Dass es auch ohne Gesang geht, beweisen seit den 1980er-Jahren Gitarrenvirtuosen wie Steve Vai, Joe Satriani und andere vergleichbare Künstler eindrucksvoll (auch wenn viele der Solisten-Riege im Laufe ihrer Karriere auch immer hin und wieder mal mit Vocals arbeiteten). Aber nicht nur im klassischen Rock-Solistenkontext gibt es interessante Instrumental-Fraktionen. Wir stellen an dieser Stelle sieben der interessantesten Instrumental-Bands vor – von Stoner Rock über virtuosen Metal mit jeder Menge Djent-Appeal bis hin zu einem explosiven Mix aus Prog Rock und Jazz.
Animals As Leaders
Animals As Leaders ist das Soloprojekt des Gitarristen Tosin Abasi. Abasi machte sich ab den frühen 2000er-Jahren als Gitarrist in diversen Metal-Bands einen Namen, ehe er von Prosthetic Records einen Plattenvertrag als Solokünstler angeboten bekam. Der heute 37-Jährige zögerte zunächst und begann erst einmal ein Studium am Atlanta Institute Of Music. Später kontaktierte er das Label und fragte nach, ob immer noch Interesse bestünde. Die Antwort war ja – und der Gitarrist gründete Animals As Leaders.
Tosin Abasi gilt als einer der interessantesten und innovativsten Gitarristen des letzten Jahrzehnts und als einer der vordersten Virtuosen einer neuen und technisch extrem versierten Generation. Abasi, der meist auf einer achtsaitigen Gitarre spielt, wird oft dem Djent zugeordnet. Djent bezeichnete zunächst eine sehr rifflastige, harte, synkopierte und präzise Spielweise mit virtuosen und schnellen Soli. Mittlerweile gilt es als eigenes Genre beziehungsweise als Subgenre des Progressive Metal. Die Musik von Animals As Leaders ist ein virtuoser und vielschichtiger Mix aus modernem Metal, Progressive Rock und Jazz. Neben Abasi sind auch Javier Reyes am E-Bass sowie Matt Garstka am Schlagzeug mit von der Partie.
Pelican
Dass die US-amerikanischen Post-Metaller von Pelican eine Instrumental-Band geworden sind, hatte einen ganz pragmatischen Grund: „Wir wussten einfach nicht, wie man Gesang in unsere Musik reinbringen soll und es gut klingt“, erklärte Gitarrist Trevor de Brauw. Die Band fühlt sich laut eigenen Angaben zwar weder dem Genre Post-Metal noch jenem der Instrumentalband wirklich zugehörig. Faktum ist aber, dass das Quartett zu den bekanntesten Vertretern der gesangslosen Fraktion in der härteren Rockmusik gehört. Pelican gründeten sich 2001 und veröffentlichten 2019 ihren sechsten Longplayer NIGHTTIME STORIES.
🛒 Nighttime Stories jetzt auf amazon.de bestellenLong Distance Calling
Die deutsche Post-Rock-Band aus Münster gibt es schon seit 2006 und sie ist vor allem für ihre sehr langen Stücke bekannt. Der Bandname wurde aufgrund des Zusammenklangs der einzelnen Wörter verwendet. Das längste Lied der Band bringt es auf über 12 Minuten und hört auf den klangvollen Namen ‘Flux’. Sechs Studioalben hat die Band bis heute veröffentlicht.
The Aristocrats
Man nehme drei Virtuosen und Könner ihres Fachs – und lasse sie sich so richtig austoben. Das ist die Formel des Trios The Aristocrats, bestehend aus dem britischen Gitarrenvirtuosen Guthrie Govan (u.a. King Crimson, Hans Zimmer), dem Bassisten Bryan Beller (u.a. Joe Satriani) und dem deutschen Schlagzeug-Alleskönner Marco Minnemann (u.a. Joe Satriani, Steven Wilson, Kollaborationen mit Mike Keneally und Paul Gilbert). The Aristocrats sprühen nur so vor Ideenreichtum und stilistischem Grenzgängertum. Sie in ein Genre einzuordnen, ist indes schwierig: In ihren Kompositionen und Liveshows finden sich Einflüsse aus Progressive Rock über Metal bis Fusion und Zappa-Anleihen wieder.
Gegründet hatte sich band nach einem gemeinsamen Auftritt anlässlich der Winter NAMM 2011, für den das extra dafür zusammengestellte Trio nur einmal geprobt hatte. Nach dem fulminanten Auftritt entschied man schnell, dass man unbedingt weitermachen wolle. Gesagt, getan: Neun Jahre später veröffentlichte die Band ihr mittlerweile viertes Studioalbum YOU KNOW…WHAT?, mit dem sie derzeit international auf Tournee ist.
