Nach dem großen Erfolg des Rock im Wald 2016 spricht METAL HAMMER-Autor – und mittlerweile bekennender Rock im Wald-Fan – Ben Klein mit Veranstalter Christian Sünkel über das wunderschöne Festival in Oberfranken.
„Die Bühne hatten wir selbstgebaut aus alten Paletten.“
Wie lautet dein Fazit zum Rock im Wald 2016?
Christian: Wir sind sehr zufrieden. 2015 waren wir an der Abendkasse ausverkauft, diesmal sogar schon im Vorverkauf. Jetzt überlegen wir natürlich, was wir in Zukunft noch verändern können und müssen. Es ist gibt immer ein paar Kleinigkeiten, die sich verbessern lassen, wie z.B. der Bierschank, der für diese Größenordnung nicht mehr angemessen ist. Das sind die Details, mit denen wir uns nun beschäftigen.
Lest hier unseren Festivalbericht zum Rock im Wald 2016 – dem Schönste unter den Kleinen
Kannst du für uns die Geschichte des Rock im Wald zusammenfassen?
Christian: Angefangen hat es 1994 mit einem Geburtstagskonzert für unseren Freund Urban Hoffmann. Damals bin ich selbst noch mit meiner Cover-Band aufgetreten. Im Jahr drauf hat sich Urban bei uns mit einem kleinen Festivals bedankt – das war der Startschuss zum Rock im Wald. Die Bühne hatten wir selbstgebaut aus alten Paletten. Das war hochimprovisiert. Urban ist mittlerweile über fünfzig und nach wie vor Teil des Teams.
Über die Jahre ist das Festival langsam gewachsen. In den Anfängen haben hauptsächlich regionale Bands gespielt. Ich kann mich auch noch an daran erinnern, dass uns einmal das komplette Bühnendach weggeflogen ist. Also haben wir im folgenden Jahre eine professionelle Bühne geholt und auch die ersten bekannteren Bands eingeladen. Peu á peu ist es dann zu dem gewachsen, was es heute ist. Ich denke, mit Vist Chino wurden wir zum ersten Mal auch überregional richtig wahrgenommen. Trotzdem hatten wir vorher schon Bands wie z.B. Backyard Babies, The Bones, The Flaming Sideburns und Volbeat.
Wie finanziert sich das Festival?
Christian: Rock im Wald hat sich schon immer selbstgetragen. Klar gab es bessere und schlechtere Jahre, aber im Großen und Ganzen kann man sagen, dass wir nie wirklich in die roten Zahlen geraten sind. In dem Jahr, in dem Volbeat bei uns gespielt haben, kamen leider nicht viele Besucher. Das hat natürlich auch ein bisschen an der Motivation genagt, weshalb wir dann in den Jahren 2010 und 2011 ausgesetzt haben.
„Wenn 50% der gewünschten Bands spielen, ist das schon viel.“
Nach welchen Kriterien sucht ihr die Bands aus?
Christian: Wir haben einen Pool in dem wir sämtliche Vorschläge sammeln. Jeder von uns hat seine persönlichen Favoriten, aber wir achten natürlich drauf ein stimmiges Programm auf die Beine zu stellen und orientieren uns auch ein bisschen daran was gerade angesagt ist. Man will ja am Puls der Zeit bleiben.
Habt ihr schon Ideen für das nächste Jahr?
Christian: Ja, aber die kann und möchte ich jetzt nicht verraten, weil wir diesbezüglich noch nicht mit den Bands gesprochen haben. Erfahrungsgemäß muss ich sagen, wenn 50% der gewünschten Bands spielen, ist das schon viel.
Welche Bands hättest du persönlich gerne auf dem Rock im Wald?
Christian: Ich habe irgendwann mal gesagt, wenn John Garcia auf unserer Bühne steht, bin ich satt und zufrieden. Das ist mehr als ich mir jemals hätte erträumen lassen. Natürlich gibt es aber auch andere Bands, die wir sehr gerne einmal bei uns spielen lassen wollen, z.B. Clutch, Baroness oder Mastodon. The Hellacopters passen natürlich auch zu uns wie die Faust aufs Auge.
Das Festival war zum zweiten Mal ausverkauft. Gibt es Wachstumspläne?
Christian: An diesem Ort ist das nicht möglich. Das Festivalgelände wäre zwar groß genug, aber die Zelt- und Parkplätze sind limitiert. Außerdem wollen wir auch den Anwohnern nicht mehr zumuten. Wenn wir uns vergrößern wollen würden, wären wir gezwungen umzuziehen und das wollen wir nicht. Wir sind sehr zufrieden mit dem, was wir haben.
Besonders auffallend ist der familiäre Charakter auf dem Rock im Wald
Christian: Das gesamte Festival basiert auf einer Crew bestehend aus Familienmitgliedern und Freunden, die seit vielen Jahren mithelfen. Bei uns gibt es kaum Hektik, was sicherlich damit zusammenhängt, dass alle schon so lange dabei sind und jeder genau weiß, was er zu tun hat. Der familiäre Charakter ist uns sehr wichtig und ich denke, damit heben wir uns auch ein stückweit von vielen anderen Festivals ab. Wir sind keine Geschäftsleute die sich übermäßig für wichtig halten. Wir sind so natürlich wie man nur sein kann. Ich denke, dass merken die Festivalbesucher. Bei uns fühlt sich der Vollbart-Rocker mit Bierbauch genauso wohl wie junge Alternative-Rock-Fans. Wir leben von diesem familiären Flair und bleiben auf unserem bescheidenen Level.