Entombed, Nifelheim, Enforcer, Merciless … wenn sich gestandene Herren dieser Bands zusammentun, um ein Heavy Metal-Projekt mit Oldschool-Vibe ins Leben zu rufen, kann das eigentlich nur Gutes bedeuten. Im Falle von Black Trip trifft das dank zweite, mehr als ordentlicher Alben zu. Wie ist es aber um ihre Live-Qualitäten bestellt?
Reds’Cool
In dieser Hinsicht machen Reds’Cool aus Sankt Petersburg zu Beginn jedenfalls schon mal eine starke Figur. Bislang eher noch ein gut gehütetes Geheimnis Russlands, bescheren uns die fünf Herren erdigen Hard Rock á la Whitesnake und Konsorten, der sich extrem schnell in den Gehörgängen festsetzt. Erfreulich auch der knackige Sound, der die mal gediegen bluesigen, mal straighten Rock-Hymnen nahezu perfekt zur Geltung kommen lässt.
Und was ist das für eine Wahnsinnsstimme? Mit Slava Spark hat sich die Truppe einen neuen Sänger ins Boot geholt, der ein unverkennbares Timbre zu bieten hat und den älteren Songs (damals noch unter dem Namen Oldschool) wie auch den Nummern der aktuellen Platte PRESS HARD seinen überdeutlichen Stempel aufdrückt. Etwas mehr Aufmerksamkeit am frühen Abend hätten sie sich damit sicherlich verdient gehabt.
Black Trip
Alle Aufmerksamkeit gebührt Black Trip dagegen schon bevor sie überhaupt einen Ton von sich gegeben haben. Kaum ertönt das Intro, schon füllt sich das Hamburger Knust schlagartig. Kein Wunder, mit ihrem musikalischen Ansatz schlagen sie derzeit in eine Trend-Kerbe, die zwar sehr gefragt aber auch hart umkämpft ist. Zu Beginn muss die Live-Maschinerie allerdings erst noch ein wenig nachgeölt werden. Johan Bergebäcks Bass scheppert an vielen Stellen noch deutlich zu überbordend, während Sebastian Ramstedts Sechssaiter beim SHADOWLINE-Doppelschlag ‘Die With Me‘ und ‘Danger‘ so gut wie gar nicht zu vernehmen ist. Das geht leider auf Kosten einiger schöner Gitarrensoli und -Harmonien. Auch Joseph Tholl muss sich am Gesang erst noch finden. Generell hat man das Gefühl, dass er sich bisher noch an der Enforcer-Klampfe wohler fühlt, als im Rampenlicht eines Frontmanns.
Beim auf Hamburg umgemünzten ‘Berlin Model 32‘ passt dann aber endlich auch die Feinmotorik und das Quintett nimmt deutlich an Fahrt auf. Auf der Habenseite stehen natürlich geniale Songs, wie dem Titeltrack der neuen Scheibe aber auch ‘Putting Out The Fire‘ oder ‘Tvar Dabla‘ mit ihren herausragend schmissigen Refrains. Hätten Iron Maiden damals die punkige Attitüde der ersten beiden Alben mit Paul Di’Anno beibehalten, hätten sie Mitte der 80er wohl Black Trip geheißen. Das schmeckt auch dem Publikum vorzüglich.
Als sich Fans und Band erst so richtig aufeinander eingelassen haben, folgt jedoch ein völlig verfrühter Dämpfer: Nach gerade einmal einer schlappen Dreiviertelstunde kündigt Tholl mit ‘The Storm‘ den letzten Song an. Wenn es am schönsten ist, soll man ja bekanntlich… ja richtig, verdammt nochmal weiterzocken. Dass es das nicht gewesen sein darf, merken auch die Fans, die sich nach und nach zu wahren Zugabemobs auftürmen. Satte vier Songs, darunter auch die Stimmungsgranate ‘Outlaw‘ aus der Feder von Riot, lassen sich die Schweden so noch nach anhaltendem Beifall aus den verschwitzten Ärmeln schütteln und reißen damit das Ruder nochmals eindrucksvoll herum. Im direkten Vergleich mit ihren skandinavischen Landsleuten von Audrey Horne und Dead Lord, die am Vortag Oberhausen zerlegt haben, müssen sich Black Trip in Sachen Spielfreude und Intensität zwar knapp geschlagen geben, an Killer-Songs mangelt es ihnen aber keineswegs.