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Um unsere wie eure Corona-bedingte Live-Abstinenz ein wenig zu mildern, haben wir die denkwürdigsten, schönsten und empfehlenswertesten Konzertmitschnitte aus über vier Dekaden Rock- und Metal-Geschichte zutage gefördert.
Nightwish END OF AN ERA (2006)
Auf dem Cover zerbersten Statuen und die Apokalypse bricht herein – die Endzeitstimmung und der Titel END OF AN ERA treffen es auf den Punkt: Nightwishs am 21. Oktober 2005 in der Hartwall Arena der finnischen Hauptstadt Helsinki aufgenommenes Konzert besiegelte tatsächlich das Ende der Ära Tarja Turunen. Die Opernsängerin erhielt direkt nach dem fulminanten Auftritt, der die Welttournee zu ONCE beschloss, einen von den vier weiteren Band-Mitgliedern unterschriebenen Abschiedsbrief inklusive ihrer Kündigung. Schon am Tag darauf veröffentlichte die Band den Brief auf ihrer offiziellen Website.
🛒 END OF AN ERA bei AmazonDie gut hundertminütigen Aufnahmen vor stimmungsvoller Publikumskulisse treffen hingegen den richtigen Ton und halten Urklang und -Besetzung von Nightwish in würdigem Bild und Ton fest: Turunen singt so gottgleich, wie sie aussieht, auf musikalische Höhenflüge folgen Gänsehautmomente wie der Gastauftritt von Lakota-Indianer John Two-Hawks, und die Disharmonie zwischen den Mitgliedern manifestiert sich weder im Liveset noch auf der zusätzlichen Dokumentation ‘A Day Before Tomorrow’ richtig offensichtlich. Rückblickend wirkt jedoch genau die gespielte Einigkeit und heile Welt besonders grausam. Ein geschichtsträchtiges Dokument sowie eine schöne Erinnerung für die Fans ist END OF AN ERA trotzdem. (Katrin Riedl)
The Big Four LIVE FROM BULGARIA (2010)
Jahrzehntelang hatten Metal-Fans auf eine Vereinigung der Thrash-Titanen Metallica, Slayer, Megadeth und Anthrax gehofft, und 2010 war es endlich so weit (ob diese illustre Runde um Testament oder Exodus erweitert hätte werden müssen, wird bis heute diskutiert). Insgesamt gab es 14 Konzerte in dieser speziellen Konstellation. Der zeithistorische Metal-Moment wurde am 16. Juni 2010 in Warschau aufgenommen. Die Auftritte der vier Bands sind auf LIVE FROM BULGARIA ungekürzt am Start – und präsentieren entsprechend Klassiker in Serie: Wo kriegt man sonst noch fünf Stunden lang ‘Caught In The Mosh’, ‘In My Darkest Hour’, ‘Symphony Of Destruction’, ‘Angel Of Death’, ‘Raining Blood’, ‘Creeping Death’, ‘Master Of Puppets’ und ‘Blackened’ um die Ohren gehauen?
🛒 LIVE FROM BULGARIA bei AmazonDie Spiellaune ist enorm, von irgendeinem Konkurrenzgefühl (wie bei der berüchtigten Co-Headliner-Tour von Guns N’ Roses und Metallica 1992) ist nicht viel zu spüren. Das Ganze wirkt wie ein Klassentreffen alter Kuttenkumpel, die eine richtige gute Zeit miteinander verbringen. Im Nachhinein verflüchtigte sich dieses Gefühl: Eine lange Zeit angedachte Neuauflage der Big 4 kam nicht mehr zustande. Entsprechend einzigartig fällt LIVE FROM BULGARIA aus. (Matthias Weckmann)
Rammstein PARIS (2017)
Nach eindrucksvollen Live-Veröffentlichungen wie dem frühen LIVE AUS BERLIN (1999) und dem pompösen IN AMERIKA (2015) sowie einigen Zusammenstellungen der Band-eigenen Musikvideos (etwa LICHTSPIELHAUS, 2003) lassen Rammstein mit diesem Dokument die Grenzen zwischen Konzertaufnahme und Musikfilm verschwimmen: RAMMSTEIN: PARIS ist ein 2012 von Regisseur Jonas Åkerlund arrangiertes Monstrum, das mit Schnitten in rasanter Geschwindigkeit und einigen experimentellen bis überzogenen Sequenzen zwar hart an die Belastungsgrenze geht, dabei aber dem überfordernden, bildgewaltigen Charakter einer Rammstein-Show ziemlich nahekommt.
🛒 PARIS bei AmazonAus zahlreichen Perspektiven gefilmte Eindrücke prasseln permanent auf den Zuschauer ein und zeigen die Musiker und deren beherzten Einsatz in vielfältigen Bühnensituationen, darunter legendäre Szenen wie das hundsartige Kriechen über eine Brücke oder die intensive, dicht gedrängte Performance auf der engen B-Bühne. Das stimmgewaltige Pariser Publikum trägt seinen Teil dazu bei, die Live-Situation in authentischer Perfektion wiederzugeben. Empfindlichen oder unter Epilepsie leidenden Menschen sei vom Konsum des Materials abgeraten – allen anderen der Genuss auf einem möglichst großen Fernseher (optimal: einer Kinolandwand) und einer guten Sound-Anlage ans Herz gelegt: Dieser Konzertfilm setzt neue Maßstäbe. (Katrin Riedl)