Das komplette Interview mit Mike Shinoda findet ihr in unserer aktuellen METAL HAMMER-Juliausgabe!
Es gibt diverse Möglichkeiten, wie es bei Linkin Park weitergehen könnte: Entweder man holt einen neuen Sänger in die Band, oder man löst die Band auf, oder… Hier hakt Mike Shinoda jedoch ein: „Lass mich dich an dieser Stelle stoppen. Ich habe darauf schon oft und auf viele verschiedene Arten geantwortet. Ich denke, jeder weiß, wo wir hierbei stehen. Ich will deine Zeit mit dem Ganzen nicht verschwenden. Gibt es etwas anderes, worüber du reden willst oder möchtest du wirklich, dass ich darüber spreche?“
Dabei bleibt der 41-Jährige höflich. Und er hat ja auch recht: Er hat dazu im Prinzip schon alles gesagt, was es zu diesem Zeitpunkt zu sagen gibt. „Ich warte und will sehen, was sich selbst aufzeigt. Außerdem ist mir wichtig, festzuhalten: Lasst uns nicht vergessen, dass Chester einer der größten Rock-Sänger aller Zeiten war. Punkt. Das sage ich nicht nur als Freund – es gibt einfach keine Stimme wie seine“, stellte Shinoda bereits in einem anderen Interview klar.
Hätte man einen adäquaten stimmlichen Ersatz gefunden, komme noch die charakterliche und menschliche Komponente des Nachfolgers von Chester hinzu. Er müsse gut ins Band-Gefüge passen; man würde schließlich mit ihm auf Tour gehen, also müsse man gut mit ihm auskommen können
„Nicht alles dreht sich um Chester.“
METAL HAMMER: Ein Track auf deinem Soloalbum POST TRAUMATIC heißt ‘About You’, bei dem man den Eindruck hat, du singst über Chester – was jedoch nicht der Fall ist. An wen ist das Stück gerichtet?
Mike Shinoda: „Es ist lustig – es gibt diese Joni Mitchell-Zeile, die auch Trent Reznor in einem Song aufgegriffen hat: You’re so vain, you probably think this song is about you. (Shinoda meint hier Carly Simon – Anm.d.A.). Das ist eine anklagendere und aggressivere Zeile. Mein Song basiert auf der Erkenntnis, dass wenn etwas Öffentliches im Leben geschieht, dann spielt sich in den Köpfen der Betrachter etwas ab, doch was sich in meinem Geist abspielt, ist komplett anders.
Wenn wir jemanden verlieren, durchleben wir eine Vielzahl von Gefühlen, und unsere Gemüter könnten sich mit komplett verschiedenen Dingen beschäftigen. Ich sehe ein, dass Leute denken könnten, dass dieser Song über Chester ist. Aber schlussendlich ist es so, dass ich aufwache und allerlei Dinge in meinem Leben geschehen – nicht alles dreht sich um ihn. Zweifelsohne will ich ihm nichts wegnehmen.
„Ich bin nicht ihr Babysitter!“
Eine intelligente Person wird allerdings erkennen, dass es ein Universum von Möglichkeiten gibt, worum sich ein Lied drehen und was der Künstler fühlen kann. In diesem Zusammenhang sei erwähnt: Oft, wenn ich mich in der Öffentlichkeit zeige und irgendwo abhänge und ein Fan an mich herantritt, fragt er: Oh, wo ist Brad? Wo ist Joe? Und die echte Antwort ist: Ich weiß es nicht! Ich bin nicht ihr Babysitter! Wir sind nicht an der Hüfte zusammengewachsen! Jeder macht sein Ding – als Individuum.
Aber die Leute haben diese seltsame Wahrnehmung, nach dem Motto: Seid ihr Jungs nicht Teil ein und desselben Wesens? Einfach, weil sie daran gewöhnt sind, auf eine bestimmte Art an uns zu denken. Und sie hören nicht damit auf. Besser sollten sie innehalten und realisieren: Das ist ein Mensch, der sein eigenes Leben und seine eigenen Erfahrungen hat.“