Iron Maiden: 43 Jahre KILLERS

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Die Anfangszeiten von Iron Maiden waren geprägt von rasanten Entwicklungen: Die Euphorie nach ihrem wegweisenden Debüt IRON MAIDEN 1980 war noch nicht verflogen, als sich die Herren nur sechs Monate später erneut ins Aufnahmestudio zurückzogen. Gemeinsam mit ihrem neu hinzugekommenen Gitarristen Adrian Smith, der die Position von Dennis Stratton einnahm, machten sie sich auf den Weg in die Battery Studios in London, um an KILLERS zu arbeiten.

Frische Impulse

Smith war allerdings nicht das einzige neue Gesicht: Zum ersten Mal übernahm Martin Birch die Kontrolle am Mischpult. Birch war ein angesehener Produzent, der unter anderem bereits mit Gruppen wie Deep Purple, Rainbow und Blue Öyster Cult zusammengearbeitet hatte. Ab KILLERS bestimmte er für viele Jahre gekonnt den musikalischen Kurs der Maiden-Platten. Seine letzte Produktion war das neunte Studiowerk FEAR OF THE DARK (1992). Für die Aufwertung des Klangs war jedoch nicht nur der neue Produzent verantwortlich: Dieser Fortschritt ist vor allen Dingen auch dem neuen Gitarristen zuzuschreiben. Die Kombination der Einflüsse der beiden Neuzugänge verlieh dem Sound eine bemerkenswerte Veränderung – knackiger, rauer und kraftvoller als IRON MAIDEN.

Ein weiterer bedeutsamer Faktor, der den Klang und Charakter des Albums maßgeblich formte, war Sänger Paul Di‘Anno: Seine Präsenz durchzieht das gesamte Werk mit einer starken Fusion aus energetischer Intensität und melodischer Raffinesse, einschließlich markanter Schreie. So erhielt KILLERS besonders viel Lob für diese Gesangsleistung von Di‘Anno und die deutlich spürbare Verbesserung in der Qualität des Songwritings.

Der Schlüssel zum Erfolg

Unmittelbar nach der Veröffentlichung der Scheibe begab sich das Quintett auf die „Killer World Tour“. Im Zeitraum von Februar bis November 1981 bestritten Iron Maiden insgesamt 131 Konzerte. Dabei trauten sie sich erstmals über die europäischen Grenzen hinaus; sie eroberten Nordamerika, wo sie vor allem als Vorgruppe für Judas Priest agierten, und machten auch den Sprung nach Japan.

Es folgten entscheidende Veränderungen: Der exzessive Alkohol- und Drogenkonsum des Frontmanns beeinträchtigte seine Leistung während der Tour erheblich. Im Herbst 1981 trennte sich daher die Truppe von Di‘Anno. Am 10. September 1981 absolvierte der Sänger in Kopenhagen somit sein letztes Konzert mit der Band. Ein Ersatz musste also her, schließlich waren die Herrschaften noch mitten in der Tournee. Glücklicherweise war dieser schnell gefunden: Schon am 26. Oktober 1981 betraten Iron Maiden in Bologna die Bühne mit Bruce Dickinson. Unter der Leitung der ehemaligen Samson-Stimme erlebte die Formation einen kometenhaften Aufstieg. Dieser führte sie direkt in ihr goldenes Zeitalter.

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Scharfe Kritik

Mit KILLERS endete demnach die Ära von Paul Di‘Anno als Maiden-Vokalist. Doch rund zwei Jahrzehnte nach der Veröffentlichung kann der Musiker keinerlei positive Kommentare mehr zu seiner letzten Platte abgeben: „Ich mag KILLERS nicht. Ich denke, es erreicht nicht das Niveau des ersten Albums. Fragt mich nicht warum. Wir haben alle wie verrückt daran gearbeitet, aber es hat nicht die Magie des ersten Albums“, äußert er sich in dem französischsprachigen Buch „L‘épopée des Killers“ (2005).

Di‘Annos Blick auf die Scheibe ähnelt dem, den viele Kritiker zu jener Zeit hatten: Das britische Musikmagazin Sounds vergab überraschend nur einen einzigen Stern für Maidens zweite CD; der Rezensent bezeichnete es als „einen Misserfolg statt Triumph“. Einige Stimmen bezogen sich auf die Platzierung des Langspielers in den britischen Charts, acht Positionen unter IRON MAIDEN aus dem Vorjahr. Dies deuteten sie als Anzeichen für einen möglichen Abwärts-Trend der Gruppe. Manche gingen sogar so weit, Iron Maiden als eine kurzlebige Erscheinung der NWOBHM abzustempeln.

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Heute nimmt KILLERS einen einzigartigen Platz im Repertoire der Metal-Legenden ein: Als das „schwierige zweite Album“ wird es von Kennern geliebt und geschätzt, wenn auch nicht in dem Maße wie sein Vorgänger. Obwohl es möglicherweise nicht dieselbe Verehrung erfährt, könnte man es – wenn überhaupt – nur im Vergleich zu den späteren Werken als eventuelle Enttäuschung betrachten. Für Iron Maiden selbst markierte diese Erscheinung einen der prägendsten Übergänge in ihrer Karriere. Es stellte einen bedeutenden Schritt zu dem dar, was anschließend kam.


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