🛒 You Know…What? jetzt auf amazon.de bestellenKarma To Burn
Eigentlich hatten Karma To Burn von Anfang an nicht vor, sich einen Sänger an Bord zu holen. Allerdings drängte die ehemalige Plattenfirma des 1993 gegründeten Stoner-Rock-Kollektivs – Roadrunner Records – darauf, jemanden zu suchen, der Vocals für das selbstbetitelte Debütalbum beisteuert. Dieses erschein 1997 und wurde leider nicht der kommerzielle Erfolg, den sich Band und Label erhofft hatten.
Daraufhin machte die Band eine Kurskorrektur: Sänger Jason Jarosz wurde gefeuert und die Band machte als reines Instrumental-Trio weiter. Das nächste Album veröffentlichte die Band noch über Roadrunner (gemeinsam mit Spitfire Records), danach trennten sich die Wege des renommierten Metallabels und des Trios, das sich nach zwei weiteren Longplayern im Jahr 2002 auflöste. 2009 kam es zur Reunion. Mittlerweile ist von der Urbesetzung nur noch Gitarrist William Mecum mit an Bord. Wobei Karma To Burn 2010 dann doch wieder das taten, was sie anfangs nie vorhatten: Sie holten sich für ihren Longplayer APPALACHIAN INCANTATION Gastsänger – wenn auch nur für zwei Stücke. Übrigens gibt es das Debüt mittlerweile auch so zu hören, wie es die Band ursprünglich wollten: 2012 erschien ein Re-Release des Albums – diesmal ganz ohne Vocals.
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Liquid Tension Experiment kann man bedenkenlos als Supergroup bezeichnen. Die Idee für das Projekt hatte der ehemalige Dream-Theater-Drummer Mike Portnoy. Portnoy holte sich neben seinen Kollegen John Petrucci (Gitarre) auch den Bassisten Tony Levin (Peter Gabriel, King Crimson) an Bord. Komplettiert wurde das Line-up von Keyboarder Jordan Rudess. Musikalisch waren Liquid Tension Experiment wenig überraschend eine absolute Prog-Explosion: Fulminante Solo-Läufe, komplexe Rhythmen, vielschichtige Kompositionen und jede Menge hörbarer Spielspaß. 1998 veröffentlichte das Quartett das selbstbetitelte Debütalbum, im Jahr darauf folgte der Longplayer LIQUID TENSION EXPERIMENT VOL.2. Bereits nach dem Debüt stieg Rudess als Keyboarder bei Dream Theater ein und übernahm den Platz von Derek Sherinian. Anschließend legten die Mitglieder das Projekt auf Eis – eben weil das Projekt mittlerweile zum Großteil aus Dream-Theater-Personal bestand und sich das mit der Hauptband im Weg gestanden hätte. Außerdem fühlte sich Portnoy vom Label Magna Carta betrogen.
2007 hatten die Musiker dann doch wieder Lust. Weil aber John Petrucci gerade keine Zeit hatte (seine Frau brachte gerade ihr gemeinsames Kind auf die Welt), benannte sich die anderen Mitglieder eben mal schnell um – und veröffentlichten unter dem Bandnamen Liquid Trio Experiment das Album SPONTANEOUS COMBUSTION. Zum zehnjährigen Bandjubiläum gab es noch ein paar Konzerte, zwei Live-Alben und eine Box. Seitdem liegt Liquid Tension Experiment auf Eis. 2010 verließ Portnoy Dream Theater. Mit Petrucci versteht er sich laut eigenen Angaben nach wie vor blendend – ein weiteres Album der Prog-Supergroup ist also möglicherweise nicht ausgeschlossen.
Godspeed You! Black Emperor
Spricht man über Instrumental-Bands, dürfen auch die Kanadier Godspeed You! Black Emperor nicht fehlen. Die Band gründete sich 1994 in Montreal und wird dem Post-Rock zugerechnet. Ihre Anfänge waren simpel: Da sie für ihren ersten Auftritt (ein Support-Slot) keine Zeit fürs Proben hatten, beschlossen sie, dreißig Minuten lang pro Person einen Akkord zu spielen. Daraus entwickelte sich später eine doch etwas komplexere Musik – eine, die sich stets Zeit nimmt: Die Stücke der Band sind meist über 15 Minuten lang, oft sogar deutlich länger. Ihren letzten Longplayer, LUCIFERIAN TOWERS, veröffentlichten Godspeed You! Black Emperor 2017. Daneben haben die Bandmitglieder auch eine Menge anderer Projekte – unter anderem die Band A Silver Mt. Zion.
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