise ausgenutzt. Treibt einen dieser Überangebots-Wahnsinn nicht genau dahin, wo die Plattenfirmen den Konsumenten nicht mehr haben wollen – zu den Download-Plattformen?

Es ist doch deutlich spannender, wenn eine vernünftige CD mit hübschem 16-seitigem Booklet und gleichzeitig erscheinender, streng limitierter Special Edition vorhanden ist. Keine weiteren „exklusiven“ Packages. Der Fan fühlt sich damit ernst genommen und gibt auch gerne etwas mehr Geld dafür aus.

Thomas Sonder

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David Ellefson: So wurde er zum Rush-Fan

In einem Interview mit Mike Gaube's Headbangers sprach der ehemalige Megadeth-Bassist David Ellefson über seine ersten Begegnungen mit der Musik von Rush und deren Einfluss auf seine musikalische Entwicklung. Metal-Magie im Drogeriemarkt „Ich bin im Mittleren Westen aufgewachsen, wo viele meiner Lieblings-Bands in den Siebzigern ebenfalls ihre Anfänge hatten“, erzählt Ellefson.  „Kiss, Ted Nugent, Rush, Styx, REO Speedwagon bis Cheap Trick – sie alle tourten durch diese Region. Meine erste Lieblings-Band war Kiss. Alles daran – die Fantasie, das Spektakel – zog mich in den Bann. Danach kamen Van Halen, Boston und schließlich Rush. Ich erinnere mich noch daran, wie ich das…
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