Ist ja gut, ist schon klar: Nicht erst seit ihrem elektronisch durchgrätzten aktuellen Album A THOUSAND SUNS verströmen Linkin Park kaum noch Metal-Vibe. Doch wer weiß – vielleicht rocken sie ja live in der O2 World vor 12.000 Fans dermaßen, dass man ausnahmsweise mal geflissentlich darüber hinwegsehen kann? Doch um die Antwort gleich vorwegzunehmen: tun sie nicht.
Als Vor-Band haben Shinoda, Bennington und Co. die britischen Indie-Rocker The Futureheads mit an Bord, die noch weniger Metal-Air haben, als ihr übermächtiger Haupt-Act, so dass es niemanden ins Grab bringt, sie wegen des unübersichtlichen Einlass-Prozederes verpasst zu haben.
Kurz bevor Linkin Park die spitz nach vorne zulaufende Bühne betreten, kämpft sich ein bulliger Roadie durch den Graben und durchwühlt noch einmal alle abgelegten Taschen und Jacken – könnte ja eine Waffe und/oder Bombe reingeschmuggelt worden sein. Amerikanische Superstars halt. Als der Mann grünes Licht gibt, kann es schließlich losgehen und Linkin Park trotten einer nach dem anderen zum Intro ‘The Requiem’ auf die Bühne, bevor sie mit dem knarzenden ‘Wretches And Kings’ in die Vollen gehen. Doch wirklich voll sind die Vollen heute nicht: Die Bühnenschau ist bieder bis langweilig, neue Songs wie ‘Empty Spaces’, ‘Jornada Del Muerto’ oder die Singles ‘The Catalyst’ und ‘Waiting For The End’ mögen auf Platte vielleicht gar nicht so schlecht sein, zünden live aber gar nicht. Die Musiker verströmen mit versteinerter Miene höchst professionell ihre Dienstroutine. Einzig Mastermind Shinoda huscht dann und wann ein Lächeln übers Gesicht, während man seinen Kollegen kaum anmerkt, dass sie Spaß haben an ihrem Beruf.
Klar, bei Klassikern wie ‘Numb’, ‘Breaking The Habit’, ‘Crawling’, ‘One Step Closer’ oder ‘In The End’ steigt die Stimmung beim Publikum schlagartig an und die ausverkaufte O2 World kommt auf Betriebstemperatur, doch insgesamt enttäuschen Linkin Park, vor allem showtechnisch. Etwas mehr Grandezza und Grandeur hätte man in solch einer Arena (und bei solchen Eintrittspreisen) schon erwarten dürfen – wie man es richtig macht, haben ja beispielsweise Muse vor ziemlich genau einem Jahr an gleicher Stelle unter Beweis gestellt. Ging man damals mit dem Gefühl nach Hause, Zeuge eines audiovisuellen Meisterspektakels gewesen zu sein, macht sich an diesem Abend dann doch eher Ernüchterung breit. Weder Metal noch Spektakel, verdammt!
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