Die Zeiten, als Lostprophets noch irgendwie Metal waren, sind ja so was von vorbei! Mit ihrem aktuellen Album THE BETRAYED noch mehr, als mit dem Vorgänger LIBERATION TRANSMISSION (2006) – vor allem was die Optik angeht. Immerhin: auf diese stimmen vorher schon The Blackout ein.
The Blackout, ebenfalls aus Wales kommend und seit langem Homies von Lostprophets, legen live wie immer unfassbar energisch vor, animieren, hüpfen, turnen, spielen trotzdem tight und tummeln sich in Form von Sänger Sean Smith auch gern mal zur Anstachelung eines Circle Pits im Publikum. Die Fans danken mit viel Hallo und Gesang und machen sogar das unmöglich scheinende wahr: The Blackout verlangen, dass sie sich hinknien um dann á la Slipknot auf Kommando zu springen. Klappt nie? Klappt wohl. Bis hinter den Mischer machen sich alle Fans klein und geben anschließend umso mehr den Flummi. Respekt. Nur die Optik ist bei The Blackout etwas, sagen wir mal, schief. Sehen Emo-Mädels anders – und das ist gut so.
Lostprophets lassen sich erstmal bitten. Es dauert, bis sie erscheinen und ein ziemlich heterogenes Gruppenbild abgeben: Sänger Ian Watkins markiert Robbie Williams 2.0, Gitarrist Lee Gaze modet mehr Richtung Jude Law, Bassist Stuart Richardson könnte im Black Flag Leibchen und muskelbepackt gleich Richtung Football wandern und andere Hools verhauen. Noch Fragen?
Ja: Warum fängt die Band mit dem THE BETRAYED Opener-Doppel ‘If It Wasn’t For Hate’ und ‘Dstryr/Dstryr’ an? Das zieht sich auf dem Album schon und wirkt live wie der sportliche Zement-Schuh. Song Drei zerschlägt den Knoten dann aber – ‘Burn Burn’ von START SOMETHING (2004). Hit. Was folgt? ‘Omen’ von The Prodigy. Kein Wort zur Einleitung, kein abschließendes Wort der Erklärung – die Fans verstehen es nicht und stehen die Sache stoisch aus, bevor es wieder Hits wie ‘Rooftop’, ‘Last Train Home’, ‘A Town Called Hypocrisy’, ‘Make A Move’ und dergleichen mehr gibt.
Der ausverkaufte C-Club singt und feiert, obwohl der Sound teilweise etwas brummig ist und die Songs selber eher routiniert als inspiriert gespielt werden. Viel unterhaltsamer ist da, was zwischen den Songs passiert. Ein so spontanes Konzert hat in zehn Jahren noch Seltenheitswert. Da wird das rituelle Wasserflaschen-Schleudern zum spontanen Gesang/Rap zu leichten Red Hot Chili Peppers Tönen genutzt, auf Zuruf mal eben ‘Wonderwall’ von Oasis angestimmt, ein längeres Gitarren-Intro mit den Worten von ‘Paradise City’ (Guns N’ Roses) veredelt, wozu der Bass natürlich einsteigt. Was ein Spaß.
Hart werden die gerne poppigen Song live immer wieder, so richtig riffig zeigen sich Lostprophets aber nur im alten Gassenhauer ‘Shinobi vs. Dragon Ninja’ von THEFAKESOUNDOFPROGESS (2000). Es ist gleichzeitig der Abschluss des regulären Sets und wird nur vom eher getragenen ‘The Light That Burns Twice As Bright…’ als Zugabe gefolgt, das einen Auftritt beendet, der sicher nicht der beste im Lostprophets-Kalender war, definitiv aber der spontanste.
Bilder von beiden Bands warten oben in der Bildergalerie auf euch!
Tobias Gerber
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