Während eines aktuellen Interviews mit Metal Hammer UK sprach der einstige und erste (!) Metallica-Gitarrist Lloyd Grant, der vor Kirk Hammett und Dave Mustaine mit Ulrich und Hetfield zusammenarbeitete, über seine Erfahrungen mit den Thrash Metal-Giganten und über die Anfänge derselben. Denn obwohl Grant bloß an ‘Hit The Lights’, dem ersten aufgenommenen Metallica-Track, der für das 1982 erschienene METAL MASSACRE-Kompilationsalbum produziert worden war, offiziell mitwirkte, bildete seine frühe Zusammenarbeit mit Lars Ulrich die Grundlage für das, was die Thrash-Institution heute ist.
Prä-Metallica
Der jamaikanische Musiker berichtet über den jungen Lars Ulrich, der zu Beginn der Achtziger Jahre große Ambitionen zeigte, in den zu der Zeit aufkeimenden Extreme-Sphären Fuß zu fassen. Er spricht von einem NWoBHM-begeisterten in Los Angeles lebenden Dänen, der konkrete Vorstellungen davon hatte, seinen Traum von einer Revolution des Metal tatkräftig zu verwirklichen. „Lars war schon ein ziemlich interessanter Typ, als ich ihn das erste Mal traf“, sagt Gitarrist Lloyd Grant, der damals auf Ulrichs aufgegebene Anzeige nach gleichgesinnten Musikern reagierte. „Er wusste genau, was er tun wollte, obwohl er zu diesem Zeitpunkt noch bei seinen Eltern wohnte. Ich wollte einfach nur in eine gute Band einsteigen, vor allem in eine, die in der Stadt spielen würde.“
Erste gemeinsame Schritte
„Als ich Lars das erste Mal traf, hatte er noch keine vollständige Schlagzeug-Ausstattung. Er hatte dieses improvisierte Kit, während er darauf wartete, dass ein komplettes Set aus Dänemark oder so kam. Also war es anfangs ziemlich komisch, mit ihm zu spielen, auch wenn er schon ziemlich gut klang. Ich ging rüber und wir saßen normalerweise herum und hörten uns Platten an, bevor wir spielten. Wobei er Kopien von allem machte, was mir wirklich gefiel. Wir gingen sie ein bisschen durch, und beim nächsten Mal versuchten wir, die Songs zu spielen, die wir gehört hatten.
Bevor Metallica zu einer Band wurde, investierte Lars all seine Zeit, um endlich Musik zu machen. Er ging ein paar Mal pro Woche in den Plattenladen, um zu sehen, was es Neues aus Europa gab, und hörte es sich an, aber er studierte es auch. Sogar wenn er nach Europa in den Urlaub fuhr, sah er sich Bands an. Ich konnte es damals gar nicht glauben, dass er die Bands live sah, die wir beide hörten.“
James Hetfield und die Konkretisierung einer Idee
Auf die Frage nach dem Zeitpunkt der tatsächlichen Entstehung von Metallica, antwortete Grant: „Metallica entstand sozusagen nebenbei, während Lars und ich zusammen spielten. Also hatte ich nicht wirklich viel mit den anderen Jungs zu tun. Wir jammten in Lars‘ Wohnung, aber er war immer noch auf der Suche nach Leuten, mit denen er spielen konnte. Und wenn ich nicht da war, suchte er sich auch andere Leute, mit denen er spielen konnte.
Er traf tonnenweise Leute und spielte mit ihnen entweder im Proberaum oder in seiner Wohnung, aber mit mir kam es zu einem Punkt, an dem wir nicht nur jammten, sondern aktiv versuchten, Songs zu schreiben. Das passierte nicht oft – vielleicht einmal in der Woche. Ich erinnere mich, dass er eines Tages einen Typen mit zur Probe brachte, und das war James Hetfield. Sie hatten ein Tape. Das war eine frühe Instrumentalversion von ‘Hit The Lights’. Aber zu diesem Zeitpunkt gab es noch keinen Namen für die Band.“
Das Zurückbleiben des Lloyd Grant
Die Wege der Musiker drifteten allmählich auseinander, als Ulrich alle Mitglieder für die erste Metallica-Konstellation zusammengekratzt hatte. Die erste und letzte tatsächlich vollendete Tonaufnahme der Band mit Lloyd Grant war ‘Hit The Lights’. „Sie versuchten, den Song auf die Compilation METAL MASSACRE zu bringen. Sie schalteten buchstäblich einen Rekorder ein und ließen mich einfach ein Solo einspielen. Wenn ich gewusst hätte, wie viel Interesse das wecken würde, hätte ich viel mehr Zeit darauf verwendet“, erzählt Grant.
Ein Angebot, der Band jemals offiziell beizutreten, gab es offenbar nie. Sogar nach dem Bruch zwischen Metallica und Dave Mustaine, hatte die Band Kirk Hammett „bereits in den Startlöchern. Sie hatten immer schon jemanden, der auf sie wartete.“
Lloyd Grants Wunsch, daraufhin als Vollzeitmusiker durchzustarten, sollte sich leider nicht erfüllen. Das Leben in der Großstadt und die Notwendigkeit, sich finanziell über Wasser zu halten, kamen seinen Vorhaben der Selbstverwirklichung in die Quere. Heute ist er allerdings begeistert, Teil der Historie einer der international erfolgreichsten Bands überhaupt zu sein. „Es fühlt sich super wichtig an, dass mein Name in einem Atemzug mit der Geschichte von Metallica genannt wird. Es ist ziemlich interessant, aber natürlich konnten wir damals die Zukunft nicht vorhersehen…“