The monsters are back in town! Aber scheinbar hat das niemand mitbekommen. Die Essigfabrik ist an diesem Abend nicht mal ansatzweise gefüllt. Grob geschätzt wollen nicht einmal 200 Leute das Horror-Spektakel der Finnen sehen. Woran liegt’s ? Ist das Rheinland an diesem Aschermittwoch noch im Karnevals-Delirium? Oder ist Lordis Zeit einfach vorbei? Man kann nur mutmaßen.
Zumindest das anwesende Publikum scheint ordentlich Bock zu haben und gibt bereits beim ersten Act alles. Palace spielen straighten deutschen Metal à la Accept oder Running Wild und machen mit Songs wie ‘Rot In Hell’ vom aktuellen Album THE 7TH STEEL ordentlich Party. Fronter HP Piller ist sympathisch und animiert die überschaubare Menge bis zum Umfallen. Spätestens beim letzten Song ‘Machine Evolution’ haben sich die Fans warm gemosht und sind bereit für die Horror-Messe.
Das Party-Level können die Italiener von Sinheresy allerdings nicht halten. Obwohl Sänger Stefano Sain und Fronterin Cecilia Petrini ein abwechslungsreiches Duo bilden, will der Auftritt nicht so recht ins Gesamtkonzept des Abends passen. Mit Songs wie ‘Merciless Game’ (THE SPIDERS AND THE BUTTERFLY, 2011) oder ‘Elua’s Gift’ (PAINT THE WORLD, 2013) zeigt die Band zwar ihre Power in Sachen Symphonic Metal, schafft es aber leider nicht, das Publikum in Extase zu versetzen. In einem anderen Rahmen hätten Sinheresy sicher mehr gepunktet.
Jetzt wird’s schaurig. Lordi übernehmen das Steuer der Scare Force One, um allen Passagieren das Fürchten zu lehren. Ein erster Blick auf die neuen Kostüme verrät: Mr. Lordi hat wieder ganze Arbeit geleistet. Die täuschend echt wirkenden Masken und Outfits sind alles andere als amateurhaft.
Los geht’s mit der aktuellen Single ‘Nailed By The Hammer Of Frankenstein’ vom aktuellen Album SCARE FORCE ONE, der in üblicher Lordi-Manier schockt. Auch die anderen neuen Songs ‘Sir, Mr. Presideath, Sir’, ’How To Slice A Whore’ oder ‘Hell Sent In The Clowns’ überzeugen restlos und beweisen damit, dass das aktuelle Album sich nahtlos neben anderen Großtaten der Lordi-Diskographie einreihen kann.
Die Setlist ist ein guter Mix aus älteren Horror-Klassikern wie ‘Devil Is A Loser’ (GET HEAVY, 2002), ‘Blood Red Sandman’ (THE MONSTERICAN DREAM, 2004) und natürlich dem Überhit ‘Hard Rock Hallelujah’ (THE AROCKALYPSE, 2006). Durch die Solo-Einlagen aller BandMitglieder wird der Gruselfaktor noch einmal erhöht, denn jeder Künstler bekommt seine eigene Horror-Szene.
Generell ist ein Lordi-Gig nicht nur etwas für die Ohren, sondern in erster Linie auch für die Augen. Die Show ist überragend gut und lässt das Herz jedes Horror-Fans höher schlagen. Egal ob Zombies, Kunstblut, Mumien oder eine Live-Ausweidung, Lordi sparen an nichts. Allein für diese Show hätten sie schon deutlich mehr Zuschauer verdient.
Zum Abschluss hebt die ‘Scare Force One’ noch einmal ab und schockt nach einer fast zweistündigen Show den letzten Rest der Fans. Obwohl Lordi sicherlich schon in deutlich volleren Hallen gespielt haben, werden an diesem Abend keine Wünsche offen gelassen und es bleibt zu hoffen, dass die Zeit der Monster-Crew noch nicht vorüber ist.