Interview: We Butter The Bread With Butter

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Der Erwartungsdruck respektive die Erwartungshaltung seitens der inzwischen mindestens 100.000 Millionen Fans weltweit haben die Jungs aus dem deutschen Nordosten kaum beeindruckt, geschädigt oder am Kreativsein behbindert. Dennoch war es eine riesige Herausforderung, das zweite Album DER TAG AN DEM DIE WELT UNTERGING in Angriff zu nehmen, wie Marcel Neumann erklärt: „Wir hätten niemals damit gerechnet, dass die erste Scheibe so großen Anklang bei den Hörern finden würde. Daher wollten wir jetzt all die Leute, die uns so sehr unterstützt haben, auf keinen Fall enttäuschen, was das Schreiben der Songs viel intensiver gestaltete. Darüber sind wir jetzt sehr glücklich. Es hat lange gedauert, einen Stil zu finden, der eine musikalische Steigerung und ebenso das Festhalten an seinen Wurzeln miteinander vereint. Aber durch diesen Druck, den wir uns auch selber gemacht haben, sind wir mit dem Ergebnis sehr zufrieden.“

Das einstige Duo konnte mit dem Debüt DAS MONSTER AUS DEM SCHRANK (2008) überraschend große Erfolge einfahren, und für den Zweitling wurde die Deathcore-Kapelle um drei weitere Mitglieder aufgestockt – im passenden Emo-Kollektiv-Look, versteht sich: „Kenneth Iain Duncan an der Gitarre, Maximilian Pauly Saux am Bass, Can Özgünsür am Schlagzeug, und die Bandmaschine kann zu Hause bleiben“, freut sich Marcel Neumann, einer der beiden Gründerväter des butterschen Wahnwitzes. Die drei Neuen haben selbstverständlich ganz normale Aufgaben, wie es jeder Musiker in jeder anderen Band auch hat. „Als erstes natürlich, musikalisch topfit zu sein. Aber da brauchen wir uns gar keine Sorgen zu machen, da wir mehr oder weniger zufällig musikalische Wunderkinder gefunden haben. Hauptsächlich ist es aber richtig schön, dass wir alle sehr gut befreundet sind und nebenbei DVD-Abende machen oder mal ins Kino gehen. Jeder hat so seine Aufgaben, die auch in jedem Freundeskreis zu finden sind.“

Immer noch nehmen We Butter The Bread With Butter ihre Songs zu Hause auf, was laut eigener Aussage sehr große Vorteile, aber auch ein paar kleine Schattenseiten hat. „Es ist natürlich viel anstrengender, alles selbst zu machen, zumal ohne Sound- und Technikausbildung. Da mixt man schon mal vier Tage am Stück an einem halben Song und kommt so an seine psychischen Grenzen“, so der grinsende Tobias Schultka. Er führt weiter aus: „Allerdings hat man alle Zeit der Welt und muss nicht für jede weitere Minute tief in die Tasche greifen. Das gestaltet den Aufnahmeprozess sehr entspannt. Man kann alles frei gestalten und nach seinen eigenen Vorstellungen kreieren. Und wenn man einmal zehn Versuche für eine Spur braucht, dann stört das keinen… außer meinen Nachbarn.“

Da die Jungs ihre Lieder ebenfalls im „Home Office“ schreiben und nicht im Proberaum erst um eine Idee herumjammen, gestaltet sich das Songwriting bei ihnen wohl etwas anders als üblich. „Zuerst steht bei uns der instrumentale Song. Wenn der fertig aufgenommen ist, hören wir ihn uns ganz genau an und schauen erst einmal, wonach er überhaupt klingt. Ein Song klang sehr düster und atmosphärisch und ist dann später zum ‘Alptraumsong’ geworden. Ein anderer klang, als würde etwas Großes auf einen zukommen und wurde somit zum ‘Tag an dem die Welt unterging’. Und wenn es eher schwungvoll und partymäßig ist, wird dort eben Kartoffelsalat von Mama gemacht, oder ein kleiner Vampir macht sich Sorgen darum, was er anziehen soll und viel zu schüchtern ist, um zu tanzen.“

