Im Underground-Laden Bambi Galore in Hamburg-Billstedt haben die Angestellten bereits die Live-PA so gerüstet, dass die Albumvorführung mit ordentlich Dampf vorgenommen werden kann. Zum vorgekühlten Hamburger Bier („Holsten Edel heißt mein Mädel!“) macht INFECTED vom schwedischen Quintett Facebreaker den Anfang.
Nach gut 42 Minuten bleibt zunächst das Kredo: Bring back the Headbang! Wenn Grave und Bolt Thrower heiraten würden, dann wäre INFECTED der unheilige Nachwuchs. Hier regiert Swedish Death Metal as Fuck! Da spenden auch die Landsleute von Evocation Applaus. Zu Recht, denn INFECTED ist ein echter Brecher geworden, der sicherlich zu den Höhepunkten im Death Metal-Sektor 2010 zählt. Schöner können Grave und Bolt Thrower sich gar nicht vermählen. Speziell Grave scheinen dabei ihren Einfluss in die Ehe eingebracht zu haben, denn selbst die Stimme von Roberth Karlsson erinnert aufgrund seiner Klangfarbe an Grave-Frontmann Ola Lindgren.
Für den dicken Oldschool-Sound zeichnet die Team-Arbeit der beiden Produzenten Peter Tägtgren (Abyss Studios) und Jonas Kjellgren (Black Lounge Studios) verantwortlich. Bei Peter wurden Bass, Gesang und Soli aufgenommen, den Mix haben beide gemeinsam übernommen. Ein gehetztes Hin und Her zwischen beiden Aufnahmetempeln gab es aber nicht. „Jonas hat sein Studio mittlerweile auch in Peters Anwesen untergebracht“, beruhigt Gitarrist Peter Ivarsson.
Dass die neuen Songs auch live bestens funktionieren, demonstriert das Quintett abends im dann bestens gefüllten Bambi Galore vor 120 Deathbangern. Und auch Evocation zocken einen gefeierten Gig.
Eine Einzel-Song-Analyse INFECTED findet ihr weiter unten, wie das neue Evocation-Album APOCALYPTIC klingt, erfahrt ihr in der November-Ausgabe des METAL HAMMER, die am 20.10.2010 erscheint.
Setlist Facebreaker:
– Walking Dead
– Slowly Rotting
– Burner
– Crushed
– Night Of The Burning Dead
– Cannibalistic (NEU)
– Creeping Flesh (NEU)
– Souleater
– The Awakening Of The Dead
– Bloodthirst (NEU)
– Dead, Rotten & Hungry
– Devoured By Decay
Setlist Evocation:
– Dead Calm Chaos
– Silence Sleep
– The Dead
– Tomorrow Has No Sunrise
– The Ancient Gate
– Angel Of Torment
– Veils Were Blown
– Feed The Fire
– It Is All Your Fault (NEU)
– Reunion In War (NEU)
– Sweet Obsession (NEU)
– Razored To The Bone
Die Songs von INFECTED (VÖ 29.10.):
1. ‘Creeping Flesh’
Ein kurzer, knackiger Up Tempo-Brecher im Grave-Format. Schön Uffta-Uffta nach vorne. So startet man einen Death Metal-Reigen.
2. ‘Cannibalistic’
Von Anfang an wird ein fieser Druck aufgebaut. In Slow Motion schiebt der Song in bester Bolt Thrower-Tradition. Zum langsamen Groove gesellt sich immer wieder eine machtvolle Double-Bass für die Extra-Portion Wucht.
3. ‘Torn To Shreds’
Dann wird’s wieder flott. Ein knallhartes Schwdeen-Brett im modischen Uffta-Anzug vorgetragen. Unnachgiebig riffen die Riffs. Als Bonus gibt es noch ein Slayer-Solo par excellence.
4. ‘Epidemic’
Der Songtitel ist Programm: Wie eine Seuche breitet sich dieser Track langsam aus. SloMo-Groove des Todes. Die Todesstahl-Walze schiebt, bricht dann kurz aus und wird schnell, nur um dann noch langsamer weiter zu grooven.
5. ‘The Return’
Dieser Song ist der Bonus-Track für die erste Auflage des Digi-Pak und der LP. Nach kurzem Vorgeplänkel, setzt es einen holprigen Uffta-Groove. Dann wird es flotter. Typischer Schweden-Sound, der ab und an von Breaks kurz aufgebrochen wird. Alles in allem aber auch eher langsam. Einer der längeren Songs des Albums.
6. ‘Bloodshed’
Auch im Hause Facebreaker ist man auf Abwechslung bedacht. Hier geht es ohne großes Federlesen direkt in schnelle Uffta-Gefilde. Es regiert ultra heavy „rt-rt-rt-Riffing“. Abgestoppt gespieltes E-Saiten-Reiten – quasi… Und natürlich: Immer schön nach vorne. Live bestimmt eine Macht.
7. ‘Mankind Under Siege’
Der Aufbau am Anfang erinnert an ‘Chief Rebel Angel’ von Entombed (Opener von MORNING STAR, 2001). Was ja per se schon mal alles andere als verkehrt ist. Dann marschieren zunächst nur Bass-Drum und Riffing. Nimmt dann langsam Fahrt auf. Sicherlich ein ebenfalls sehr guter Live-Song, da früh in Bolt Thrower-Gewässer geschippert wird. Ein längeres Stück, das aber nicht langweilig wird und vor allem mit enormem Schub zu gefallen weiß.
8. ‘Waiting For The Pain’
Hier regiert der Shred! Sofort galoppiert man los und lässt den „Uffta“ tanzen. Erinnert an alte Hypocrisy aus PENETRALIA- und OSCULUM OBSCENUM-Zeiten (1992 bzw. 1993).
9. ‘Into The Pit’
Auch wenn es der Titel suggerieren könnte: Mucke für Pit-Gulasch gibt es nicht. Eher Bang-Futter der gehobenen Sorte. Natürlich riffen die Salven nach alter Schule-Manier. Immer schön SloMo mit leichten Melodien. Für Extra-Schub nimmt man immer wieder die Double Bass hinzu. Zum Teil muten die einfach gehaltenen Groove-passagen nach Slams an. Fett.
10. ‘Bloodthirst’
Eventuell der Hit von INFECTED. Nach einen Kurzintro, das aus Gefiepe und Rückkopplungsgeplänkel besteht, mörtel der dickste E-Groove rein, den man sich vorstellen kann: Straightforward Mid Tempo-Attacke! Saucool. Immer wieder betört der Wechsel aus Mid Tempo samt Double Bass und langsamem Groove. Grave und Bolt Thrower in the mix – plus eine latente Heavy Metal- Attitüde.
11. ‘Reanimating The Dead’
Ein stumpfer (nicht abwertend gemeint!) Up Tempo-Brocken, der hauptsächlich im mittelschnellen Bereich agiert, aber immer – wie alle Songs auf INFECTED – mit viel Druck und Schubkraft aufläuft.
12. ‘Infected’
Auch der Titeltrack liefert bestes Bang-Futter. Das Vorspiel dauert hier zwar etwas länger, doch dann rollt die Walze. Mit viel Gespür für feine schwedische Melodien, sägt das Quintett hier alles klein. Druck, Schub, Kraft – INFECTED ist vertontes Testosteron, nur tödlicher und ohne Bollo-Anflug.