Der Hamburger Stadtpark ist groß – da kann man sich schon mal verlaufen. Besonders dann, wenn dort mit Limp Bizkit zum ersten Mal seit Jubeljahren eine Band spielt, die (okay, Auslegungssache) der härteren Gangart angehört. Gut, dass die Crossover-Combo Hollywood Undead schon überpünktlich um 19 Uhr auf der Bühne steht und den Weg durch die romantische Anlage weist. Sorry, Hollywood Undead, aber der Kompass hat geklemmt.
Um Punkt 20 Uhr laufen dann Fred Durst, Wes Borland und Co. in die Arena. Nach ihren Shows am Ring und im Park wollen sie auch den Fans im Norden zeigen, dass Limp Bizkit es immer noch drauf haben. Was für ein Kontrastprogramm: Eben noch 80.000 bekloppte Festival-Junkies gerockt (hier die Bilder), nun vor 4.000 Käppiträgern im hanseatischen Erholungsgrüngebiet am Start – die Mischung macht’s!
Auch im Set der wiedervereinigten New Metal Hohepriester gilt diese Devise: Von „Pollution“ über „Break Stuff“ und „Nookie“ bis zu der Hymnen-Armada um „My Way“, „My Generation“ oder „Livin It Up“ ist natürlich so gut wie alles dabei, was in der Limp Bizkit Diskografie Rang und Namen hat.
Zwischen seinen üblichen Dicke-Eier-Posen auf der Bühne macht Rotkäppchen Durst ein paar Abstecher zu benachbarten Bierständen, zieht Gratis-Hopfenproben ab und sorgt eigenhändig dafür, dass umgefallene Barrikaden wieder aufgestellt werden – muss ja schließlich alles seine Ordnung haben. Der verlorene Sohn Wes Borland hingegen ist vornehmlich mit seinem Gitarrenspiel und damit beschäftigt, das Skinny-Puppy-Gedenk-Outfit einigermaßen würdevoll über die Bühne zu tragen – ja mei, wenn’s schee macht!
Klar haben Limp Bizkit etwas an Intensität verlosen, sie sind ja auch nicht mehr die Jüngsten. Selbst Rampensau Durst ist ruhiger geworden und hat etwas Stimmvolumen eingebüßt – was allerdings auch der reduzierten Stadtpark-Lautstärke geschuldet sein kann. Egal – das Publikum gibt Gas und ist bei der Zugabe, zu der der Maestro mit roter Jacke und Glitzerhandschuh den Jacko macht, kurz vor dem Siedepunkt. Als dann der Rausschmeißer „Rollin“ erklingt, gibt es kein Halten mehr und das beschauliche Areal verwandelt sich in einen einzigen tobenden Mob.
„Limp Bizkit is back forever“, verspricht Durst euphorisch. Aber klar doch – mindestens bis zur nächsten Trennung!
Bilder von Limp Bizkit findet ihr oben in der Galerie.
Benjamin Foitzik
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