Der Beginn des Jahres 1988 markierte für Megadeth eine schwierige Phase: Seit ihrem Debüt KILLING IS MY BUSINESS…AND BUSINESS IS GOOD! 1985 hatte die Truppe mit intensivem Drogenkonsum, Alkohol und inneren Konflikten zu kämpfen. Insbesondere in Frontmann Dave Mustaine verstärkte sich ein Gefühl der Ungerechtigkeit; Grund dafür war die Trennung von Metallica 1983. Nichtsdestotrotz hegte er einen eisernen Willen, den Erfolg seiner früheren Band zu übertreffen, und setzte dies als Mission für die dritte Megadeth-Platte fest.
Probleme über Probleme
Doch als sich die Gruppe darauf vorbereitete, mit den Aufnahmen für ihr neuestes Werk zu starten, geriet einiges in eine Abwärtsspirale: Gitarrist Chris Poland und Schlagzeuger Gar Samuelson wurden aufgrund ihres Drogenmissbrauchs gefeuert und durch Jeff Young sowie den früheren Schlagzeugtechniker Chuck Behler ersetzt. Für die beiden Neuankömmlinge war dieses Kapitel aber schnell vorbei. Nur ein Jahr nach der Veröffentlichung des neuen Langspielers entstand eine Spannung zwischen den einzelnen Mitgliedern, sodass Behler und Young von Mustaine ebenso entlassen wurden. Ersterer wegen persönlicher Probleme, Letzterer wegen unangebrachten Verhaltens.
Die Schwierigkeiten nahmen leider noch kein Ende: Mit der neuen Besetzung begaben sich Megadeth erneut in die Woodstock Studios im Bundesstaat in New York, um zusammen mit Co-Produzent Paul Lani, der bereits am Vorgänger beteiligt war, an ihrem Klang zu feilen. Allerdings kam es auch zwischen Paul und Dave zu Streitigkeiten, was schließlich dazu führte, dass die Produktionsverantwortung an Michael Wagner überging – ein erfahrener Produzent, der bereits mit Musikern wie Alice Cooper oder Ozzy Osbourne zusammengearbeitet hatte. Gleichzeitig mussten sie die Aufnahmen in die Music Grinder Studios in Los Angeles verlagern.
Von Anarchie bis Dunkelheit
Trotz all dieser Unruhen durchdringt das Album den unverfälschten Geist von Megadeth und zählt zu ihren faszinierendsten und zugleich bittersten Erscheinungen. Es bringt kraftvolle Riffs und beeindruckende Soli hervor, während der Frontmann die Texte mit gewohntem Anspruch präsentiert und die Hörerschaft ab Sekunde eins in den Bann zieht. Mit roher Energie, in schnellem Tempo, durchzogen von vielen Tonartwechseln und einem anspruchsvollen Gitarrenspiel setzt ‘Into The Lungs Of Hell’ den Auftakt. Dieses düstere und massive Intro führt zum darauffolgenden Song, der anfangs den simplen Titel ‘Megadeth’ trug, später jedoch in ‘Set The World Afire’ umbenannt wurde und zudem das erste Stück war, welches der Sänger nach seiner Metallica-Zeit geschrieben hatte.
Weiter geht’s dann mit einer eher unerwarteten – dafür aber gut gelungenen – Neuinterpretation des Sex Pistols-Klassikers ‘Anarchy In The UK’, für die sogar Steve Jones, der ursprüngliche Sex Pistols-Gitarrist, sein Instrument in die Hände nahm. Einer der erfolgreichsten Titel – nicht nur des Albums, sondern der gesamten Megadeth-Geschichte – ist zweifellos ‘In My Darkest Hour’. Dabei handelt es sich um ein Heavy Metal-Meisterwerk mit mittlerem Tempo. Mustaine schrieb das Lied an dem Tag, an dem er vom Tod seines ehemaligen Metallica-Kollegen Cliff Burton erfahren hatte. Folglich gehört diese Halbballade bis heute zu den tiefgründigsten und persönlichsten Erscheinungen des Band-Chefs und hat sich fest in die Setlists der Thrash Metal-Formation verankert.
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SO FAR, SO GOOD…SO WHAT! repräsentiert ungeachtet der herausfordernden Entstehungsumstände einen musikalischen Höhepunkt, der von der Kritik gefeiert und mit Platin ausgezeichnet wurde. Für Megadeth war diese Platte aber vor allen Dingen ein bedeutsamer Schritt aus der Underground-Szene hin zu einem vielversprechenden Aufstieg. Wir gratulieren herzlich zum 36. Jubiläum dieses Glanzstücks!
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