Über drei Millionen verkaufte Konzerttickets in 35 Ländern – So lesen sich die imposanten Eckdaten der weltberühmten und bis dato wohl besten Coverband überhaupt, der Australian Pink Floyd Show. Zeitlose Musik anderer zu replizieren mag zwar so manchem Die-Hard-Fan per se etwas bitter aufstoßen, betrachtet man allerdings die Hingabe und Liebe zum Detail mit der das zehnköpfige(!) Ensemble das Vermächtnis der britischen Kultband fortführt, sollte eigentlich jegliche Skepsis bereits im Keim erstickt werden. Relevanz, den unvergleichlichen Sound Pink Floyds weiterhin auf die Bühne zu bringen, besteht ohnehin, wenn man sich vor Augen führt, dass die letzte Tour unter offiziellem Banner mittlerweile gut 20 Jahre zurückliegt. Der Erfolg gibt den Aussies jedenfalls Recht, denn auch anno 2015 scheint die Faszination Pink Floyd ungebrochen zu sein.
In der fast ausverkauften Swiss Life Hall in Hannover unternehmen die Protagonisten am heutigen Abend eine Zeitreise, die bis ins Jahr 1967 zurückreicht. Das ungezügelte ‘Astronomy Domine’ aus dieser frühen Findungsphase ist es letztlich, mit dem das über zweistündige Spektakel eingeleitet wird. Eine ungewöhnlich ungezügelte Nummer, die zur damaligen Zeit nicht mal im Ansatz erahnen ließ, welche Großtaten die blutjunge Band namens Pink Floyd noch folgen lassen sollte. Haben sich die Wogen des ersten Songs dann geglättet, wird über die kreisförmige Leinwand das Jahr 1975 in den Fokus und Mittelpunkt des Abends gerückt. Anlässlich des 40-jährigen Jubiläums haben es sich die Australier dieses Mal nämlich zur Aufgabe gemacht, WISH YOU WERE HERE, das neben THE WALL und THE DARK SIDE OF THE MOON zu den populärsten Werken Pink Floyds zählt, in seiner Gesamtheit aufzuführen.
Wohlige Gänsehaut macht sich breit, als sich die wabernden Synthie-Teppiche langsam im Raum entfalten und das endlos schöne Intro zu ‘Shine On You Crazy Diamond (Parts I-V)’ seinen Lauf nimmt. Die Hommage an das mittlerweile verstorbene Gründungsmitglied Syd Barrett galt gemeinhin als das vollkommenste Stück der Briten und wird auch mit dementsprechender Leidenschaft von der Australian Pink Floyd Show performt: Von dem bereits erwähnten genialen Gilmour/Wright-Einstieg, über den erhabenen und von den weiblichen Backingvocals getragenen Refrain, bis hin zum schmeichelnden Saxophon-Outro wird jeder einzelne Part in einer fast schon unheimlichen Perfektion wiedergegeben. Zieht man beispielweise das Live-Referenzwerk PULSE als Vergleich heran, ist es instrumental gesehen nahezu unmöglich, einen nennenswerten Unterschied zum Original auszumachen. Aber auch die verschiedenen Gesangspassagen, die auf insgesamt vier Mitglieder der Coverband aufgeteilt werden, kommen ihren Vorbildern mitunter sehr nahe. Gleichermaßen professionell wie die Vollblutmusiker auf der Bühne verhält es sich mit der Lichtshow. Die Leinwand in der Mitte, die bogenförmig umrahmende Lichterkette, die Scheinwerferbatterien vor der Bühne und die zahlreichen Laserlichter sind allesamt der letzten großen Pink Floyd-Tour nachempfunden. Und auch wenn die einzelnen Bestandteile natürlich nicht das gewaltige Ausmaß einer DIVISION BELL-Show annehmen, werden die Songs dennoch beeindruckend in Szene gesetzt.
