Judas Priest: Britisches Vibranium

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Von noch größerem (grafischen) Interesse als die zuvor beschriebenen digitalen Pyrotechniktücken des Video­chats dürfte indes die Beobachtung sein, dass hinter Halford bereits das Artwork des neuen Albums im Maxi-Plakatformat prangt. Hatte FIREPOWER mit dem erstklassigen Entwurf des chilenisch-italienischen Fantasy-Künstlers Claudio Bergamin noch eine Brücke zu den klassischen Judas Priest-Cover-Gestaltunge von Douglas Johnson gespannt (der für die visuelle Umsetzung jener kultigen Reihe von SCREAMING FOR VENGEANCE bis TURBO verantwortlich zeichnet), geht die Band mit ­INVINCIBLE SHIELD einen durchaus vertrauteren Weg.

Oh Captain, mein Captain!

So oblag die grafische Gestaltung diesmal wieder dem englischen Illustrator Mark Wilkinson, der neben den Judas Priest-Album-Artworks von RAM IT DOWN bis zuletzt REDEEMER OF SOULS auch etliche Platten von Marillion oder gar die beiden jüngsten Studiowerke von Iron ­Maiden visuell betreut hat. „Die Idee war, es recht einfach zu halten. Es ist ein Schild, also lass ihn uns lediglich verschönernd ausschmücken, sodass er zugleich mächtig und stark erscheint. Wenn ich mir das Endergebnis anschaue, sehe ich, dass es zwei Positionen präsentiert. Es ist nicht nur protektiv und defensiv, in dem Sinne, dass wir den Glauben an den Metal verteidigen, sondern es drückt zugleich auch mit Kraft nach vorn. Ein wenig so wie der Schild von Captain America.

Nur, dass es in diesem Fall Captain Judas Priest ist“, philosophiert Pop-Kultur-Fan Halford, der sich noch weiterführende, tiefergehende Gedanken um den Artwork-inspirierenden Titel-Song gemacht hat. Mag jener textlich auf den ersten Blick und von seiner Wortwahl eher ein mittelalterliches Belagerungsschlachtspektakel vor das geistige Auge führen, gestaltet sich seine sinnbildliche Lesart doch so: „Als ich Zeilen wie ‚raise the barricades / non shall pass / friend or foe‘ verfasst hatte, bemerkte ich die Ähnlichkeit zu dem, was diese Band schon seit Ewigkeiten im Metal macht.

Strahlende Zukunft

Wir haben einen guten Stand in der Metal-Gemeinschaft, und zusammen sind wir ein metallischer Schild. Unbezwingbar – auch, weil wir noch immer hier sind“, interpretiert Halford. „Ich erinnere mich noch gut an jene Zeiten, in denen insbesondere Business-Leute oder Radiosender felsenfest behaupteten, Metal sei tot und all das, was damit zu tun hat, wäre am Ende angelangt. Wir allerdings wussten, dass das nicht wahr ist. Vielmehr haben wir uns noch stärker zusammengetan, um dem Metal eine strahlende Zukunft zu weisen.

Meine Vorstellung war, dass der Schild als Symbol für diese Metal-Philosophie womöglich ein gutes Album-Artwork abgeben würde.“ Wenn die Band auf INVINCIBLE SHIELD das instrumentale Bollwerk des Metal bildet, sind Faulkner und vor allem Halford, der stimmlich stark und angriffslustig nach vorne prescht, ihre Speerspitzen. So schickt der Sänger in den elf Songs des Albums gleich ein ganzes Ensemble unterschiedlicher Stimmcharaktere und vokaler Ausdrucksformen in die Schlacht.

Andere Oktaven

Dass darunter mit ‘Escape From Reality’ auch eine Nummer ist, in der man genauso gut vermeinen könnte, gesanglich eine ganze andere Metal-Legende zu vernehmen, ist Halford nicht entgangen. „Als ich diese eine Passage einsang, dachte ich schon bei mir: ,Warum klinge ich verdammt noch mal plötzlich wie Ozzy?‘“, grinst Halford. „Ich habe dann verschiedene Ansätze und andere Oktaven probiert, aber es passte einfach nichts so gut“, erzählt Halford, der beim Verfallen in solch anekdotische Ausführungen wie der Folgenden manchmal ein wenig wie Ricky Gervais klingt.

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„Wie cool das doch ist.“

„Ich habe also die Jungs gefragt, ob es so funktionieren könne, oder ob es einfach zu nah an Ozzy sei. Sie erwiderten nur: ‚Stört das jemanden?‘ Unser Credo ist stets: Wenn es für den Song die richtige Wahl ist, ist es in Ordnung. Übrigens, das Riff zu dem Stück erinnerte mich beim ersten Hören sogar an ‘Never Satisfied’ (vom Debüt ROCKA ROLLA – Anm.d.A.). Es gibt da eine Verbindung, es hat diesen Retro-Touch und Klang von Metal, wie er vor etlichen Dekaden war. Ich weiß nur, dass ich dachte, wie cool das doch ist“, freut sich Halford.

Das komplette Interview mit Rob Halford sowie weitere Gespräche mit Ian Hill und Richie Faulkner sowie Einwürfe von Glenn Tipton, Produzent Andy Sneap und Bandmanagerin Jayne Andrews findet ihr in der METAL HAMMER-Märzausgabe 2024, erhältlich am Kiosk oder indem ihr das Heft bequem nach Hause bestellt. Noch einfacher und günstiger geht’s im Abo!

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