Im Pit bei: Architects + Stick To Your Guns + Bury Tomorrow

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Schon die unverschämt lange Schlange bei fröstelnden Temperaturen ließ erahnen, dass das heutige Tour-Package für die Hamburger Markthalle eine äußerst strapaziöse Angelegenheit werden dürfte: Die britischen Vorzeige-Prediger des modernen Metalcores, Architects und Bury Tomorrow, nehmen die US-amerikanischen Hardcore-Spezialisten Stick To Your Guns in ihre Mitte und zelebrieren zusammen drei Mal ausnahmslosen Abriss! Und der spiegelt sich auch im beispiellosen Zuspruch des jung-dynamischen Publikums wider.

Bury Tomorrow

Während man im Vorprogramm bei klassischeren Kutten-Konzerten leider immer öfter mit einem Schwund an rauchenden oder bierhungrigen Seelen im Foyer rechnen muss, ist der große Saal am heutigen Abend schon beim Opener Bury Tomorrow um Punkt 20 Uhr brechend voll und die Meute von der ersten Sekunde an Feuer und Flamme – ‘Man On Fire’ sei Dank. Mehr als ein einfaches “How are we doin’t tonight?” von Sänger Daniel Winter Bates benötigt es dann auch gar nicht, um festzustellen das hier und heute einiges geht: Vom Kopfnick-Kollektiv an den erhöhten Flanken der Markthalle, über die unermüdlich springenden Fans im Zentrum bis hin zur bemerkenswerten Textsicherheit, kann der gut halbstündige Auftakt mit dem finalen “Earthbound“ nur als voller Erfolg in der Akte Bury Tomorrow verbucht werden.

Stick To Your Guns

Etwas weniger verspielt, dafür aber deutlich geradliniger und sogar noch eine Schippe zwingender gehen Stick To Your Guns ans Werk. Der vielleicht angriffslustigste Pitbull-Fünfer des Billings bestreitet den Abend gleich mit “Nobody“ und hält damit sofort alle Trümpfe in den Händen. Zur ohnehin schon aufgeheizten Fanschar an Moshern und Bangern gesellen sich nun auch mehr und mehr Crowdsurfer, die sich ihren schwierigen Weg über den Pit hinweg in die Arme der Security bahnen. Keine Frage, das bissige Liedgut der Amis ist wie gemacht für die Bühne: Erbarmungslose Riff-Wände á la ‘The Never Ending Story’ lassen die Menge zu keiner Sekunde stillstehen, Gangshouts der Kategorie ‘What Choice Did You Give Us?’ sie niemals verstummen, während die Kalifornier alles Erdenkliche dafür tun, ihre sozial- und politikkritischen Botschaften mit dem nötigen Druck und Nachhall unters Volk zu bringen. Und das gelingt ihnen mit äußerster Hingabe, die vom Publikum nur folgerichtig durch puren Aktionismus erwidert wird. So viel Bewegung, so viel Partizipation, so viel Ekstase sieht man heutzutage leider viel zu selten, wofür man der Band und den Fans eigentlich nur gleichermaßen gratulieren kann, nachdem man zu ‘Against Them All’ noch ein letztes Mal gemeinsam zu sportlichen Höchstleitungen aufläuft. Chapeau!

Architects

In Sachen Abriss ist also schon vor Architects alles gesagt, oder? Nicht ganz, denn das Quintett aus Brighton drückt dem Abend zu guter Letzt noch seinen ganz eigenen und ungemein finster erstrahlenden Stempel auf: Der Doppel-Faustschlag ‘Nihilist‘ und ‘Deathwish’ aus dem aktuellen Album ALL OUR GODS HAVE ABANDONED US ist pure Apokalypse im musikalischen Gewand. Atmosphärisch dichter lässt sich moderner Metalcore mit seinen stetig im Hintergrund wabernden Elektro-Teppichen live nicht umsetzen. Apropos erstrahlen: Einen großen Anteil an dem so herrlich endzeitlich anmutenden Spektakel hält neben der makellosen musikalischen Darbietung der Band zweifellos auch deren Lichttechniker. Was hier immer wieder an farblichen Kompositionen durchzogen von flackernden Scheinwerferlichtern und Stroboskop-Blitzen zu Krachern wie ‘These Colours Don’t Run‘ oder ‘Gravedigger’ aufgefahren wird, ist schlichtweg ganz großes Kino. Perfekt auf jeden einzelnen markerschütternden Breakdown abgestimmt, schraubt sich so nahezu jeder Song wie ein kleines Gemälde in die entlegensten Hirnrinden der Meute. Die gelegentlich eingesetzten Leinwandprojektionen braucht es an der Stelle eigentlich gar nicht mehr, denn diese audiovisuelle Einheit wird ohnehin schon von nicht abreißenden Architects-Sprechchören begleitet und mit einer derben Wall Of Death gewürdigt.

Bei all der Ausgelassenheit stand aber natürlich schon im Vorfeld die Frage im Raum, wie Architects den plötzlichen Tod ihres Gitarristen und Gründungsmitglieds Tom Searle verkraften und wie sie genau zwei Monate später damit auf der Bühne umgehen würden. Letztendlich tun sie das einzig Richtige: Sie lassen gar nicht erst zu, diesen tragischen Verlust ihre Performance überschatten zu lassen. Zwar macht Shouter Samuel David Carter in den wenigen Verschnaufpausen immer wieder kleinere Andeutungen, den Moment und das Leben in vollen Zügen zu genießen, es dauert allerdings bis zur letzten Zugabe ‘Gone With The Wind‘, dann fällt der Name Tom Searle zum ersten und gleichzeitig letzten Mal am Abend. In einem ergreifenden Moment der Stille gedenkt er zusammen mit den anteilnehmenden Fans an das Schaffen des Architects-Visionärs, erklärt abschließend aber auch dessen Philosophie, die heute und hoffentlich auch in Zukunft für die Band nur einen Schluss zulässt: ‘The Show Must Go On!‘

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Blegh: Briten empört über eingetragene deutsche Marke

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