Saunagefühle, Moshpits, kuschelige Gefühle mit einer größeren Anzahl von anderen Metalheads. Was vor zwei Monaten in Deutschland noch fast unmöglich schien, findet nun heute wirklich statt: Ein echtes Clubkonzert in der Hamburger Markthalle. Genau zwei Jahre und vier Wochen nach dem letzten richtigen Konzert mit Lordi findet heute nun der Restart in der Markthalle statt, und etliche Metaller können wieder in ihr Wohnzimmer fallen.
Das Tour-Paket um die Schweden Dark Tranquillity sorgt für eine sehr gut gefüllte Markthalle, und auch die noch geltenden Sonderregeln in Hamburg sorgen für keine Ablehnung bei den Fans. Den Einstand machen The Legion:Ghost. Die Band legt sich mit ihrem Modern Metal mächtig ins Zeug und sorgt schnell für einige fliegende Haare. Der Auftritt ist mehr als solide und die Band überzeugt schnell mit ihrer Performance.
Nailed To Obscurity legen noch eine Schippe obendrauf und kredenzen besten Melodic Death Metal aus heimischen Schaflandgefilden. Mit dem Opener ‘Black Frost’ gelingt der Einstieg gekonnt, und die Band liefert dem Publikum eine supermotivierte Show ab. Mit messerscharfem Sound werden Songs wie ‘Protean’ oder ‘Deadening’ präsentiert. Dem Publikum gefällt es, und so wird die Band würdig bemosht.
Ensiferum: Sportlich ins mittelalterliche Kloster
Sportlicher wird es darauf mit Ensiferum. Rudertraining, Moshpit, Circle Pit – hier kann sich jeder seine Beschäftigung aussuchen. Die Musik dazu leitet die Band sogleich mit ‘Rum, Women, Victory’ ein. Die Stimmungskurve geht schnell nach oben, und Ensiferum räumen ab dem ersten Riff gnadenlos ab. Für etliche der Anwesenden ist es wahrscheinlich der erste Moshpit seit zwei Jahren. Es geht munter weiter mit ‘Andromeda’ und ‘Into Battle’. Die Finnen haben das Publikum in der Hand und hauen mit ‘For Sirens’ den nächsten neuen Hit raus.
Bei ‘Run From The Crushing Tide’ rudert in Folge auch gleich ein menschliches Langschiff durch die Markthalle – hat man länger nicht gesehen, aber nicht verlernt. Der Funke ist noch immer vorhanden, und Ensiferum zerlegen die Markthalle wie ein mittelalterliches Kloster mit ‘Treacherous Gods’, ‘Lai Lai Hei’ und zum Abschluss ‘From Afar’. Was für eine Rückkehr der Finnen in Deutschland.
Nach einer kurzen Gerstenkaltsaftschorle startet die Göteborger Metal-Schmiede Dark Tranquillity sichtlich hochmotiviert mit ‘Phantom Days’ in den Abend. Mit brachialem Sound bläst die Band alle Anwesenden sprichwörtlich direkt an die Wand. ‘Transient’, ‘Focus Shift’ und ‘Monochromatic Stains’ nachgelegt, und das Publikum ist auf Betriebstemperatur. Sänger Mikael Stanne als allseits bekannter Grinsekater ist sichtlich erfreut und genießt die zurückgeworfene Energie des Publikums. Zu lange mussten die deutschen Fans auf die Göteborger warten, und zu lange war auch die Durststrecke.
Schwarze Diamanten von Dark Tranquillity
Umso intensiver scheint nun die Verbindung von Band und Publikum zu werden. Weitere schwarze Diamanten werden mit ‘Forward Momentum’, ‘Terminus’, ‘Final Resistance’ und ‘Atoma’ auf die Bühne gebracht, um die Nackenmuskeln zu trainieren. Insbesondere beim darauf folgenden ‘The Dark Unbroken’ vom letztem Album glänzen die Schweden wieder mit ihrer dunklen Melodieführung. Echt erstaunlich, wie episch der Song live wirken kann. Die Band fordert mit ihrer Spielfreude dem Publikum einiges ab. Der nächste Schub Songs endet in ‘ThereIn’ und einer durchaus magischen Atmosphäre in der Markthalle.
Zur Zugabe wird noch einmal nachgelegt: ‘The Treason Wall’ sorgt für den perfekten Einstieg, um dann mit ‘Lost Of Apathy’ und zuletzt ‘Misery’s Crown’ einen wahrlich epischen Abschluss hinzulegen. Der Relaunch der Markthalle Hamburg ist damit mehr als gelungen, und die heutigen Bühnen-Performances waren eine gewaltige Rückmeldung der Live-Musik in Hamburg.
Setlist Dark Tranquillity:
- Phantom Days
- Transient
- Focus Shift
- Monochromatic Stains
- Forward Momentum
- Terminus (Where Death Is Most Alive)
- The Dark Unbroken
- Final Resistance
- Atoma
- The New Build
- Identical to None
- Encircled
- ThereIn
- The Treason Wall (Zugabe)
- Lost to Apathy (Zugabe)
- Misery’s Crown (Zugabe)