Lange musste man um die aktuelle Nightwish-Tournee bibbern. Erst hingen die Karten lange am Kühlschrank, und dann hat auch die überwundene Krebserkrankung von Floor Jansen fast noch für eine weitere Verschiebung gesorgt. Aber Glück gehabt, heute bibbern nur die Besucher bei -5 Grad vor der Halle, doch der Einlass geht relativ schnell vonstatten.
Turmion Kätilöt
Die noch recht kühle Halle müssen nun erst mal die Opener Turmion Kätilöt aufwärmen, was mit ihrem herrlich gestörten Techno-Metal auch wunderbar gelingt. Die Band kann trotz teils finnischer Texte im Innenraum einige Massen organisieren und zum Tanzen bringen. Mit ‘Naitu’ und ‘Grand Ball’ auch kein Wunder – die Songs gehen herrlich ab und sorgen für eine leichte Temperaturanpassung in der Barclaycard Arena.
Beast In Black
Beast In Black wechseln etwas den Musikstil und sorgen mit ‘Blade Runner’ und ‘From Hell With Love’ für einen perfekten Einstieg in das Konzert. Die Band fliegt über die Bühne und lässt es sich nicht nehmen, die ersten Reihen ständig neu zu animieren. Auch erstaunlich, in welchen Gesanglinien sich Sänger Yannis ständig bewegt. Da ist man nur kurz ein Bier holen und erwartet stimmlich eine Gastsängerin, und schwupps fliegt er wieder über die Bühne. Das Tempo der Band und die massentaugliche Musik sorgen für Stimmung im mittlerweile doch sehr homogenen Publikum. Mit ‘One Night In Tokyo’ entfesselt die Band vollends die Menge im Innenraum und sorgt abschließend mit dem Hit ‘Blind And Frozen’ und ‘End Of The World’ für ein würdiges Finale.
Nightwish
Bei Nightwish stellte man sich nun natürlich die Frage ob durch die OP von Floor ein etwas ruhigeres Spektakel erwartet werden kann. Pustekuchen: Mit viel Getöse und Explosionen zu ‘Noise’ leitet die Band die Traumreise ein und entführt die Hamburger Fans für einige Zeit in ihre Welt. Auf der Bühne steht eine sehr muntere und freudestrahlende Sängerin, die das Publikum nun mit ‘Storytime’ sowie ‘Tribal’ anfeuert und bei ‘Élan’ komplett mitreißt.
Natürlich fehlt etwas auf der Bühne. Starken Gesang wie von Marco Hietala vermisst man spätestens bei ‘7 Days To The Wolves’. Auch wenn Troy einen guten Job in etlichen Parts auffängt, fehlt einfach die dunklere Duettseite. Die Leistung von Floor ist aber dennoch wieder enorm über alle Gesangslinien, ebenso wie alle Headbanging- und Luftgitarrentänze der Sängerin. Im Mittel-Part fegt die Band das Publikum mit ‘Dark Chest Of Wonders’, ‘Harvest’ und ‘I Want My Tears Back’ weg. Emotional wird es später mit der Livepremiere von ‘Our Decades In The Sun’, der heute Abend im Licht tausender Handys als Akustikversion vorgetragen wird – episch.
Meisterlich
Nach einer kleinen Pause geht wieder schneller weiter mit ‘Nemo’, aber selbst dieser Song wird kurze Zeit später von ‘Shoemaker’ und dem Laudato si ad astra in den Schatten des Mondes gestellt. Mit dieser Vorlage geht es weiter in den letzten Teil des Abends: ‘Last Ride Of The Day’ und ‘Ghost Love Score’ lassen Hamburg noch einmal tanzen, bevor die Band ihr Meisterwerk aus der Büchse der Pandora zieht. ‘The Greatest Show On Earth’ inklusive des Abspanns liefert noch einmal alles, was Nightwish musikalisch zu bieten haben. Eingewoben in dem gewaltigen Licht und Sound-Bild laufen stetig Background-Videos, in denen sich auch Weggefährten wie Alexi Laiho in der Botschaft „We were here“ wiederfinden. Epischer kann eine Band wie Nightwish den Abend nicht abschließen und die Fans wieder in die reale Welt zurückschicken.
Setlist Nightwish:
- Intro
- Noise
- Storytime
- Tribal
- Élan
- 7 Days To The Wolves
- Dark Chest Of Wonders
- Harvest
- I Want My Tears Back
- Sahara
- Our Decades In The Sun
- Nemo
- Shoemaker
- Last Ride Of The Day
- Ghost Love Score
- The Greatest Show On Earth
- All the Works Of Nature Which Adorn The World: Ⅷ. Ad Astra