Als Musikjournalist müsse man gnadenlos und unbarmherzig sein — im Film ‘Almost Famous’ gab der Kritiker Lester Bangs diesen Tipp einem aufstrebenden Schreiber. Patrick MacDonald scheint ebenfalls dieser alten Schule anzugehören, hat er doch im Jahr 1974 ein Konzert von Kiss brutal verrissen. Sänger Paul Stanley kann allerdings sehr gut darüber lachen.
Leicht verschätzt
Wie der Kiss-Frontmann und -Gitarrist mittels eines Foto-Tweets teilte, verfasste MacDonald damals für die „Seattle Times“ eine Konzertkritik über die Show der Schminke-Rocker am 25. Mai 1974 im Paramount Northwest. Darin beschrieb der Journalist das Quartett als „eine sehr protzige Glitzer-Band, die mithilfe von Theater das auszugleichen versucht, was ihr musikalisch fehlt“. Die Songs würden sich auf einem „Trottelniveau“ bewegen und seien „aus einer Reihe einfacher Akkorde, die jedes Kind lernen kann, sowie aus Texten gemacht, die es gibt, weil sie sich reimen“.
Doch damit nicht genug: Zu guter Letzt holte MacDonald zum finalen Schlag aus: „Ich hoffe, die vier Kerle, die diese Gruppe bilden und deren Namen nicht wichtig sind, legen Geld für die Zukunft zur Seite. Und zwar die nahe Zukunft, denn Kiss wird es nicht lange geben.“ Paul Stanley kommentierte diese Zeilen wie folgt: „Dies wird jedes Jahr lustiger. Und das geht an den Herrn, der diese ‚Prophezeiung‘ geschrieben hat: Ich hoffe, Sie haben 1974 ihr Geld für die Zukunft zur Seite gelegt. Es ist nicht einfach ein arbeitsloser Kritiker zu sein.“ MacDonald arbeitete allerdings offenbar 35 Jahre als Musikkritiker für die „Seattle Times“, bis er 2008 in Rente ging.