Erwähnenswert
LUNAR STRAIN (1994)
Um fair zu spielen: In Flames waren zum Zeitpunkt dieses Debüts eine andere Band. Der Gesang stammt von Mikael Stanne (Anders Fridén singt zu jenem Zeitpunkt noch bei Dark Tranquillity), und der spätere Riff-Schmied Jesper Strömblad sitzt hinter dem Schlagzeug. Düsternis und Rohheit (‘Upon An Oaken Throne’) stehen sphärische und folkige Parts (‘Everlost, Pt.2’) gegenüber. Die Band orientiert sich an der damals angesagten Melodic Death Metal-Spielweise, bringt aber bereits viel Eigenes mit – vor allem: das Händchen für den Hit (‘Behind Space’, ‘Dreamscape’)! Es musste schnell gehen: Strömblad hatte dem Label ein Album versprochen, das es noch nicht gab. Zu Hilfe kamen unter anderem Anders Iwers und Oscar Dronjak.
Beklagenswert
SIREN CHARMS (2014)
Hands aufs Herz: Es findet sich kein durch und durch schlechtes Studioalbum in der In Flames-Diskografie; dafür sind die Musiker zu gut und auf ihre Vision fokussiert. Doch so stilprägend die Band von Beginn an war, so sehr musste sie sich für jede Weiterentwicklung rechtfertigen – in den letzten zehn Jahren zunehmend vehement. SIREN CHARMS ist wohl das Album, mit dem sie ihre Anhänger am effi zien testen verprellt hat. Die Berliner Hansa Studios, in denen schon David Bowie, U2 und Depeche Mode zugange waren, brachten neue Inspiration:
Wenigen knackigen Songs (‘In Plain View’ mit seinem starken Refrain, ‘Everything’s Gone’ im Geist von SOUNDTRACK TO YOUR ESCAPE) stehen viele sphärische, mehr im Alternative Rock und Prog als Metal verhaftete Nummern (‘Through Oblivion’, ‘With Eyes Wide Open’, ‘When The World Explodes’) entgegen. SIREN CHARMS ist ambitioniert und musikalisch wie künstlerisch wertvoll, doch es wirkt zerfahren und über weite Strecken vergessbar. Mit den beiden Nachfolgern BATTLES (2016) und I, THE MASK (2019) ruderten In Flames wieder ein Stück zurück, indem sie vermehrt auf klassische Riff-Arbeit, Direktheit und vereinzelte Growls (aber auch Kinderchöre) setzten.
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