Montag, Metal, Maiden. Gleich zwei ausverkaufte Shows in der Olympiahalle München von Iron Maiden zum Wochenbeginn – kann es Schöneres geben? Noch dazu locken die britischen Kultmetaller auf der „The Future Past“-Tour mit einer spannenden Mischung aus Songs vom aktuellen Album SENJUTSU und selten gespielten Highlights, vor allem von SOMEWHERE IN TIME.
The Raven Age
Nicht zum ersten Mal supporten The Raven Age Iron Maiden auf Tour. Und der Hauptgrund dafür dürfte – sorry – der Name von Gitarrist George Harris sein, der Sohn von Steve Harris. Das ist vermutlich auch die bekannteste Tatsache, mit der sich die jungen Briten einen Namen gemacht haben. Das soll nicht automatisch heißen, dass The Raven Age schlecht wären. Die Band ist technisch versiert und hat einen guten Sänger, aber es fehlen Charisma und Songs mit Wiedererkennungswert. Der Auftritt in München war solide, die fünf Jungs gaben sich sichtliche Mühe, und die Münchener spendeten freundlichen Applaus. Nicht mehr, aber auch nicht weniger.
Setlist The Raven Age
- Parasite
- Nostradamus
- Forgive & Forget
- Tears Of Stone
- Seventh Heaven
- Angel In Disgrace
- Grave Of The Fireflies
- Serpents Tongue
- Fleur de lis
Iron Maiden
Sobald bei einem Konzert ‘Doctor Doctor’ von UFO ertönt, wissen Metal-Fans Bescheid: In wenigen Minuten entern Iron Maiden die Bühne. Entsprechend wird der Song auch in München ab den ersten Takten gefeiert, bis das Licht ausgeht und das End-Theme von ‘Blade Runner des 2022 verstorbenen Komponisten Vangelis das anstehende Spektakel einläutet. Los geht’s mit ‘Caught Somewhere in Time’ vom unterschätzten SOMEWHERE IN TIME-Album. Der Uptempo-Song ist ein perfektes Beispiel dafür, welche Schätze die Band in ihrem Fundus hat, die live viel zu kurz gekommen sind.
Es folgt der zweite Song vom gleichen Album, ‘Stranger In A Strange Land’, und so geht es munter weit durch alte und neue Schmankerl. Die Songs sind das eine – aber natürlich bieten Iron Maiden noch viel mehr: Dave Murray und Adrian Smith die gewohnte präzise Gitarrenarbeit ab, Bruce Dickinson wirbelt hochmotiviert über die Bühne und Steve Harris ist … nun ja, eben Steve Harris mit seinen markanten Bassläufen, typischen Posen und der Ausdauer eines Fußball-Ultras, der sein Team pausenlos anfeuert.
Nicht zu vergessen Nicko McBrain, der zwar etwas ruhiger hinter seinem überdimensionalen Drumkit agiert als sonst, aber nicht minder exakt und groovend. Eddie hat mehrere Auftritte in unterschiedlichen Outfits, Janik Gers findet neben seinen Aerobic-Übungen noch Zeit für das eine oder andere Solo und das Bühnen-Design wird mehrfach Song-dienlich angepasst. Dazu eine schicke Licht-Show, Flammenwerfer und auffallend guter Sound.
„Scream for me, Munich!“
Merkt man Iron Maiden mittlerweile an, dass sie seit vielen Jahrzehnten unterwegs sind? Ja, klar – alles andere wäre auch ein Wunder. Schadet das der Show und der Stimmung? Keineswegs! Ganz offensichtlich haben sie Spaß an ihren Auftritten, scherzen miteinander und mit ihren Fans. Besonders Bruce Dickinson ist gut aufgelegt, erzählt ausführlich von den wunderbaren Würsteln, die sie am Vorabend in München verspeist haben und dankt für diesen wertvollen Beitrag zur Welt der Kulinarik. Später fabuliert er über Autos, mit denen Zeitreisen möglich sind (nein, kein BMW, obwohl die in München gebaut werden, sondern natürlich der DeLorean) und dass man dank Iron Maiden gar keine Autos bräuchte – dafür gäbe es ja die Songs der Band.
Es ist also erwartungsgemäß höchst unterhaltsam. Das Sextett liefert zuverlässig ab, jedes Mal aufs Neue. Man kann nur hoffen, dass Iron Maiden Gefallen an der aktuellen Tour gefunden haben und sich in Zukunft noch öfter auf vergessene Schätzchen ihrer langen Historie besinnen. Ich würde mir mal (wieder) ‘Quest For Fire’, ‘Loneliness Of A Long Distance Runner’ oder ‘Only The Good Die Young’ wünschen. Ich bin sicher, dass Munich auch dann wieder screamen wird, wenn es heißt: „Scream for me, Munich!“.
Setlist Iron Maiden
- Caught Somewhere In Time
- Stranger In A Strange Land
- The Writing On The Wall
- Days Of Future Past
- The Time Machine
- The Prisoner
- Death Of The Celts
- Can I Play With Madness
- Heaven Can Wait
- Alexander The Great
- Fear Of The Dark
- Iron Maiden
Zugaben:
- Hell On Earth
- The Trooper
- Wasted Years
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