Maik Weicherts Kolumne: The Sound of Silence

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Heaven Shall Burn Maik Weichert
Heaven Shall Burn 19.03.2010 Session
Weimar – , Germany

Im richtigen Winter kommt man nicht drum herum, auch mal in einen Zug, einen Bus oder eine Straßenbahn zu steigen. Ist ja auch durchaus löblich und sollte in meinem Falle (fauler Drive-In-Schalter-Sucher) ruhig öfter geschehen – schließlich ist das umweltfreundlich und energiesparend. Aber gerade weil ich es nicht gewohnt bin mit den öffentlichen Verkehrmitteln unterwegs zu sein, strömen dort besonders viele Eindrücke auf mich ein. Da hinten hört einer die neue Behemoth auf dem iPod, hier vorn klingelt bei einer etwas weniger geschmackssischeren Dame billigster Eurodance aus der Ohrmuschel.

Aber diese Leute sind cool, die haben Kopfhörer und wollen niemanden nerven. So ganz knapp an die Grenze zum Amoklauf bringen mich allerdings Mitfahrer, die es unbedingt darauf anlegen, den Rest der Menschenfracht an ihren unwichtigen Unterhaltungen teilhaben zu lassen.

Da ist der Spinner, der innerhalb von fünf Minuten drei verschiedene Leute im Bus anrufen muss und lauthals über die letzte Partynacht und die Schlampen in der Schule philosophieren muss, bevor er in einer völlig menschenleeren Gegend aussteigt und sein Jamba-Abo-Telefon in die Jackentasche steckt. Oder die zwei jungen Mädchen, die noch nicht das richtige Maß an Schminke und Parfüm gefunden haben, aber trotzdem in Gefechtslautstärke über irgendwelche wohl noch dämlicheren Freundinnen lästern müssen. Haben die alle keine Facebook-Seite, auf der sie die Welt mit ihren Nebensächlichkeiten belasten können?! Das ist doch das Schöne an solchen Netzwerken, dass sich hier solche Aufmerksamkeitsparasiten interessant und beobachtet vorkommen, obwohl sich kein Schwein um sie kümmert. Was machst Du gerade? Ich bin kacken und es ist erstaunlich wie viel von dem gestrigen Maiskolben noch zu erkennen ist!

Kann man in Zügen, Bussen, U-Bahnen, Straßenbahnen nicht einfach das reden verbieten?!

Warum ich da nicht einfach weghöre? Es geht einfach nicht! Wenn mich etwas aufregt, dann nehme ich es selbstverständlich noch viel isolierter und konzentrierter wahr. Am liebsten würde ich mit einer Rolle Paketklebeband durch den Bus laufen und den Labersäcken den Schacht abdichten. Doch dann finde ich in meiner Tasche zwei Stopfen Ohropax – noch vom letzten Konzert. Was für ein Frieden, was für eine Ruhe. Einfach zurücklehnen die Augen schließen und in die Ferne träumen.

Hat die Typen von Ohropax eigentlich schon mal jemand für den Friedensnobelpreis vorgeschlagen? (schließlich heißt „Pax“ Frieden – Gruß an meine Lateinlehrer Herrn Opfer an dieser Stelle!) Ich wette diese Erfindung hat schon so viel Frieden gestiftet und Streit vermieden! „Luxus für die Ohren“ ist der Werbeslogan auf der Homepage des Herstellers. Das ist fast schon philosophisch. Und so was von wahr. Was Ruhe für ein Luxus ist! Ohropax und die hunderten artverwandten Produkte bewahren mich nicht nur seit Jahren vor dem bösen Tinitus beim Proben und auf Konzerten, nein, es spart Nerven und lässt einen auch mal im Kopf alleine sein. Die Augen kann man schnell mal zu machen, aber der ganze lästige Lärm, die ganzen störenden Geräusche – sozusagen der Audiosmog dieser Welt bleibt damit außen vor, wenn ich es will.

Versteht mich nicht falsch, ich bin Metaller, also stehe ich auf Lärm! Aber habt ihr schon mal auf einem Gletscher oder in einer Sandwüste gestanden und habt einfach nur nichts gehört? Vielleicht mal etwas Wind um die Nase aber ansonsten nur Stille. Das ist wirklich unbeschreiblich. Man hört Gedanken und innere Stimmen, die man sonst nie gehört hat! Also, ich bin jetzt nicht soweit gleich in so einen Hippie-Isolationstank zu springen und auf einen Selbsttrip zu gehen. Aber gerade, wenn man auf Lärm steht, sollte man sich der Schönheit und der Unbezahlbarkeit der Stille bewusst sein. Immer nur eines von beiden kann einen krank machen, es kommt eben auf die Balance an!

Als ich dann im Bus nach vorne gehe um auszusteigen, sitzen da zwei ältere Damen, die offensichtlich über eine gemeinsame Bekannte reden. Reden ist eigentlich falsch, sie tuscheln vielmehr, reden vertraulich und leise – jawohl, das ist die alte Schule!!! Da macht mir das Lauschen doch viel mehr Spaß!

 

Axel Jusseit Krefeld Germany
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