Nach dem letzten Saxophon-Zucken des fantastischen ersten WISH YOU WERE HERE-Monuments geht es hypnotisch mit ‘Welcome To The Machine’ weiter, das zusammen mit dem lässigen ‘Have A Cigar’ bittere Kritik an der Musikindustrie und ihren Großkonzernen übt. Nostalgie pur verströmt dagegen die allseits bekannte und mit alten Fotos der Band untermalte Titel-Ballade ‘Wish You Were Here’. Den formidablen Bogen zum Anfang schlagen dann die Parts VI-IX von ‘Shine On You Crazy Diamond’, dessen wiederkehrendes Thema das Album zu einem äußerst stimmigen und in sich geschlossenen Gesamtkunstwerk zusammenführt. Bevor es in eine 20-minütige Pause geht, wird noch der frenetisch bejubelte Gassenhauer ‘Another Brick In The Wall Part 2’ moderner denn je zum Besten gegeben. Ein Auftakt nach Maß, der die Lust auf die zweite Hälfte des Abends ins Unermessliche steigert.
Mit dem THE WALL-Opener ‘In The Flesh?’ leiten die Aussie-Floyds dann brachial in ein Best-Of-Set über, das in Sachen Inszenierung keine Wünsche offen lässt. Nach ‘Learning To Fly’, einer typischen Gilmour-Nummer mit herrlichen Gitarren-Licks, geht die Zeitreise weiter ins Jahr 1973. THE DARK SIDE OF THE MOON steht nun auf dem Programm. Zu ‘Time’ flackern die Laserlichter synchron zur Intro-Trommelei, die exzellente Soloarbeit David Gilmours wird dagegen wieder einmal bestens von den beiden Gitarristen Steve Mac und David Domminney Fowler gewürdigt. Kurz darauf stehen die beiden Background-Sängerinnen Emily Lynn und Lorelei McBroom im Mittelpunkt des Geschehens und stellen bei ‘The Great Gig In The Sky’ ihr Stimmvolumen eindrucksvoll zur Schau – tosender Applaus inklusive.
Bei dem über alle Zweifel erhabenen floydschen Songgut fällt es schwer, weitere Highlights herauszupicken, aber auch die Darbietung des australischen Pendants braucht die aufgezwungenen Vergleiche zu den eigentlichen Songvätern in keinster Weise zu scheuen. Selbst das fabelhaft intonierte ‘High Hopes’ mitsamt seines denkwürdigen Lap-Steel-Gitarren-Solos beweist, dass auch das von vielen kritisch beäugelte THE DIVISION BELL seine grandiosen Momente besitzt. Als sich der Abend dann langsam dem Ende zuneigt, zieht die Australian Pink Floyd Show mit ‘One Of These Days’ nochmals alle audiovisuellen Register mitsamt aufblasbarem Riesen-Känguru, dem Markenzeichen der Aussie-Band. Vor überschwappender Begeisterung hält es in der Swiss Life Hall schon lange niemanden mehr auf den Sitzen. Getoppt wird das elektrisierende Instrumental nur noch von ‘Comfortably Numb’ und seinem wohl emotionalsten Solo der Bandgeschichte, das von Gitarrist Fowler wiederum makellos interpretiert wird. Unter ohrenbetäubendem Jubel und stehenden Ovationen verlässt die Truppe daraufhin die Bühne, lässt es sich aber natürlich nicht nehmen, für zwei Zugaben erneut zurückzukehren. Zur Überraschung vieler Anwesender schleicht sich mit ‘Louder Than Words’ sogar noch ein Song aus dem aktuellen Album THE ENDLESS RIVER in die Setlist. Nach gut zwei Stunden Pink Floyd pur findet dann allerdings ein großer Abend mit ‘Run Like Hell’ sein würdiges Ende.
Um abschließend nicht noch weiter in Superlativen sudeln zu müssen, sollen die Worte David Gilmours höchstpersönlich helfen. Dessen Segen hat die Australian Pink Floyd Show bereits seit 1996, als er sie zu seinem 50. Geburtstag einlud und sich irgendwann eingestehen musste: „Die sind besser als wir!“
Setlist The Australian Pink Floyd Show:
- Astronomy Domine
- Shine On You Crazy Diamond (Parts I-V)
- Welcome to the Machine
- Have a Cigar
- Wish You Were Here
- Shine On You Crazy Diamond (Parts VI-IX)
- The Happiest Days of Our Lives
- Another Brick in the Wall Part 2
- In the Flesh?
- Learning to Fly
- Time
- Breathe (Reprise)
- The Great Gig in the Sky
- Money
- Young Lust
- High Hopes
- One of These Days
- Comfortably Numb
- Louder Than Words
- Run Like Hell
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