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Der Lagebericht
„Die aktuelle Lage ist beschissen“, stellt Eberhard unsentimental fest. „Seit Mitte März hat der Hamburger Senat faktisch den Betrieb aller Clubs in der Stadt untersagt. Unsere Reserven sind aufgebraucht. Wir müssen um Hilfe bitten.“ Letzterer Punkt trifft die beiden Macher schwer. „Es hat uns in der Seele wehgetan, zum Bittsteller zu werden“, betont Chris. „Dabei sind wir in Hamburg noch besser dran als andernorts.“ Von Jammer und davon, auf die Behörden zu schimpfen, halten die Betreiber nichts.
„Ich bin mit dem Konzertverbot einverstanden, denn ich würde mich derzeit nicht trauen, 400 Leute in unseren kleinen Laden zu lassen“, hält der Chef zu Coronaleugnern Distanz: „Wir stehen gegenüber unseren Gästen, Künstlern und Mitarbeitern in der Verantwortung.“ So fand das letzte Konzert (Our Mirage und Vitja am 13. März dieses Jahres) mit einem mulmigen Bauchgefühl statt. Doch der Club stand vor dem gleichen Dilemma wie Arenen und Festivals: Erst ein behördliches Verbot befreit von Vertragsstrafen. Durch die Allgemeinverfügung zur Eindämmung des Coronavirus in Hamburg vom 15. März beendete der Senat faktisch den Betrieb.
Daran änderten auch Lockerungen durch nachfolgende Rechtsverordnungen nichts. In der Hansestadt dürfen seit dem 26. Oktober in geschlossenen Räumen zwar Konzerte mit 50 Personen unter Wahrung von Abstandsregeln und Maskenpflicht stattfinden, aber das deckt nicht die Kosten. Daher sind die meisten der zwanzig Mitarbeiter inklusive Aushilfen seit Mitte März in Kurzarbeit. Sechs regelmäßig angeheuerte Techniker bleiben ebenso ohne Einkünfte aus dem Logo wie zahlreiche extra Hände. „Es tut weh, dass wir uns kaum mehr als Mitleid sowie eine Runde Bier und Pizza für unsere Leute leisten können“, seufzt Eberhard. „Manche sind schon seit zwanzig Jahren bei uns.“
Logo-Lob für den Hamburger Senat
Eine zusätzliche Härte hat sich für den Club paradoxerweise aus der erfolgreichen Arbeit der letzten Jahre ergeben. Finanzielle Hilfe gibt es erst, wenn die eigenen Reserven aufgebraucht sind. Wer wie das Logo gut gewirtschaftet hat, muss sich hinten anstellen. „Ich finde es großartig, wie schnell unsere Stadt reagiert hat und dass es überhaupt Hilfe gibt“, lobt Eberhard dennoch den Senat. „Lediglich mit der Verteilung bin ich nicht einverstanden, wobei mir klar ist, dass auch die Behörden vor einer völlig neuen Situation stehen.“
Die Kritik des Chefs entzündet sich an einem alten Kulturskandal. Auf eine grob vereinfachte Formel gebracht, finanzieren Besucher von Rock-Konzerten über die ausländische Künstlersteuer den VIP-Gästen die hochsubventionierten Wagner-Festspiele in Bayreuth. „Als Vertreter der sogenannten Popularmusik sind wir schon vor der Pandemie vom staatlichen Kulturbetrieb massiv benachteiligt worden“, ärgert sich Eberhard. „Der Begriff ‚Hochkultur‘ verursacht bei mir Hautausschlag. Wer legt das fest? Die ungerechte Verteilung von Subventionen wird in der Krise zum existenziellen Problem.“
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