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Im Klang-Kaleidoskop bei: The Alan Parsons Live Project

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Alan Parsons sollte jedem Liebhaber progressiver Klänge ein Begriff sein. Legendenstatus erreichte der heute 66-Jährige bereits im Jahre 1973 an der Seite von Pink Floyd. Als Toningenieur und Produzent war er es, der dem Jahrhundertalbum THE DARK SIDE OF THE MOON mit wegweisenden Aufnahmetechniken erst Leben einhauchte. Aber auch sein eigenes musikalisches Schaffen, dass er ab 1976 zusammen mit Eric Woolfson unter dem Namen The Alan Parsons Project auf insgesamt zehn Scheiben verewigte, stand dem an konzeptioneller Finesse und tiefgängigen Arrangements in nichts nach.

Fast 40 Jahre später steht der britische Visionär also mit The Alan Parsons Live Project wieder auf deutschen Bühnen und begeistert mit einer zweistündigen Song-Retrospektive, die keine Wünsche offen lässt. Ebenso die Rahmenbedingungen könnten kaum besser sein. Wo am Vortag Limp Bizkit noch mit Regen zu kämpfen hatten, wartet das Freiluftgelände der Gilde Parkbühne heute im strahlenden Sonnenschein mit äußerst angenehmer Atmosphäre und gemütlichem Ambiente auf. Da der Support Act John Parr wegen Krankheit leider ausfallen muss, groovt das Live Project auch gleich pünktlich um 20 Uhr mit dem Instrumental ‘I Robot‘ ein. Was dabei sofort auffällt: Der Sound ist von Beginn an ein absoluter Ohrenschmaus. Etwas anderes hätte ein Klangmagier wie Parsons aber wohl sowieso nicht geduldet.

Anfangs noch zu fünft, wird das Ensemble bereits beim mitreißenden ‘Damned If I Do‘ von drei weiteren, technisch hoch versierten Musikern komplettiert. Alan, der zwar sicherlich ein paar Pfunde zugenommen, aber nichts von seinem Charisma eingebüßt hat, thront dabei leicht erhöht über seinen Mitstreitern. Mal am Keyboard, mal an der Rhythmusgitarre, in seltenen Fällen wie etwa beim umjubelten ‘Don’t Answer Me‘ auch am Mikrofon, hält er sich allerdings zumeist vornehm im Hintergrund und nimmt mehr eine Leuchtturm-Funktion ein – das zentrale ‘Eye In The Sky‘ sozusagen. Darüber hinaus wird vor allem gesanglich Abwechslung geboten: Nahezu jeder der Musiker ist neben dem Beherrschen seines Instruments auch noch mit gesanglichen Qualitäten ausgestattet, die sich teilweise in sechsstimmigen Chören entladen. Auf der anderen Seite lässt diese vokale Vielfalt aber eben auch eine prägnante Solo-Stimme vermissen. Wie bei vielen Studioprojekten fehlen auf der Bühne – Parsons selbst natürlich ausgenommen – schlicht Charaktere, die den Songs neues Leben einhauchen. Platz zu ausladenden Instrumentalgefechten, wie es beispielweise bei Blue Öyster Cult oder Toto heutzutage der Fall ist, bleibt wenig.

The Alan Parsons Live Project fokussiert sich auf das möglichst genaue Reproduzieren der Songs, wie man sie in ihrer ursprünglichen Version kennt. Was zur damaligen Zeit live als nahezu unaufführbar galt, wird heute in klanglicher Perfektion wiedergegeben. Tosenden Applaus gibt es vor allem für die makellose Aufführung der kompletten zweiten Hälfte von THE TURN OF A FRIENDLY CARD, das von den beiden titelgebenden Parts umrahmt wird und in Gänze eines der sanftmütigsten Meisterwerke des Artrock darstellt. Einige Perlen á la ‘Luciferama‘, ‘Old And Wise‘ oder ‘Prime Time‘ später ertönt dann auch ‘Sirius‘, das gefühlt jedem zweiten Sportverein als Einlaufmusik dient, aber nach wie vor für Gänsehaut pur sorgt. Der geschmeidige Übergang zum Signature-Hit ‘Eye In The Sky‘ ist danach nur noch reine Formsache, ebenso wie die lautstark geforderten Zugaben in Form von ‘(The System of) Dr. Tarr and Professor Fether‘, ‘Games People Play‘ und ‘Don’t Let It Show‘. Nach dieser fulminanten Darbietung darf man sich sicherlich glücklich schätzen, Alan Parsons noch einmal live erlebt zu haben, bevor er den Bühnen dieser Welt endgültig den Rücken zuwendet.

Setlist:

  1. I Robot

  2. Damned If I Do

  3. Don’t Answer Me

  4. Breakdown / Raven

  5. Time

  6. I Wouldn’t Want to Be Like You

  7. Days are Numbers

  8. The Turn of a Friendly Card (Part One)

  9. Snake Eyes

  10. The Ace of Swords

  11. Nothing Left to Lose

  12. The Turn of a Friendly Card (Part Two)

  13. Do You Live at All

  14. Luciferama

  15. Limelight

  16. In the Real World

  17. Old and Wise

  18. Prime Time

  19. Sirius

  20. Eye in the Sky

  1. (The System of) Dr. Tarr and Professor Fether

  2. Games People Play

  1. Don’t Let It Show

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METAL HAMMER präsentiert: Erik Cohen

Erik Cohen, einer der wohl eigenständigsten deutschsprachigen Rock-Musiker der letzten Jahre, fügt mit scheinbar spielerischer Leichtigkeit zusammen, was ihm über seine musikalische Sozialisation in Fleisch und Blut überging. Er schreibt mit spürbarer Freude an zupackenden Melodiebögen und leidenschaftlicher Ausdauer Rocksongs, die in ihren Ansätzen unterschiedlich sein mögen, aber im Albumkontext dennoch ein absolut stimmiges Gesamtbild ergeben, das sich überdies nur schwer kopieren lässt. Um Sound-Schubladen hat sich der sympathische Kieler noch nie sonderlich gekümmert und so bleiben in seiner künstlerischen Welt die Genre-Grenzen kontinuierlich offen und fließend. Classic Rock, Hard Rock, Heavy Metal, Alternative Rock, Punk und Pop müssen sich am Ende einfach…
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