Das Metal-Jahr 2018 startet mit einem ebenso überraschenden wie spannenden Album: MACHINE HEAD kehren stilistisch zu den Neunzigern sowie kurz gehaltenen Liedern zurück – Folk-Song, Grunge-Ballade, Slipknot-Momente, Korn-Riffs und Rap-Gesang inklusive. Wir hörten vorab in CATHARSIS hinein!
Volatile
Fuck the world! Der Opener gibt den Grundton des Albums vor. Der Übergang zwischen galoppierendem Thrash-Vers, Slipknot-Wahn und melodischem Maiden-Chorus fällt ziemlich harsch aus. Schöner Soloteil.
Catharsis
Eine Epikhymne mit modernem Riffing und Rhythmen, die von Schlaghammer-Riffs der THE MORE THINGS CHANGE…-Ära (1997) geschlachtet werden. Im Höhepunkt bewegt sich Flynn in hoch melodischen Gefilden.
Beyond The Pale
Hier stampft unablässig das doomige Korn-Riff (via Twitter versicherte Flynn zudem, dass er das Riff nicht von Strapping Young Lad geklaut hätte), einzig unterbrochen von einer verspielten Metal-Bridge. Auch hier glänzt der Soloteil.
California Dreaming
Der Song erinnert an die spontanen Anfänge der Band, Flynn besingt in einer modernen Thrash-Nummer seinen Heimatstaat. Sehr flockig arrangiert und trotzdem packend inszeniert.
Triple Beam
Achtung – der Rap ist zurück. Robb Flynn erinnert sich an seine Dealer-Zeit und verpackt die Drogen-Memoiren in ein düsteres Sound-Gewand, das an King 810 und die Parkway Drive-Nummer ‘Crushed’ erinnert.
Kaleidoscope
Handgeklapper leitet in einen modernen Thrash-Überfall ein, der erneut von den ersten beiden Scheiben stammen könnte, um dann einen sehr modernen Höhepunkt und eher Band-untypische Arrangements zu präsentieren. Fans werden streiten, ob das nun eingängig oder platt klingt.
Bastards
Folk-Song, den Flynn im Anschluss an die Wahl von Donald Trump geschrieben hat. Im hinteren Teil mutiert das Ganze zu einer Thin Lizzy-Nummer. Eines der ungewöhnlichsten Lieder in der Geschichte von Machine Head.
Hope Begets Hope
Dynamisch eines der Highlights von CATHARSIS. Zwischen dem atmosphärischen Aufbau und dem von Flynn rau gesungenen Höhepunkt entwickelt sich große Lust zum Headbangen.
Screaming At The Sun
Das Quartett lässt moderne Grooves und sphärische Atmosphäre aufeinander los. Der Höhepunkt ist fast schon transzendental, Deftones-artig.
Behind A Mask
Die Grunge-Ballade. Hätte problemlos auf den Alben SAP (1992) und JAR OF FLIES (1994) von Alice In Chains auftauchen können. Chris Cornell aus dem Jenseits.
Heavy Lies The Crown
Düsteres Metal-Epos, das fast schon musical-artig inszeniert ist und bezüglich des klassischen Aufbaus (sowie der Spielzeit von knapp neun Minuten) noch am ehesten an die eigene jüngere musikalische Vergangenheit erinnert.
Psychotic
Nomen est omen. Der verstörte Gesang ist an Slipknot angelehnt, der Song kreist (wie die wirren Gedankenwelten des Protagonisten) um sich selbst, ohne die großen Lösungen anzubieten.
Grind You Down
Ein weiterer Clash der Zeiten. Einerseits abgehackte Riffs voller Neunziger-Attitüde, dann urplötzliche elegische Auflösung und klassischer Metal-Instrumentalteil. Wirkt nicht immer zusammenhängend.
Razorblade Smile
Das wird der Live-Kracher der kommenden Tour! Erinnert an den Bonussong von BURN MY EYES (1994), ‘Alan’s On Fire’, und bricht wie eine Urgewalt über den Hörer ein. Partyhit des Albums. Steel Panther auf Thrash.
Eulogy
Ein sechsminütiger, hintergründiger Abspann leitet den Hörer aus einem Album heraus, das vor Ecken und Kanten nur so wimmelt.
Fazit: Das ist ein echter Paukenschlag. Anstatt die auf THE BLACKENING begonnene klassische Songwriting-Phase zu pflegen, wagen Machine Head einen Stilbruch und beziehen sich wieder auf ihre eigenen Anfänge und die modernen Neunziger. Dieses Album wird definitiv für Diskussionsstoff am Metal-Tresen sorgen!