Erfolgreiche Wiederbelebung einer Stoner-Rock-Kult-Band? Oder sinnlose Defibrillation eines Komapatienten? Ohne Josh Homme aber mit hohen Zielen („Wir werden euch die Fresse polieren!“) kehren mit John Garcia am Mikro, Nick Oliveri am Bass und Brant Bjork an den Drums immerhin 75 Prozent des Ur-Line-ups von Kyuss unter dem kämpferischen Slogan Kyuss Lives! gemeinsam auf die Bühne zurück.
Alle Deutschland-Dates sind seit langem ausverkauft – klar, wenn sich eine Rock-Legende wiedervereint, die die 90er Jahre wie nur wenige andere Bands geprägt hat. Bevor allerdings beim Tour-Auftakt im Hamburger Docks Garcia und Co. den Beweis antreten, dass sie noch immer Feuer im Tank haben, kommen erst einmal die deutschen Rocker Burden aufs Parkett, die musikalisch überzeugen können, abgesehen davon aber noch mal ein bisschen an ihrer Live-Präsenz arbeiten müssen – Songs wie ‘The Fool’ krachen zwar ordentlich, doch der Funken will nicht so ganz überspringen.
Etwas engagierter geben sich im Anschluss die US-Stoner Rocker Waxy: Zwischen groovigen Rock-Nummern und plättenden Sound-Wänden zeigen die Kalifornier, dass sie nicht nur geografische Nähe zu Kyuss haben, sondern auch musikalisch mit ihnen groß geworden sind. „I grew up with Kyuss“, erklärt Frontlocke Robert Owen, was ohnehin jeder hört.
Dann endlich bekommen die 1.500 Kyuss-Jünger das, worauf viele von ihnen jahrelang gewartet haben: nicht John Garcia plays Kyuss, sondern Kyuss Lives! plays Kyuss. Erste Frage: Wer war noch mal dieser Josh Homme? Egal, auf jeden Fall braucht man ihn nicht. Gut, er hat die donnernden Wüstenriffs seinerzeit geschrieben, doch sein „Ersatzmann“ Bruno Fevery macht seinem Namen alle Ehre und entfesselt ein fiebriges Saiteninferno, das bei Hymnen wie dem Opener ‘Gardenia’, dem epischen ‘Whitewater’ oder dem morbiden ‘El Rodeo’ die Eingeweide zurechtrückt. Auch Garcia merkt man deutlich an, dass er Bock auf die ganze Sache hat: In der ihm eigenen stoischen Coolheit keift er sich durch das bunt gemischte Set, bei dem man eigentlich nur Songs vom WRETCH-Debüt und den ‘Demon Cleaner’ vermisst. Garia scheut sich auch nicht, ein paar obskure Schlangentanz-Moves zum Besten zu geben, bevor mit der zweiten Zugabe, dem obligatorisch grandiosen ‘Green Machine’ ein großartiger Abend endet. Kyuss Lives indeed!
Setlist Kyuss Lives!
Gardenia
Hurricane
Thumb
One Inch Man
Conan Troutman
Freedom Run
Molten Universe
Supa Scoopa And Mighty Scoop
Fatso Forgotso
Whitewater
Spaceship Landing
Asteroid
Odyssey
Allen’s Wrench
El Rodeo
100°
——–
Tangy Zizzle
Green Machine