Livebericht: 2024 das erste Mal AC/DC live

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AC/DC sind eine der einflussreichsten Bands der Musikgeschichte – so einflussreich, dass sie es als Genre-Ausreißer auf Metal-Bestenlisten schaffen, so einflussreich, dass sie auch Nicht-Hard Rock-Fans zu ihren Konzerten bewegen. Einer davon bin ich. Der Musik der Australier kann ich zugebenermaßen nicht allzu viel abgewinnen, doch den Legendenstatus erkenne ich natürlich an. Um die Musikgiganten wenigstens einmal live gesehen zu haben, geht es für mich Mitte Juli also aus dem METAL HAMMER-Hauptquartier Berlin in die Stadt, in der meine eigene musikalische Sozialisierung begann: Stuttgart.

Gelände wie bei einem Festival

Auf dem Festplatzgelände des Cannstatter Wasen (eine Oktoberfest-ähnliche Feierei, die ich üblicherweise ebenso anderen überlasse wie den Hard Rock) spielen AC/DC am 17. Juli das größte Konzert der Stadtgeschichte – 90.000 Menschen werden erwartet. Auch für mich ist es die größte Veranstaltung, der ich je beiwohnen durfte, auch wenn das ganz vorne im „Golden Circle“, dem bühnennächsten Zuschauerbereich, kaum spürbar ist.

Der Weg dahin jedoch deutet den Umfang des Konzerts an: Von der U-Bahn-Haltestelle „NeckarPark (Stadion)“ muss man einmal das komplette Gelände überqueren, um seinen Platz vor der Bühne einzunehmen. Dabei kommt man an den Überresten von Peter Maffays Konzerten die beiden Abende zuvor vorbei, die mit über 30.000 Fans zwar keineswegs schlecht besucht waren, deren Tribünen im Vergleich zu den Menschenmassen, die bereits um 16 Uhr zu AC/DC strömen, doch eher niedlich wirken. Für die Australier ist der Wasen aufbereitet worden wie ein Festival-Gelände: Rechts und links sind zahlreiche Essensstände und Merch-Buden (50 Euro für ein Shirt – uff!), dazu immer wieder Kontrollen. Die Aufmachung schürt die Erwartungen.

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The Pretty Reckless heizen ein

Vorne angekommen, beginnt das Warten. Entgegen voriger Berichte betritt die Supportband The Pretty Reckless erst um halb sieben die Bühne. Ob der Verzögerung kann man allerdings nicht böse sein: Taylor Momsen (die einzige Taylor, die an diesem Abend, an dem auch Taylor Swift ihre Tournee in Deutschland beginnt, wichtig ist – Zitat Kollege Björn Springorum) und ihre Band liefern ab. Wo AC/DC über meinen Vater stets präsent waren, haben The Pretty Reckless ihren Platz in meinen Erinnerungen über eine meiner eigenen Entscheidungen erlangt: die Dramaserie ‘Gossip Girl’, in der Momsen einst mitspielte.

Der Auftritt hat damit (glücklicherweise) wenig zu tun, doch die Serie hat dafür gesorgt, dass ich die Karriere der Band peripher verfolgt und nun den ein oder anderen Song kenne. Fest steht: In der gleichermaßen ehrenden wie undankbaren Rolle, Vorgruppe für Legenden wie AC/DC zu sein, machen sich The Pretty Reckless gut. Taylor Momsens Stimme ist toll, die Interaktion mit dem Publikum geht ihr ebenso leicht von der Hand wie ihre Tanzeinlagen, und obwohl vermutlich niemand wegen ihnen auf dem Wasen ist, klatschen am Ende doch einige mit – schön.

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AC/DC: Ganz große Setlist

Zwei Stunden später dann das, worauf alle gewartet haben: AC/DC! Die Menschen um mich herum, die bis auf wenige Ausnahmen (wie mich) alle in AC/DC-Shirts gekleidet sind, gebrandete Getränkebecher in der Hand halten, ihre Kutten (die teilweise so alt scheinen wie die Band selbst) mit ausschließlich Patches der Australier bestickt haben und/oder dazu leuchtende Teufelshörnchen tragen, jubeln. Dem dauerlächelnden Brian Johnson und Schmollmund Angus Young werden die Textzeilen entgegengebrüllt. Wie auch nicht – die Setlist kennen wohl alle in- und auswendig. Sogar ich kenne fast alle Songs, dabei habe ich mich nie aktiv mit Hard Rock auseinandergesetzt. Doch wer sich in härteren musikalischen Gefilden aufhält und ‘Thunderstruck’, ‘Rock’n’Roll Train’ oder ‘Highway To Hell’ nicht kennt, hat wohl am Geschehen vorbeigelebt.
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Helden ganz nah

Dementsprechend leicht fällt es, sich treiben zu lassen, mitzuwippen und sich irgendwie begreifbar zu machen, dass da gerade die echten AC/DC auf der Bühne stehen. Die Band in eine musikhistorische Ecke zu drängen und sie eher als unerreichbare Gestalten abzustempeln, ist bei ihrer Größe (und dem Alter) nämlich verlockend. Aber nein, das da sind wirklich AC/DC, der Mann, der da immer wieder am Bühnenrand in die Knie geht, ist wirklich Brian Johnson, und das Männchen im roten Anzug ist wirklich Angus Young. Das sind keine alten Männer, die nur so tun, als wären sie Rock-Stars, das sind die umjubelten Genre-Wegbereiter, deren Namen ich schon kannte, lange bevor ich ihn verstand. Kein Wunder also, was für ein Aufwand hier betrieben wurde, mit der großen Bühne samt Steg und Hebefunktion für Angus Youngs späteres Gitarrensolo während ‘Let There Be Rock’, der herabsenkbaren Glocke mit Logo-Schriftzug für ‘Hells Bells’, den Kanonen für den Rausschmeißer ‘For Those About To Rock (We Salute You)’ und dem Feuerwerk zum Abschluss.

Fazit: Immerhin mal gesehen!

Aus Fan-Perspektive sicher ein Spektakel – ohne emotionalen Bezug auf Dauer jedoch etwas dröge, vor allem, wenn es mal nichts zu gucken gibt. AC/DC spielen ohne Frage ein gutes Konzert. Doch sie sind nun einmal alte Musiker mit schwindender Mobilität (nur offenbar nicht in Angus Youngs Fingern), weshalb es auf der riesigen Bühne nicht immer die größte Bewegung gibt. Dazu geht Brian Johnson, so gut er die meisten Töne auch trifft, in langen Schreien auch mal die Stimme aus, und das Gitarrensolo vor der Zugabe ist überlang. Natürlich ist der Abend beeindruckend und die Band legendär – beim (schlecht geplanten) Auslass werden einem auch noch mal die Menschenmassen bewusst, die heute von überall her angereist sind, um AC/DC zu sehen –, doch schlussendlich ist es nicht das beste Konzert, das ich je gesehen habe. Das größte sicher, vielleicht auch das mit dem meisten Pomp, doch am gleichen Standard gemessen wie andere Bands, den Legendenstatus mal ignorierend, bleibt es einfach ein Auftritt. Nicht mehr, nicht weniger. Hinter AC/DC kann nun auf der „Hab ich schon live gesehen“-Check-Liste ein Haken gesetzt werden.


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