Wenn man In Extremo bei Wikipedia eingibt, findet man neben einer ausführlichen Band-Biografie vor allem eines: eine sehr, sehr lange Liste von Instrumenten. Die meisten verzeichnen ihren Ursprung in einer längst vergangenen Kultur – und trotzdem finden sie ihren Weg auf In Extremos pyrotechnisierte Bühnen. Die Band schwebt gekonnt zwischen zwei Welten, zwischen gestern und heute. Und kombiniert dabei elektrisiertes Equipment mit Instrumenten, die heutzutage nur noch wenige beherrschen geschweige denn kennen.
Genau deshalb war es längst an der Zeit, dass wir uns im Rahmen unserer Reihe „Musiker und ihre Instrumente“ mit der deutschen Mittelalter-Rock-Band In Extremo beschäftigen und einen Teil des verwendeten Equipments vorstellen. Dabei greifen wir auch dieses Mal auf exklusive Statements der Band zurück.
Hier seht ihr die Single ‘Troja’ zum neuen Album KOMPASS ZUR SONNE (VÖ: 08.05.20):
Weitere Beiträge aus der Reihe:
- Heaven Shall Burn: Diese Instrumente verwenden die Metalcore-Titanen
- Heilung: Diese Instrumente verwenden die Schamanen des Nordens
- Metallica: Dieses Equipment verwendet die Thrash-Metal-Legende
- Slipknot: Dieses Equipment verwenden die Masken-Träger
- Rammstein: Dieses Equipment verwenden die Neue-Deutsche-Härte-Giganten
Keine Bässe in der Vitrine
Kay Lutter aka „Die Lutter“ sagt: „Wenn ich beim Zahnarzt sitze, dann dringen die kleinen, hohen Bohrer direkt in mein Gehirn, während die großen fast schon beruhigend sind.“ Der Lutter steht auf die tiefsten Töne des Frequenzspektrums. Kein Wunder also, dass er als Bassist der Band aktiv ist. Ganz am Anfang habe er noch mit dem Gesang und der Gitarre geliebäugelt, wenig später dann festgestellt, dass der Bass am besten zu seinem eher ruhigen Temperament passe. Seit seinem neunten Lebensjahr beschäftigt er sich schon mit dem Musikspiel, wünschte sich bald darauf nichts mehr als ein Leben als Musiker. Also gründete er eine Band.
Und zwar eine der beiden, die später zu In Extremo verschmolzen wurden. In Extremo bestanden ganz zu Beginn der Band-Geschichte nämlich aus zwei Bands, die erst im Januar 1998 offiziell zusammengelegt wurden: eine Rock-Band und eine Mittelalter-Formation. Letztere beschränkte sich erst einmal auf akustische Musik. So wie sich das eben für eine richtige Mittelalter-Band auf Mittelaltermärkten gehörte. Zumindest, bis einige Querdenker in den 90ern auf die Idee kamen, sowohl mittelalterliche als auch Elemente der Rock-Musik aneinanderzutackern. Untrennbar. Gleichberechtigt. Schwupps, ein neues Genre entstand. Eines, das sich bis heute hält und zahlreiche Fans begeistert.
Das Instrument des letzten Einhorns
In Extremo erarbeiteten sich ihre Bekanntheit vor allem mithilfe zahlreicher Auftritte auf Mittelaltermärkten. Heute ist die Band nicht mehr wegzudenken aus dem Plattenregal vieler Mittelalter-Rock-Fans, nicht mehr wegzudenken aus den Festival-Line-ups der Szene. Schon längst etablierte sich die Truppe aus der Hauptstadt zu einem der wichtigsten Vertreter ihres Genres. Und dorthin wären sie ganz bestimmt nicht ohne ihren charismatischen Frontmann gelangt, der mit vollem Namen Michael Robert Rhein heißt, unter Fans wahrscheinlich aber eher als „Das letzte Einhorn“ bekannt ist. Sein Instrument ist – logischerweise – die Stimme. Manchmal greift er aber auch zu Cister (ein ziemlich vielseitiges Zupfinstrument), Mundharmonika (selbsterklärend – hoffentlich) und Biniou (eine bretonische Sackpfeife).