Bei all diesen Absurditäten ist fraglich, ob We Butter The Bread With Butter auch irgendetws auf gar keinen Fall textlich in einem Song verwenden würden. Und klar, das gibt es, denn es ist ihnen wichtig, dass in den Texten nicht so herumgejammert wird, wie bei vielen anderen Metal-Bands. „Oft wird dort einfach über Tod, Sterben, Revolution, Regierungskritik bis hin sogar zu Leichen und Vergewaltigungen getextet. Dann lebt die Musik auch nur davon, den Hörern irgendeine Meinung aufzuzwingen. Da ist es doch schön, auch mal andere Emotionen als lediglich Leid und Trauer zu präsentieren. So hat auch die Musik eine Chance, ohne viel Botschaft und Meinung einfach nur der Musik Willen wieder in den Vordergrund zu treten. Es ist unverständlich, warum grade härtere Musik oft fast schon dazu missbraucht wird, alles schlecht zu machen und manchmal sogar Gewalt zu verherrlichen. Es wäre doch schlimm, wenn wirklich alles so wäre, wie es oftmals besungen wird. Musik soll Spaß machen und einem ein gutes Gefühl geben.“

Richtiger und direkter kann man das nicht ausdrücken, und aus dieser Attitüde heraus gestalten sich auch die Live-Shows der Brandenburger wie fette Partys, bei denen die Fans regelmäßig ausflippen. Was die diesbezüglichen Begleiterfahrungen angeht, haben We Butter The Bread With Butter einiges dazugelernt, und sei es nur, wie man sich richtig ernährt: „Auf Tour lernt man erst mal so richtig einen Salat zu schätzen“, lacht Marcel. „Wenn man viel auf der Straße unterwegs und eigentlich permanent Extremsituationen ausgesetzt ist, freuen wir uns immer riesig auf richtiges Essen und Obst. Ansonsten haben wir gelernt, dass man viel mehr darauf achten muss, wie man miteinander backstage oder im Bus umgeht und es auch respektieren muss, wenn jemand mal gestresst ist und eine Auszeit braucht. Und wir haben gelernt, dass Röhrenjeans einfach nicht für lange Busfahrten geeignet sind“, lässt der Grinsemann verlauten. „Auch im sozialen Umgang mit Menschen bringt einen das Tourleben weiter. Man hat täglich mit sehr vielen, sehr unterschiedlichen Menschen zu tun und lernt mit ihnen umzugehen und sich zu arrangieren. Das hilft einem im Alltag deutlich weiter.“

In diesem Live-Sommer können die Jungs noch weiter aus solchen Erfahrungen schöpfen, schließlich spielen sie etliche, auch sehr große Events. Und die Freude ist groß: „Wer träumt nicht davon, auf dem With Full Force oder dem Summer Breeze zu spielen? Wir bereiten uns gut vor, so dass wir einfach nur eine riesige Vorfreude anstatt Nervosität haben, um all den Leuten eine geile Show bieten zu können. Gerade jetzt, seit wir zu fünft sind, haben wir sehr viel positives Feedback von unserer Live-Performance bekommen.“

Abschließend sei noch das Thema Ernsthaftigkeit angerissen – wie ist eine Band mit Neuadaptionen von Kinderliedern oder Texten über Zeitmaschinen oder Kartoffelsalat als Nicht-Gag-Formation zu erkennen? „Wenn es um die Musik geht, nehmen wir uns zu 90 Prozent ernst. Die anderen 10 Prozent müssen für Quatsch bleiben, der aber nach dem zehnten Mal hören trotzdem nicht stressen darf. Wir versuchen auch nicht permanent lustig zu sein. Allerdings bauen wir uns selbst auch keine Barrieren in den Weg oder verbieten uns Dinge, die man nicht als true ansehen könnte. Wir verfolgen alle fünf unsere Ziele und versuchen, diese nie aus den Augen zu verlieren.“

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